Samstag, April 20, 2024

Gesunder Darm – Voraussetzung für allgemeine Gesundheit

Ein gesunder Darm ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die allgemeine Gesundheit, sonst kann die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt werden.

Ist die normale Darmflora beeinträchtigt, können Nähr- und Vitalstoffe nicht mehr aufgenommen werden. Infolgedessen werden der Organismus sowie das Immunsystem belastet. Der Darm erfüllt viele ganz unterschiedliche Aufgaben:

  • Die Nahrung wird im Darm aufgespalten und so für den Körper verwertbar gemacht.
  • Der größte Teil unseres Immunsystems befindet sich im Darm.
  • Im Darm werden auch Vitamine und Botenstoffe des Nervensystems (Neurotransmitter) produziert.

Nahrungsaufnahme und Verwertung

Je nach Messart beträgt die Gesamtoberfläche des Darmes bis zu 300 m2. Seine Funktion besteht zunächst darin, die Nahrung aufzuspalten und dem Körper die benötigten Nahrungsbestandteile zuzuführen. Im Laufe von 70 Lebensjahren passieren etwa 30 Tonnen Nahrung den Darm. Trotzdem wird dem Darm und der Ernährung oft zu wenig Beachtung geschenkt.

Immunsystem

Etwa 80 % unseres Immunsystems befinden sich im Darm, dort findet man die Peyer‘schen Plaques, eine Ansammlung von Zellen, die eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielen. Direkt nach der Geburt beginnen sich im Darm millionenfach Bakterien anzusiedeln, mit denen der Mensch normalerweise in guter Symbiose lebt. Sie sind wichtig als Barriere für Fremdkeime, für die Ausreifung des Immunsystems und für eine gute Darmgesundheit. Verschiedene Bakterienarten helfen uns ein Leben lang in einem fein abgestimmten Zusammenspiel bei der Aufspaltung und Verwertung der Nahrung. Sie sind auch an der körpereigenen Synthese von einigen Vitaminen beteiligt.

Psychosomatisches Organ: Darmnervensystem

Im Darm befinden sich Millionen von Nervenzellen mit Verbindung zum Gehirn. Die meisten davon (über 70 %) leiten dabei Botschaften vom Darm zum Gehirn weiter. Außerdem werden im Darm auch wichtige Botenstoffe des Nervensystems (Neurotransmitter) wie z. B. das Serotonin produziert. So besteht ein enger Zusammenhang zwischen einem gesunden Darm und der seelischen Gesundheit.

Welchen Belastungen ist ein „normaler“ Darm ausgesetzt?

Zu einem gesunden Darm gehört wesentlich mehr, als nur eine „normale Verdauung“. Die Verdauung beginnt bereits im Mund durch Kauen und Einspeicheln der Nahrung. Im Speichel sind bereits Enzyme vorhanden, die bei der Aufspaltung der Kohlenhydrate aus der Nahrung behilflich sind. Kaut man zu hastig und gelangen nur grob zerkleinerte Nahrungsbestandteile in den Magen, ist dies für den Organismus eine zusätzliche Belastung. Vom Magen wird reichlich Säure für die Aufspaltung von Eiweiß produziert, die aber im Darm wieder neutralisiert werden muss, denn die dortigen Verdauungsenzyme und -bakterien können nur in neutralem Milieu optimal arbeiten.

So hängt der ganze Säure-Basen-Haushalt des Körpers eng mit der Verdauung zusammen. Wenn Kohlenhydrate nicht richtig aufgespalten werden, können sie in den unteren Darmabschnitten zu gären beginnen. Die Produkte dieser Gärung können die Darmschleimhaut reizen und als minderwertige Alkohole in den Körper gelangen. Ähnliches geschieht mit nicht richtig aufgespaltenen Eiweißen, die durch die Körperwärme zu faulen beginnen, besonders dann, wenn größere Mengen an Nahrung zu lange im Darm verweilen müssen. Beides hat auch ungünstigen Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt des Darmes.

Die gesunde Zusammensetzung der Darmflora kann auf Dauer durch falsche Ernährung, unerkannte Nahrungsunverträglichkeiten, ungesunde Essgewohnheiten sowie durch ständige Gärungs- oder Fäulnisprozesse erheblich gestört werden. Auch andere Einflüsse wie Alkoholgenuss, Rauchen, bestimmte Medikamente (vor allem Antibiotika), chronischer Stress oder Infektionen können die normale Bakterienflora im Darm beeinträchtigen. Die Folgen davon:

  • Nähr- und Vitalstoffe, lebenswichtige Vitamine und Mineralien können nicht mehr optimal aus der Nahrung aufgenommen werden.
  • Unerwünschte Bakterienstämme oder Pilze (z. B. Candida albicans) können sich zu stark vermehren und den Organismus sowie das Immunsystem mit ihren Stoffwechsel- oder Zerfallsprodukten belasten.
  • Eine fortwährende Reizung der Darmschleimhaut und daraus resultierende häufige Durchfälle.
  • Die Darmwand kann für Stoffe durchlässiger werden, die eigentlich nicht vom Körper aufgenommen werden sollten (Leaky-Gut-Syndrom). Das kann zu verschiedenen Überempfindlichkeitsreaktionen und Nahrungsmittelallergien führen.

