Mittwoch, April 24, 2024

Essen und Trinken: Zusammenhang von Wohlbefinden und Ernährung

Zum Einfluss der Ernährung auf das Wohlbefinden zeigte eine Studie, dass Essen allgemein kein positiver Faktor war, während hingegen Saft, Kaffee und Wasser Trinken die Stimmung verbesserte.

In einer rezenten Studie führten unlängst 77 Versuchspersonen vier Tage lang Protokoll über ihr Verhalten zur Ernährung, beim Essen und Trinken, sowie ihrem Wohlbefinden. Zudem sammelten die Probanden dazu Speichelproben. Schließlich trug das Essen allgemein nicht wesentlich zu einem besseren Wohlbefinden bei. Allerdings führte das Trinken von Getränken wie Wasser Saft, Kaffee und Alkohol zu einer Verbesserung der Stimmung.



 

Bei der Ernährung verbessert Essen nicht generell das Wohlbefinden

Unter dem Strich ist die Annahme weit verbreitet, dass Essen glücklich macht und dabei hilft, Stress abzubauen. Tatsächlich konnte in einigen Studien gezeigt werden, dass Menschen gerade in Stresssituationen oder in negativer Stimmung zu (meist ungesunden) Snacks greifen. Und zwar vermutlich in der Hoffnung, die momentane Stimmung zu verbessern.

Die Vermutung, dass Essen generell das Wohlbefinden verbessert, ließ sich anhand rezenter Daten zur Ernährung allerdings nicht bestätigen. Vielmehr führten Getränke wie Saft, Kaffee und Alkohol zu einer kurzfristig besseren Stimmung. Der Zusammenhang zwischen Essen und Wohlbefinden war hingegen davon abhängig, ob jemand unter Stress zu verstärktem Essen neigt oder eher ein gezügelter Esser ist.

Die Forschenden untersuchten den Zusammenhang zwischen Ernährung, Wohlbefinden und Stress unter Alltagsbedingungen. Mit Hilfe elektronischer Tagebücher befragten sie 77 Erwachsene über vier Wochentage hinweg zu Ernährung beziehungsweise ihrem Verhalten beim Essen und Trink sowie zu ihrem Wohlbefinden.

 

Kein Einfluss von Süßigkeiten und hochkalorischen Nahrungsmitteln auf Stress und Stimmung

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gaben fünfmal pro Tag an, was sie seit dem letzten Zeitpunkt gegessen und getrunken hatten, und ob sie noch hungrig seien. Dabei wurde zwischen der Art der Mahlzeit (Hauptgericht, Snack, Süßigkeit, andere) und dem Hauptbestandteil der Mahlzeit (Proteine, Kohlehydrate, Fett, gemischt) unterschieden.

Zu jedem Messzeitpunkt gaben sie außerdem an, wie gut ihre Stimmung gerade war, wie viel Energie sie hatten und wie gestresst sie sich fühlten. Sie gaben außerdem zu jedem Messzeitpunkt eine Speichelprobe ab, die auf das Stresshormon Cortisol und das Enzym Alpha-Amylase hin untersucht wurde. Zu Beginn der Studie wurde zudem für jede Person ermittelt, ob man deren Essverhalten eher als „emotional“ oder eher als „gezügelt“ bezeichnen konnte.



Das Forscherteam analysierte den Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Wohlbefinden am jeweils darauffolgenden Messzeitpunkt. Einen allgemein stressreduzierenden Effekt von süßen und hochkalorischen Speisen konnten die Forschenden nicht finden.

 

Emotionale und gezügelte Esser

Allerdings zeigte sich ein Unterschied zwischen emotionalen und gezügelten Esser-Typen. Denn gezügelte Esser berichteten nach dem Konsum von Süßigkeiten über ein höheres Stresserleben. Während bei emotionalen Essern das Stressgefühl sank.

Diese Daten deckten sich mit Befunden aus der Forschung zu Essstörungen. Und zwar zeigen die, dass Frauen mit Anorexie oder Bulimie nach dem Erleben einer Essattacke vermehrt negative Stimmung berichten. Gezügelte Esser erleben den Verzehr hochkalorischer Speisen möglicherweise als Misserfolg. Bei emotionalen Essern scheint der gewünschte hedonische, belohnende, Effekt der Nahrung jedoch aufzutreten.

Ein relativ robuster Befund aus der Literatur findet sich auch in dieser Studie. Eine Ernährung mit fettreicher Speisen führte zu einer Verschlechterung des allgemeinen Wohlbefindens.

 

Wasser, Saft und Kaffee heben die Stimmung

Das Trinken von Wasser, Saft, Kaffee und Alkohol führte hingegen eher zu einer Stimmungsverbesserung. Koffeinhaltige Getränke führten außerdem zu einem Gefühl von mehr Energie. Alkoholische Getränke führten zu einer Verbesserung aller gemessenen Aspekte des subjektiven Wohlbefindens. Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass Alkohol oft in sozialen Situationen getrunken wird, die auch dazu beitragen können, dass man sich besser fühlt.




Literatur:

Strahler J, Nater UM. Differential effects of eating and drinking on wellbeing-An ecological ambulatory assessment study. Biol Psychol. 2018;131:72-88. doi:10.1016/j.biopsycho.2017.01.008


Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Psychologie e.V. (DGPs)

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