Donnerstag, April 18, 2024

Verschleiß des Knorpel am Kniegelenk: Arthrose durch X-Beine und O-Beine

X-Beine und O-Beine können zu Fehlbelastungen und frühzeitigem Verschleiß der Knorpel am Kniegelenk – einer Arthrose führen.

Knorpelschwund durch X-Beine (Genu valgum) und O-Beine (Genu varum) zieht oft eine schmerzhafte Arthrose an den Gelenken nach sich. Das kann soweit führen, dass die betroffene Person sogar ein künstliches Kniegelenk braucht. Besonders junge Erwachsene, die etwa nach längerem Gehen oder Joggen an Knieschmerzen leiden, sollten deshalb mögliche Achsenabweichungen ihrer Beine rechtzeitig von einem Orthopäden oder Unfallchirurgen abklären lassen. Schuheinlagen, Physiotherapie oder auch eine Umstellungsoperation können helfen, Folgeschäden zu vermeiden und einen Gelenkersatz möglichst lange hinauszuzögern.



 

Beschwerden durch X-Beine und O-Beine

Im Grunde genommen sind schmerzhafte und fortgeschrittene Gelenk-Arthrosen der häufigste Grund für die Implantation eines künstlichen Kniegelenks. Zu den Arthrose-Ursachen für eine verfrühte und übermäßige Abnutzung des Gelenkknorpels gehören Fehlbelastungen der Gelenke durch X-Beine und O-Beine. Doch Betroffene sind sich selbst größerer Fehlstellungen ihrer Beine oft nicht bewusst.

Experten raten deshalb dringend, schon leichtere Beschwerden, etwa einen Anlauf- und Belastungsschmerz beim Aufstehen oder Treppensteigen, abklären zu lassen. Denn diese Beschwerden sind oft Frühwarnzeichen für eine Überlastung von Kniegelenken, Knorpeln und Menisken. Wenn man aber die Arthrose rechtzeitig erkennt, so kann man manchmal der Gelenkknorpel möglicherweise noch retten.

 

Warum X-Beine oder O-Beine eine Arthrose fördern

Optimal ist eine gerade Beinstellung. Hier liegen die Mitte von Hüfte-, Knie- und Sprunggelenk auf einer Achse. Mit Ganzbeinröntgenaufnahmen, die im Stehen angefertigt werden, bestimmen Ärzte Abweichungen der Beinachse gradgenau. Einen ersten Eindruck über seine Beinstellung könne sich jedoch jeder vor dem Spiegel, mit kurzer Hose oder Leggings bekleidet, verschaffen.

Unter dem Strich haben jedenfalls die meisten Menschen von Natur aus leichte X-Beine oder O-Beine. Und wenn sie keine Beschwerden verursachen, dann brauchen sie in der Regel auch keine Behandlung.



 

X-Beine

X-Beine bedeuten, dass Unterschenkel und Füße von der Ideallinie nach außen abweichen, die Knieinnenseiten berühren sich, nicht aber die Fußknöchel. Dadurch werden die Außenseiten des Kniegelenks zu stark belastet.

 

O-Beine

Bei O-Beinen haben die Fußknöchel Kontakt, die Knie stehen jedoch weit auseinander. Die Hauptlast liegt hier auf der Innenseite der Kniegelenke. Die Folge beider Achsabweichungen: frühzeitige Kniearthrosen.

 

Behandlung

Die Therapie der Arthrose besteht zunächst im Tragen von Einlagen und Schuhaußen- beziehungsweise Innenranderhöhungen, die die Überbelastung ausgleichen sollen.

Des Weiteren empfehlen wir gezielte Physiotherapie zur Stellungskorrektur und Kräftigung der beteiligten Muskelpartien rund um das Kniegelenk. Wichtig ist auch, Übergewicht zu vermeiden.



 

Osteotomie

Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, um die Lasten besser zu verteilen, dann lohnt es sich oft, die Beinachse operativ zu begradigen. Bei der sogenannten Umstellungs-Osteotomie sägt der Chirurg den Knochen zu 90 Prozent durch und klappt ihn so weit auf, dass die Beinachse wieder stimmt. Die dabei entstandene Lücke ist oft so gering, dass sie von alleine zuwächst.

Alternativ kann der Arzt den Leerraum mit patienteneigenem Knochen aus dem Beckenkamm oder künstlichem Knochenmaterial füllen. Anschließend stabilisiert er das OP-Gebiet mit einer Platte, die er nach Abschluss der Heilung wieder entfernt. Bei O-Beinen findet die Korrektur meist am Schienbeinknochen statt, bei X-Beinen auch am Oberschenkelknochen.

Eine Osteotomie ist ein sehr hilfreicher und bewährter Eingriff, um den Gelenkknorpel in möglichst gutem Zustand zu erhalten und damit eine Knieprothese hinauszuzögern. Wegen des besseren Heilungspotentials tendieren wir jedoch dazu, eher jüngere Patienten damit zu versorgen.

Die Operation ergibt allerdings nur Sinn, solange die Arthrose nicht stark fortgeschritten sei. Deshalb ist es wichtig, den Eingriff rechtzeitig in Erwägung zu ziehen. Denn ein Kunstgelenk stellt immer den letzten Ausweg dar.




Literatur:

Wyndow N, Collins NJ, Vicenzino B, Tucker K, Crossley KM. Foot and ankle characteristics and dynamic knee valgus in individuals with patellofemoral osteoarthritis. J Foot Ankle Res. 2018;11:65. Published 2018 Dec 11. doi:10.1186/s13047-018-0310-1

Galli MM, Scott RT. Supramalleolar Osteotomies: An Algorithm for the Deformed Ankle. Clin Podiatr Med Surg. 2015 Jul;32(3):435-44. doi: 10.1016/j.cpm.2015.03.005. PMID: 26117577.


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endoprothetik e. V.

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