Freitag, April 19, 2024

Lasern bei grünem Star als Alternative zu Augentropfen

Neue Studien belegen, dass Lasern bei grünem Star wirkungsvoll sein kann wie Augentropfen und eine medikamentöse Behandlung.

Unter dem Strich ist der grüne Star eine der häufigsten Ursachen für Erblindung in der westlichen Welt. In Deutschland sind etwa eine Million Menschen betroffen. Um das Fortschreiten des Augenleidens aufzuhalten, werden meistens Augentropfen eingesetzt. Neue Studien belegen, dass eine Laserbehandlung ähnlich wirkungsvoll sein kann wie eine medikamentöse Behandlung. Anlässlich des Weltglaukomtages empfehlen Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) daher, Lasern als Alternative zu Augentropfen bei einigen Formen des grünen Stares anzubieten, die noch nicht sehr stark fortgeschritten sind. Lasern ist eine Kassenleistung.

 

Primäre Offenwinkelglaukom als häufigste Form des grünen Stares

Die häufigste Form des grünen Stares ist das primäre Offenwinkelglaukom. Dabei sterben die Nervenfasern des Sehnerven langsam ab, im schlimmsten Fall führt das zur Erblindung. Ein wichtiger Faktor bei diesem Prozess ist der Augeninnendruck, der durch den Abfluss des Augeninnenwassers im sogenannten Trabekelwerk des Auges reguliert wird: Ist der Abfluss dort gestört, erhöht sich der Augeninnendruck und fördert so die Nervenschädigung. „Augentropfen können den erhöhten Augeninnendruck senken“, sagt Professor Dr. med. Verena Prokosch-Willing. „Wir wissen aber, dass viele Patienten dem täglichen Tropfen nicht nachkommen“, fügt die Oberärztin für Glaukomerkrankungen am Zentrum für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Köln hinzu.

 

Lasern als Alternative bei grünem Star

Nicht zuletzt für diese Patienten stellen Lasertherapien eine Alternative dar. Bei der selektiven Lasertrabekuloplastik (SLT) etwa werden Zellen des Trabekelwerks mit Laserlichtimpulsen bestrahlt. „Zwar ist der genaue Wirkmechanismus dieses Laserverfahrens noch nicht geklärt“, erläutert DOG-Expertin Prokosch-Willing. „Es wird aber vermutet, dass das Auge auf die Laserimpulse mit einer Art Selbstheilungsprozess reagiert und die Zellen erneuert.“ Auf diese Weise, so die Annahme, reinigt das körpereigene Immunsystem das Trabekelwerk und beseitigt auch die Abflussstörung – mit dem Ergebnis, dass der Augeninnendruck sinkt. Die Methode wirkt zeitlich begrenzt, kann aber wiederholt werden.

Dass die SLT wirkungsvoll ist, belegt eine Studie, die im Fachjournal Lancet veröffentlicht wurde und erstmals das Lasern direkt mit der Tropfentherapie verglich.* „Mit dem Lasern konnte bei fast drei Viertel der Patienten der Augeninnendruck mindestens drei Jahre lang erfolgreich gesenkt werden“, so Prokosch-Willing. Die SLT sei wirksam und sicher, zudem kostengünstig und mit einer guten Lebensqualität verbunden. „Die Ergebnisse des Laserns beim grünen Star sind überzeugend“, resümiert DOG-Präsident Professor Dr. med. Hagen Thieme. „Wir sollten Lasern bei bestimmten Formen des grünen Stares als praktikable Alternative oder zusätzlich zur Tropfentherapie anbieten.“


Literatur:

Gazzard G, Konstantakopoulou E, Garway-Heath D, Garg A, Vickerstaff V, Hunter R, Ambler G, Bunce C, Wormald R, Nathwani N, Barton K, Rubin G, Buszewicz M; LiGHT Trial Study Group. Selective laser trabeculoplasty versus eye drops for first-line treatment of ocular hypertension and glaucoma (LiGHT): a multicentre randomised controlled trial. Lancet. 2019 Apr 13;393(10180):1505-1516. doi: 10.1016/S0140-6736(18)32213-X. Epub 2019 Mar 9. Erratum in: Lancet. 2019 Jul 6;394(10192):e1. PMID: 30862377; PMCID: PMC6495367.


Quelle:

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) : www.dog.org

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