Sonntag, Oktober 6, 2024

HIV-Hemmstoff entdeckt

HIV-Hemmstoff mit vielfältigen Wirkungen – auch auf Krebs- und Immunkrankheiten – entdeckt: Das körpereigene Peptid blockiert dabei die Viren-Eintrittspforte und einen wichtigen Signalweg bei Krebs und Entzündungen.

Der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Dr. Wolf-Georg Forssmann von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist es gemeinsam mit Forschern der Universität Ulm gelungen, ein körpereigenes Peptid zu identifizieren, das die Infektion mit einem Subtypen von HIV-1 verhindert. Das Protein EPI-X4 bindet an den Rezeptor CXCR4 auf der Zelloberfläche. Dieses Forschungsergebnis gibt Hoffnung: es könnte nicht nur die HIV-Therapie verbessern, sondern auch in der Behandlung von Krebserkrankungen, chronischen Entzündungen oder Asthma eine Rolle spielen.

HIV-Hemmstoff wirkt Einschleusung des AIDS-Erregers entgegen

Professor Wolf-Georg Forsmann © MHH/ Karin Kaiser
Professor Wolf-Georg Forsmann © MHH/ Karin Kaiser

Zahlreiche Peptide des menschlichen Blutes, die aus tausenden Litern Hämofiltrat stammen – einem Abfallprodukt der Blutwäsche –, sind in der Peptidbank von Prof. Forssmann zu finden (eine Arbeitsgruppe gehört zur MHH-Klinik für Immunologie und Rheumatologie). Darin befand sich auch das nun entdeckte Peptid EPI-X4. Der Zellrezeptor CXCR4, an den es bindet, beeinflusst wichtige Prozesse im menschlichen Körper – beispielsweise die Organentwicklung, die Immunantwort und die Blutbildung. Zudem ist er wichtig für die Einschleusung des AIDS-Erregers in die Immunzellen und somit ein Angriffspunkt für Wirkstoffe. „Ein derartig wichtiges Molekül ist seit langem nicht entdeckt worden: Die weitere Forschung kann ganz schnell zu Anwendungen und Fortschritten auf den Gebieten der Stammzelltherapie, der Immunerkrankungen sowie der malignen Tumoren führen“, sagt Professor Dr. Reinhold E. Schmidt, Direktor der MHH-Klinik für Immunologie und Rheumatologie.

Die Wissenschaftler fanden auch heraus, dass EPI-X4 ein Abbauprodukt des Eiweißmoleküls Albumin ist, dem häufigsten Protein im menschlichen Körper – das könnte für die AIDS-Therapie bedeutsam sein. Zudem ermöglicht sein Auffinden, den Rezeptor gezielt auszuschalten, an den es bindet. Dieser spielt bei Krebs, chronischen Entzündungen, Herzkreislauferkrankungen und Immunschwäche eine Rolle. Das Protein eignet sich möglicherweise auch als Biomarker, so dass es bei der Diagnose helfen könnte, beispielsweise bei entzündlichen Nierenerkrankungen.

Die Untersuchungen, an denen neben Forschern der Universität Ulm und der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Dr. Wolf-Georg Forssmann von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) auch zahlreiche weitere Arbeitsgruppen beteiligt waren, wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Cell Reports veröffentlicht.

Bild: HIV-Hemmstoff soll Infektion mit einem Subtypen von HIV-1 verhindert. Die Graphik zeigt eine 3D-Illustration des HI-Virus. © Sebastian Kaulitzki / shutterstock.com

 

Quelle: MHH-Klinik für Immunologie und Rheumatologie

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