 

Diagnostik und therapeutische Möglichkeiten

Wechselnde und unregelmäßige Stühle, Blähungen, verstärkte Müdigkeit nach dem Essen oder chronische Erkrankungen können Ursachen oder Folgen einer gestörten Darmfunktion sein.

Vor Beginn einer Behandlung empfiehlt sich eine Laboruntersuchung durch ein Speziallabor, damit ein Arzt den aktuellen Zustand des Darmes (erwünschte bzw. unerwünschte Keime, Belastungen durch chronische Gärungs- oder Fäulnisprozesse, Hefepilze (Candida) oder Parasiten beurteilen kann. Auch Hinweise auf Nahrungsmittelintoleranzen (wie z. B. Lactose-, Fruktose-, Histaminintoleranz oder die Glutenunverträglichkeit) und auf eine unnatürlich erhöhte Durchlässigkeit der Darmwand lassen sich so gewinnen.

Bei Labortests wird ein Bakterienprofil der Darmflora erstellt, darüber hinaus auch Hefen und Pilze untersucht und der pH-Wert des Stuhles bestimmt. Es erfolgt eine Beurteilung über Pathogenitätsrisiken der Darmflora. Aus diesem Befund kann abgeleitet werden, wie es um die „Verdauungskraft“ des Darmes bestellt ist. Durch Labortests kann außerdem eine Beurteilung des darmständigen Immunsystems erfolgen und festgestellt werden, ob ein Leaky-Gut-Syndrom vorliegt, das Allergene und Bakterien die Darmwand durchdringen lässt. Ein erhöhtes Alpha 1 Antitrypsin und Zonulin im Stuhl sind ein starker Hinweis auf das Vorliegen eines Leaky-Gut-Syndroms. Es gibt enge Zusammenhänge zwischen dem Vorliegen eines Leaky-Gut-Syndroms und einer Vielzahl entzündlicher Erkrankungen wie Allergien und Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis.

Danach kann eine individuell auf den Patienten abgestimmte Sanierung der Darmflora begonnen werden. Unter anderem kann diese bestehen aus:

  • Darmreinigung durch unterschiedliche Kuren, wie z. B. die F.X.Mayr-Kur oder eine Kur mit Flohsamen (Psyllium).
  • Symbioselenkung durch probiotische Darmbakterien in hoher Konzentration: z. B. mit speziellen Lactobazillen, Bifidobakterien usw.
  • Ernährungsumstellung und Unterstützung bei Nahrungsmittelintoleranzen.
  • Orthomolekulare Therapie, Einsatz von Vitalstoffen und Kräutern, zur Versorgung mit wichtigen Bausteinen für die Darmwand und zur Reduktion von Darmreizungen. Zum Beispiel mit einer auf die Bedürfnisse des Patienten individuell zusammengestellten Auswahl an L-Glutamin, antioxidativ wirksamen Vitaminen und Spurenelementen wie Vitamin C, Selen und Zink, Pflanzenstoffen wie Myrrhe, Curcuma, Thymian, Kamille und Weihrauch sowie probiotischen Bakterienkulturen.

Darmsanierung – Unterstützung durch Orthomolekulare Therapie

Im Darm leben Milliarden unterschiedlicher Mikroorganismen in enger Symbiose und leisten wertvolle Dienste für unsere Gesundheit, wenn die Darmflora gesund ist. Die resistente

Darmflora, hier vor allem die Lacto- und Bifidusflora, erfüllt im menschlichen Körper wichtige Funktionen. Durch Lacto- und Bifidusbakterien werden Substanzen produziert, welche krankmachende Bakterien abtöten können. Die Darmflora stärkt das Immunsystem und trainiert es.

Sie erschwert die Anheftung krankmachender Bakterien an die Darmwand und vermindert das Risiko, dass krankmachende Hefen bzw. Pilze (z. B. Candida albicans) den Darm überwuchern. Die Darmflora verbessert die Stoffwechselfunktionen der Darmschleimhaut und sorgt für eine physiologische Darmpermeabilität, sodass Makro- und Mikronährstoffe aus dem Darm in den Körper aufgenommen werden können.

