Ärztekammer verabschiedet Resolution gegen Ausweisleistung von Patienten und Mystery Shopping: „Arzt-Patienten-Verhältnis wird mit Füßen getreten.“
Die Wiener Ärztekammer lehnt die Steuerreform-Gesetzgebung betreffend Ausweisleistung von Patienten in Arztordinationen sowie „Mystery Shopping“ bei Vertragsärzten entschieden ab und fordert die Bundesregierung auf, von beiden Vorhaben Abstand zu nehmen. Durch die Identitätsfeststellung in Ordinationen würden im Besonderen akute Schmerzpatienten, Kinder sowie Patienten bei Vertretungsärzten in eine unmögliche Situation gebracht werden, weil ihnen bei Nichtvorlage eines Ausweises ärztliche Leistungen „auf Krankenschein“ verwehrt würden.
„Nicht jeder Patient hat im Falle akuter Schmerzen stets einen Ausweis bei sich. Für Kinder gibt es so gut wie gar keine Ausweise, und Eltern mit Kleinkindern sowie Patienten bei Vertretungsärzten müssen im Krankheitsfall oft spontan agieren“, heißt es in der vom Ärztekammer Wien-Vorstand einstimmig verabschiedeten Resolution. Man befürchtet auch eine Abwertung der E-Card, wenn zukünftig nur mehr mit ein Ausweis Gültigkeit haben sollte. Stattdessen fordert die Ärztekammer die Aufnahme eines Fotos sowie eventuell auch weiterer Identitätsdaten auf die E-Card.
Ärztekammer gegen Mystery Shopping
Die Ärztekammer spricht sich auch vehement gegen Mystery Shopping aus – dies sei eine grobe Zerstörung des Arzt-Patienten-Verhältnisses: „Das gegenseitige Vertrauen zwischen Ärztinnen und Ärzten sowie Patienten ist seit Jahrhunderten ein Grundpfeiler der ärztlichen Behandlung. In Zukunft könnte kein Arzt mehr Patienten vertrauen, da er stets damit rechnen müsste, einem Nicht-Patienten gegenüberzustehen.“
Mit Bedauern und Unverständnis kommentieren die Kammer-Verantwortlichen das Schweigen der „Patientenanwälte“ und der Versichertenvertreter der sozialen Krankenversicherung zu diesen sozialen Patiententhemen. Als Maßnahme gegen die Vorhaben der Bundesregierung kündigt die Ärztekammer eine breite Informationskampagne in der Bevölkerung an.