Dienstag, April 23, 2024

Das Thrombose-Risiko nach einer Covid-19-Impfung beim Augenarzt abklären

Im Zusammenhang mit dem Thrombose-Risiko bei einer Covid-19-Impfung: bei langanhaltenden Kopfschmerzen sollten man rasch zum Augenarzt.

Einige wenige Fälle von Thrombosen der Hirnvenen sind nach der Covid-19 Impfung mit dem Vakzin von AstraZeneca aufgetreten. Ein wichtiges körperliches Anzeichen dieser Impfkomplikation ist eine Stauungspapille, eine Schwellung des Sehnervs, die durch eine Untersuchung des Augenhintergrundes zu erkennen ist. Wer nach einer Impfung mit AstraZeneca unter ungewöhnlich lang andauernden Kopfschmerzen leidet und zu den Risikogruppen gehört, sollte daher sicherheitshalber einen Augenarzt aufsuchen. Dazu rät die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG).

Das Paul-Ehrlich-Institut hatte bis zum 10. April 2021 insgesamt 42 Verdachtsfälle einer Sinusvenenthrombose (SVT) nach einer Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca gemeldet. In 35 Fällen waren Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren betroffen, darüber hinaus sieben Männer zwischen 24 und 58 Jahren. „Die Zahlen legen nahe, dass ein höheres Risiko für eine zerebrale Sinusvenenthrombose nach der Impfung nicht auszuschließen ist“, sagt DOG-Experte Professor Dr. med. Helmut Wilhelm, Neuroophthalmologe an der Universitäts-Augenklinik in Tübingen. Aufgrund der Verdachtsfälle wird eine Impfung mit AstraZeneca in Deutschland nur für über 60-jährige Personen empfohlen; unter 60-Jährige sollen sich mit diesem Vakzin erst nach individueller Risikoanalyse und sorgfältiger Aufklärung impfen lassen.

„Damit sind die am stärksten gefährdeten Risikogruppen von der Impfung ausgenommen“, so Wilhelm. Dennoch werde es weiterhin Menschen geben, die nach einer Covid-19-Impfung unter starken Kopfschmerzen leiden – ein Symptom, das auch in 90 Prozent aller SVT-Fälle auftritt. „Bei anhaltenden Kopfschmerzen über mehrere Tage, die sich trotz Einnahme frei verkäuflicher Schmerzmittel nicht bessern, kommt daher eigentlich eine Untersuchung mit Computer- oder Magnetresonanztomographie in Betracht, um den Verdacht auf eine SVT auszuschließen, was aber oft nicht zeitnah möglich ist“, erläutert der Tübinger Neuroophthalmologe. „Dann sollte man vorsichtshalber den Gang zum Augenarzt antreten.“ Dies gelte ganz besonders, wenn Risikofaktoren für eine SVT wie Übergewicht oder Gerinnungsstörungen vorliegen.

Der Augenarzt kann den Augenhintergrund mit einem Augenspiegel auf eine Stauungspapille untersuchen, die das häufigste klinische Anzeichen einer zerebralen SVT darstellt. „Die Stauungspapille zeigt sich in bis zu 85 Prozent aller Fälle“, erklärt Wilhelm. Es handelt sich dabei um eine Schwellung an der Austrittsstelle des Sehnervs aus der Netzhaut des Auges, hervorgerufen durch den erhöhten Hirndruck. „Damit ist die augenärztliche Untersuchung eine valide und zugleich wenig aufwändige Methode, einen großen Teil der SVT-gefährdeten Patienten niederschwellig zu erfassen“, betont Wilhelm. Ein Drittel der SVT-Betroffenen leidet zusätzlich unter Sehstörungen.

Entdeckt der Augenarzt eine Stauungspapille, muss der Patient als Notfall in eine neurologische Klinik mit Stroke-Unit zur Computer- oder Magnetresonanztomographie eingewiesen werden. Ist keine Veränderung an der Papille festzustellen, gilt zunächst Entwarnung. „Bei unklaren Befunden oder anhaltenden Beschwerden kann der Augenarzt den Augenhintergrund sicherheitshalber mit einem Foto oder mittels optischer Kohärenztomographie dokumentieren und nach drei bis fünf Tagen den Verlauf kontrollieren, um zwischen einer ungefährlichen Papillenanomalie und einer Stauungspapille zu unterscheiden“, empfiehlt DOG-Experte Wilhelm.


Quelle:

Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG): www.dog.org

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