Freitag, April 19, 2024

Gehirnentwicklung durch den Geruchssinn sehr beeinflusst

Der Geruchssinn spielt bei der Gehirnentwicklung eine große Rolle. So beeinflust er wesentlich die Entwicklung der kognitiv relevanten neuronalen Netzwerke.

Sensorische Stimuli auf die Ausbildung und Reifung kognitiv relevanter neuronaler Netzwerke im Zusammenhang mit der Gehirnentwicklung haben einen bislang weitgehend unterschätzten Einfluss. Dementsprechend haben Wissenschaftler des Instituts für Neuroanatomie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) herausgefunden, dass der Geruchssinn eine zentrale Rolle bei der Entwicklung neuronaler Netzwerke spielt. Ihre Ergebnisse wurden jetzt im internationalen Fachmagazin PLOS Biology veröffentlicht.

Der Geruchssinn wird auch als olfaktorische Wahrnehmung, Riechwahrnehmung sowie olfaktorischer Sinn bezeichnet. Damit beschreibt man die Wahrnehmung von Gerüchen. Die die Osmologie sowie die Osphresiologie erforschen die Zusammenhänge des komplexen Geruchssinns.

In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Chemosensorik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen ist es Prof. Dr. Ileana Hanganu-Opatz und ihrem Forschungsteam des Instituts für Neuroanatomie des UKE gelungen, die Bedeutung früher sensorischer Reize für die Entwicklung weitreichender Kommunikation zu entschlüsseln. Kognitive Prozesse im Erwachsenenalter setzen voraus, dass zahlreiche Hirnregionen durch elektrische Aktivität von Nervenzellen miteinander kommunizieren und Netzwerke bilden. Die Entstehungsmechanismen dieser Netzwerke um die Geburt herum bleiben jedoch weitgehend unbekannt.

 

Ein beeinträchtigter Geruchssinn während der frühen Gehirnentwicklung führt zu fehlerhafter Kommunikation zwischen den Hirnregionen

Jetzt fanden Wissenschaftler heraus, dass Geruchsreize eine Aktivierung des entorhinalen Cortex anstoßen, der als „Torwächter“ die kognitiv relevanten neuronale Netzwerke steuert. Sowohl eine Blockade als auch eine Überstimulation des Geruchssinns während der frühen Gehirnentwicklung führt zu einer fehlerhaften Kommunikation zwischen den Hirnregionen. Diese neuen Erkenntnisse helfen nach Ansicht der Forscher zu verstehen, wie groß die Bedeutung sensorischer Erfahrungen in der frühen Kindheit später für die Aufmerksamkeits- und Gedächtnisfähigkeiten im Erwachsenenalter ist.

Literatur:

Gretenkord S, Kostka JK, Hartung H, Watznauer K, Fleck D, Minier-Toribio A, et al. (2019). Coordinated electrical activity in the olfactory bulb gates the oscillatory entrainment of entorhinal networks in neonatal mice. PLoS Biol 17 (1): e2006994. DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pbio.2006994

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