Donnerstag, April 25, 2024

Einsamkeit von Studierenden während der Corona-Pandemie viel häufiger

Aktuelle Daten zeigen, dass während der Corona-Pandemie deutlich mehr Studierende unter Einsamkeit litten.

Deutlich mehr Studierende litten während der Corona-Pandemie unter Einsamkeit. Das zeigten nun rezente Ergebnisse von Untersuchungen. Wobei jene Personen ohne Partnerschaft besonders hart betroffen waren. Übrigens ist Einsamkeit auch gesundheitspolitisch sehr wichtig. Und zwar vor allem, wenn sie längere Zeit anhält. Denn einsame Menschen leben ungesünder und sind häufiger krank.

 

Einsamkeit während der Corona-Pandemie allgemein viel häufiger

Unter dem Strich ist während der Corona-Pandemie das Gefühl der Einsamkeit weltweit um fünf Prozentpunkte angestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine rezente Meta-Analyse mit den Daten aus 34 Studien aus vier Kontinenten. Eine weitere Studie zeigt, dass sich in Deutschland bei Studierenden das Gefühl der Einsamkeit während des Lockdowns in der Corona-Pandemie fast verdoppelt hat. Infolgedessen können negative gesundheitliche Folgen durch die Einsamkeit auftreten. Dementsprechend sollte man Risikogruppen daher genau im Blick behalten werden.

 

Deutlicher Anstieg von Einsamkeit während der Corona-Pandemie

Für die Meta-Analyse werteten die Wissenschaftler 34 Studien aus. Mehr als 200.000 Probanden aus vier Kontinenten hatten daran teilgenommen. Dabei schlossen die Forschenden nur Studien ein, die vor und während der Corona-Pandemie Daten zur Einsamkeit erhoben hatten. Wobei die Mehrzahl der Studien zu beiden Zeitpunkten auch dieselbe Personengruppe erfasst hatte. „Wir konnten erstmals nachweisen, dass Einsamkeit in der Bevölkerung während der Pandemie weltweit zugenommen hat“, sagt Erstautorin Dr. phil. MSc. Psych. Mareike Ernst von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz.

Jedenfalls zeigte die Analyse, dass im Mittel Einsamkeit während der Corona-Pandemie um rund fünf Prozentpunkte für die Zeit der sozialen Einschränkungen anstieg. „Die These von der ‚Pandemie der Einsamkeit‘ ist damit sicherlich widerlegt. Dennoch handelt es sich um einen deutlich messbaren Anstieg, der nachteilige gesundheitliche Folgen haben könnte“, so Ernst. Zwar könne die Meta-Analyse keine näheren Angaben zu den Bevölkerungsgruppen machen, die sich verstärkt einsam fühlten. „Wir wissen aber, dass Personen nach dem Renteneintritt ebenso zu den Risikogruppen für Einsamkeit zählen wie Heranwachsende“, sagt Ernst.

Jedenfalls litten bestimmte junge Erwachsene besonders stark unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Das belegt eine weitere Studie aus Deutschland. Zu diesem Zweck wurden 443 Studierende, die per Mail rekrutiert worden waren, vor und während der Pandemie zu ihrer mentalen Gesundheit befragt – in den Zeiträumen Juni bis August 2019 versus Juni 2020. „Im Schnitt waren die Befragten knapp 23 Jahre alt und zu 77 Prozent weiblichen Geschlechts“, erläutert Professor Dr. med. Dipl.-Psych. Manfred Beutel, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz.

 

Studierende ohne Partnerschaft litten besonders stark

Wie die Auswertung ergab, ist die Einsamkeit ein Marker, der während der Corona-Pandemie in dieser Gruppe am stärksten anstiegen. Der Wert hat sich fast verdoppelt. zudem litten insbesondere jene Studierende unter Einsamkeit, die vor und während der Corona-Pandemie keine feste Partnerschaft hatten. Dementsprechend führten die soziale Isolation durch Einbußen bei sozialen Kontakten und Freizeitaktivitäten plus gesundheitliche Sorgen während der Pandemie zu Einsamkeit vor allem bei Single-Studierenden. Knapp die Hälfte der Befragten hatten keine feste Partnerschaft.

Einsame Studierende waren häufig depressiv und ängstlich gestimmt. Zudem beklagten sie sich verstärkt über körperliche Beschwerden. Für den Mainzer Experten für Psychosomatik stellt Einsamkeit daher einen wichtigen Befund dar. „Einsamkeit besitzt hohe gesundheitspolitische Relevanz. Vor allem, wenn sie längere Zeit anhält“, betont Beutel. „Einsame Menschen leben ungesünder und sind häufiger krank. Sie stellen eine Risikogruppe da, auf die man achten muss.“


Literatur:

Ernst M, Niederer D, Werner AM, Czaja SJ, Mikton C, Ong AD, Rosen T, Brähler E, Beutel ME. Loneliness before and during the COVID-19 pandemic. A systematic review with meta-analysis. Am Psychol. 2022 May 9. doi: 10.1037/amp0001005. Epub ahead of print. PMID: 35533109.

Werner AM, Tibubos AN, Mülder LM, Reichel JL, Schäfer M, Heller S, Pfirrmann D, Edelmann D, Dietz P, Rigotti T, Beutel ME. The impact of lockdown stress and loneliness during the COVID-19 pandemic on mental health among university students in Germany. Sci Rep. 2021 Nov 22;11(1):22637. doi: 10.1038/s41598-021-02024-5. PMID: 34811422; PMCID: PMC8609027.


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM)

Related Articles

Aktuell

Kombination von Azelastin und dem Nasenspray Fluticason bei allergischer Rhinitis

Die Kombination von Azelastin und dem Corticoid-Nasenspray Fluticason kann die Symptome einer allergischen Rhinitis deutlich verringern. Allergische Rhinitis, oft gekennzeichnet durch Symptome wie Niesen, Nasenjucken,...
- Advertisement -

Latest Articles

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...

Ernährung bei Frauen in der Perimenopause

Der Einfluss des Zustands der Ernährung von Frauen in der Perimenopause ist ein wichtiger Faktor für deren Gesundheit und Lebensqualität. Der Zustand der Ernährung spielt...

Terpene und Cannabinoide in Cannabis sativa, dem Hanf

Cannabis sativa, der Hanf-Pflanze, und seine medizinische Bedeutung – ein Überblick über Terpene und Cannabinoide. Cannabis sativa, allgemein bekannt als Hanf, zählt zu den ältesten...