Freitag, April 19, 2024

Kontraste helfen bei Makuladegeneration

Betroffene einer altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) verlieren zunehmend ihr Sehvermögen sowie die Fähigkeit, Kontraste wahrzunehmen.

 

Patienten mit einer altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) verlieren im Laufe der Erkrankung zunehmend ihr Sehvermögen und auch die Fähigkeit, Kontraste wahrzunehmen. Der Berufsverband der Augenärzte (BVA), der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV), die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) und PRO RETINA Deutschland – alle Teil des AMD-Netz – fordern daher anlässlich des Sehbehindertentages 2016, dass allgemein die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen mehr beachtet werden sollten. Eine kontrastreiche Gestaltung im öffentlichen Raum wäre daher wünschenswert.

„Wenn eine Treppe aus grauen Stufen vor mir liegt, kann ich die einzelnen Stufen kaum erkennen, die Treppe erscheint wie eine Fläche“, berichtet Prof. Dr. Heribert Meffert, Initiator und Kuratoriumsvorsitzender des AMD-Netz. Der 79-jährige emeritierte Marketing-Professor leidet seit vielen Jahren an einer Makuladegeneration und hat bereits erhebliche Seheinschränkungen – wie ihm ergeht es vielen.

 

Makuladegeneration erschwert Orientierung vor allem an unbekanntem Plätzen

Eine Makuladegeneration kann im Endstadium einen massiven Sehverlust verursachen. Wenn die Netzhautzellen unter der Makula – der Stelle des schärfsten Sehens – geschädigt sind, können Makuladegeneration-Patienten je nach Verlaufsstadium der Erkrankung Gesichter und Buchstaben schlechter erkennen. Trotz peripheren Sehens außerhalb der Mitte des Sehfeldes ist oft die Orientierung beeinträchtigt – vor allem an unbekanntem Plätzen.

Durch Kontraste können verschiedene Gegenstände besser voneinander unterscheiden und Flächen kenntlicher gemacht werden. Ein weißer Teller hebt sich von einem dunklen Tischset erheblich besser ab als von einer weißen Tischdecke.

Für die Wahrnehmung von Objekten sind Leuchtdichte-Kontraste ausschlaggebend: ob sich die Helligkeit einer Oberfläche von der Helligkeit einer anderen Oberfläche unterscheidet. Das gleiche Prinzip gilt sowohl für die häusliche Umgebung als auch für den öffentlichen Raum. „Bei der Orientierung in der baulichen und digitalen Umwelt ist für fast alle Menschen die visuelle Gestaltung von entscheidender Bedeutung, vor allem in Hinblick auf Kontrast, Helligkeit, Farbe und Form“, betont Elke Lehning-Fricke, Leitung des Arbeitskreis Mobilität von PRO RETINA.

 

Kontraste essentiell für Barrierefreiheit: »Stufenmarkierungen machen Treppen sicherer«

Mit der Aktion »Stufenmarkierungen machen Treppen sicherer« greift der DBSV zum »Tag der Sehbehinderten« das Thema „Kontraste“ auf, denn in vielen Städten und Gemeinden fehlen Stufenmarkierungen. „Die Gesellschaft muss sich auf den Weg zur inklusiven Gestaltung der Umwelt machen“, fordert DBSV-Präsidentin Renate Reymann. Kontraste sind ein essentieller Baustein der Barrierefreiheit und Voraussetzung für Mobilität und Selbstständigkeit.

Die Bedeutung der Kontraste sollte verstärkt bei Berufsgruppen, die für die Gestaltung des öffentlichen Raums verantwortlich sind, ins Bewusstsein gerufen werden. „Insbesondere im öffentlichen Raum sollte verstärkt darauf geachtet werden, Gefahrenstellen wie Treppenstufen barrierefrei zu gestalten. Kontrastreiche Markierungen helfen, die einzelnen Stufen zu unterscheiden und so Fehltritte und Stürze zu vermeiden“, rät DOG-Präsident Professor Dr. med. Horst Helbig.

 

Unterstützung bei Makuladegeneration bzw. Sehverlust

PRO RETINA bietet eine Broschüre „Barrierefrei – und jeder weiß, wo es lang geht“ zum Download – http://www.bag-selbsthilfe.de/tl_files/PDF-Version%20Broschuere%20Barrierefrei.pdf – an. Unterstützung bei der Alltagsbewältigung mit einem Sehverlust können verschiedene Versorger wie Beratungsstellen der Selbsthilfe, Rehabilitationslehrer oder auf Low-Vision spezialisierte Augenoptiker bieten. Mit optischen und elektronischen Hilfsmitteln, Rehabilitationsschulungen und individueller Beratung kann ein Sehverlust ganz oder teilweise ausgeglichen und damit die Selbstständigkeit der Betroffenen erhalten oder verbessert werden. Das AMD-Netz informiert über die Erkrankung Makuladegeneration sowie die zahlreichen Hilfsmöglichkeiten und stellt in einem Versorgungsatlas Adressen von Versorgern im lokalen Umfeld bereit: www.amd-netz.de/versorgungsatlas.


Weitere Informationen:

http://www.sehbehindertentag.de
http://www.dog.org

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