Ist die Darmflora gestört oder aus dem Gleichgewicht, kann dies mit Gabe spezieller Lacto- und Bifidusbakterien ausgeglichen werden. Diese sogenannten Probiotika sollen ein ausgeglichenes Verhältnis unterschiedlicher Bakterienkulturen enthalten mit einer möglichst hohen Gesamtkeimzahl.

Bei Reizdarmsyndrom mit bakterieller Fehlbesiedlung und Wachstum von Hefepilzen ist es wichtig, zunächst das Hefepilzwachstum einzudämmen. Dieses geschieht durch eine Ernährung, die relativ frei ist von konzentrierten Kohlenhydraten und gleichzeitiger Gabe von Phytosubstanzen, die das Hefepilzwachstum hemmen und eine Überwucherung von krankhaften Keimen einzudämmen vermögen. Substanzen wie z.B. Myrrhe, Thymianextrakt, Curcumin, Kamille und Kieselerde wirken hemmend auf das Hefepilzwachstum sowie krankmachende Keime und reizlindernd auf die Darmschleimhaut und die anderen Schleimhäute des Körpers.

Außerdem empfiehlt sich die Gabe verschiedener normalerweise im Darm vorkommender Bakterienkulturen wie Lactostämme, Bifidusstämme und Enterococcus Diese Bakterienkulturen unterstützen die Darmflora und stärken dadurch das Immunsystem, vermindern das Überwuchern von krankhaften Keimen und sind in der Lage, Vitamine zu bilden.

Schädigung der Darmflora durch Antibiotika

Antibiotika hemmen nicht nur das Wachstum krankmachender Bakterien, sondern aller Arten von Mikroorganismen. So kann die Einnahme von Antibiotika auch Einfluss auf die gesunde Darmflora haben.

  • Makroloidantibiotika interagieren vor allem mit der physiologischen anaeroben Darmflora und können Durchfälle verursachen.
  • Cephalosporine stören vor allem die aerobe und anaerobe physiologische Darmflora.
  • Die Fluorchinolone beeinflussen vor allem die aerobe Darmflora.
  • Tetracycline beeinflussen vor allem die aerobe physiologische Darmflora und führen nicht selten zu Durchfällen und anderen gastrointestinalen Störungen.

Während sich bei einem gesunden Menschen mit einem normalen Immunsystem die physiologische Darmflora nach Antibiotikagabe in der Regel rasch wieder erholt, kommt es bei immunschwachen oder belasteten Patienten häufig zu dauerhaften Störungen der Darmflora.

Um Schädigungen der Darmflora durch die Einnahme von Antibiotika vorzubeugen, empfiehlt sich eine Substitution mit probiotischen Bakterienkulturen. Die verschiedenen Lacto- und Bifidusstämme sollten dann in einem zeitlichen Abstand von 2-3 Stunden zum Antibiotikum eingenommen und nach der Antibiotikatherapie noch einige Zeit fortgesetzt werden.

Gesunder Darm? Was man tun?

  • Genießen Sie Ihr Essen! Essen Sie langsam und mäßig. Essen Sie nicht, wenn Sie unter Stress stehen. Bei Stress werden alle Verdauungsfunktionen automatisch herunterreguliert.
  • Kauen Sie jede Mahlzeit sehr gründlich! Wenn Sie langsamer essen, werden Sie viel kleinere Mengen an Nahrung benötigen, um satt zu werden. Denn der Sättigungsreflex setzt erst nach einer gewissen Zeit ein, unabhängig von der bis dahin aufgenommenen Nahrungsmenge.
  • Essen Sie möglichst naturbelassene, abwechslungsreiche und überwiegend basenbildende Kost.
  • Essen Sie nicht einfach nur, um satt und voll zu werden. Ihr Darm braucht keinen „Füllstoff“!
  • Die Nahrung sollte reichlich hochwertige ungesättigte Fettsäuren enthalten und viel frisches Obst, Beeren und Gemüse. Pflanzliche Nahrung ist nicht nur wegen der Ballaststoffe, sondern auch wegen der „sekundären Pflanzenstoffe“ (Polyphenole, Flavonoide, Carotinoide usw.) sehr wichtig.
  • Vermeiden Sie Nahrungs- und Genussgifte (z. B. Nikotin, Alkohol)
  • Trinken Sie ausreichend Wasser!

Quelle: Dr.med. Siegfried Kober, Arzt für Allgemeinmedizin, Ampass (Ö), www.naturheilkunde-akademie.at

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