Endlich ein Denkmal für den Leipziger Begründer der modernen Psychologie, Wilhelm Wundt. “ Es war ein wissenschaftlicher Urknall“.
Am 19. September, 18 Uhr, enthüllten OB Burkhard Jung und Dekan Erich Schröger das erste Leipziger Denkmal für den Begründer der modernen Psychologie, Wilhelm Wundt. „Es war ein wissenschaftlicher Urknall, der sich damals in Leipzig ereignete“, sagte Prof. Dr. Immo Fritsche, Präsident des 50. Jubiläumskongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.
1879 gründete Wilhelm Wundt an der Leipziger Universität ein Institut, das die Welt der Wissenschaft und auch das Bild vom Menschen veränderte. Hier entstand die Psychologie als eigenständige wissenschaftliche Disziplin.

„Viele wissen das nicht, aber tatsächlich gilt Leipzig – und nicht etwa Freuds Wien – weltweit als Gründungsort unserer Wissenschaft“, sagt Fritsche. Wundt und seine enthusiastischen Schüler aus aller Welt wollten nicht über den Charakter der Seele spekulieren, sondern das Geistige mit naturwissenschaftlicher Methode messbar machen. Gleichzeitig war ihnen klar, dass menschliches Denken und Handeln nicht nur auf der Ebene von „Nervenbahnen“ erklärt werden kann, sondern dass – gerade komplexere geistige Vorgänge – immer auch Produkte der sozialen Welt sind, also der Kultur, in der wir uns bewegen. Damit begründeten sie hier die moderne Psychologie als Schnittstellenwissenschaft zwischen Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften.
Denkmal für Wilhelm Wundt und seinem Institut in Leipzig
Nach mehr als einem Jahrhundert wurde in Leipzig endlich ein Denkmal für Wilhelm Wundts gesetzt. Die Gedenktafel des Leipziger Bildhauers Markus Gläser zeigt das Konterfei von Wilhelm Wundt, das plastisch aus der Gedenktafel heraustritt, und einen Hinweis auf die weltweit erste Institutsgründung im Jahr 1879. Die Gedenktafel wird im Westdurchgang zum Universitätscampus angebracht werden, an dem historischen Ort des Instituts für Psychologie, dessen Vorgängerbau durch die modernen Campusgebäude ersetzt wurde.
Der Rahmen der öffentlichen Enthüllung konnte festlicher kaum sein. Sie fand während des 50. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychologie statt. Die wissenschaftliche Fachgesellschaft der deutschsprachigen Psychologie hatte ihren Jubiläumskongress gezielt an die Universität Leipzig vergeben. „Die Psychologie kehrt damit an ihren Geburtsort zurück“, sagte Professor Fritsche.
Die Ausstellung „Psychologie in Leipzig – Geburt einer Wissenschaft“ im Neuen Augusteum der Universität für hat drei Monate ihre Tore geöffnet, wobei die spektakuläre Entwicklung des Fachs nachgezeichnet wird. Besucherinnen und Besucher werden noch bis zum 16. Dezember in Wundts nachgestelltem Labor über die Anfänge, aber auch – anhand historischer Versuchsaufbauten und ihrer modernen Entsprechungen – die aktuelle Forschung in der Psychologie informieren können. Besonders anschaulich ist dabei die Möglichkeit, in mehreren Demonstrationsexperimenten selbst zur Versuchsperson zu werden.