Dienstag, April 23, 2024

Venetoclax – Bcl-2-Hemmer bei Leukämie

Venetoclax ist ein vielversprechender Wirkstoff zur Behandlung von Patienten, die an einer aggressiven T-PLL-Leukämie 
erkrankt sind.

Die seltene und aggressive Blutkrebserkrankung T-Prolymphozyten Leukämie (T-PLL) konnte bis jetzt nicht wirkungsvoll behandelt werden. Wissenschaftler der MedUni Wien und des CeMM konnten nun mittels Medikamenten-Screenings an Blutproben von Patienten mit hämatologischen Erkrankungen nachweisen, dass die Substanz Venetoclax in der Therapie der T-PLL-Leukämie erfolgreich ist.

Grundsätzlich wird die T-Prolymphozyten Leukämie (T-PLL) – eine recht seltenen Form, die aus entarteten reifen T-Zellen entsteht – als die bösartigste aller bekannten Leukämie-Arten angesehen. Bisher wird die T-Prolymphozyten Leukämie mit geringem Erfolg mittels Antikörper-Therapie behandelt. Da die Krankheit so selten ist, lassen sich Studien zur Verbesserung der Therapie-Maßnahmen schwer durchführen.

 

Erster Bcl-2-Hemmer: Venetoclax gegen Leukämie

Venetoclax ist oral wirksam und wurde vor knapp einem Jahr zur Therapie der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) zugelassen. Venetoclax – der erste Vertreter der sogenannten Bcl-2-Hemmer – hemmt selektiv das Protein Bcl-2 (B-cell lymphoma 2), das bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL), beim Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) und anderen B-Zell-Lymphomen überexprimiert wird. Das B-cell lymphoma 2 ist an der Unterdrückung der Apoptose – des programmierten Zelltods – beteiligt. Durch die Blockade von Bcl-2 wird die Signalkaskade wieder hergestellt, damit sich die betroffenen Tumorzellen selbst zerstören. Weiters ermöglicht es Venetoclax, dass die Unempfindlichkeit von Bcl-2-Proteinen gegenüber konventionellen Chemotherapeutika verringert wird, damit so diese Krebsmedikamente besser wirken können.

Forscher der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Hämatostaseologie der MedUni Wien und dem Biochemiker Stefan Kubicek des Research Center for Molecular Medicine CeMM analysierten nun mittels „High Throughput Screening“ 86 Blut- und Gewebeproben. Dabei wurden die Proben mit rund 100 Wirkstoffen versetzt und nach 72 Stunden analysiert. Dieses relativ neue Verfahren funktioniert mittels Robotersystemen und ist auch wegen der kurzen Verlaufsdauer höchst effizient. Die Wissenschaftler konnten feststellen, dass die T-Prolymphozyten Leukämie besonders gut auf den vor zehn Monaten zur Therapie der chronisch lymphatischen Leukämie (CLL) zugelassenen Wirkstoff Venetoclax anspricht. Die Therapie sollte von einem Arzt mit Erfahrung in der Anwendung von Arzneimitteln zur Behandlung von Krebserkrankungen gemacht werden.

Ventoclax lagert sich an das Protein BCL-2 an, das in CLL-Krebszellen in großen Mengen vorhanden ist, hemmt  die Wirkungen des Proteins und bewirkt ein Absterben der Krebszellen. Da BCL-2 auch für das Überleben der T-PLL-Zellen notwendig ist, entfaltet Venetoclax auch bei dieser Leukämieform gegen die Krebszellen seine Wirkung.

Anwendungshinweise für Ventoclax

Ventoclax wirdoral eingenommen. Die Patienten sollten die Filmtabletten im Ganzen mit Wasser jeden Tag jeweils ungefähr zur gleichen Zeit einnehmen. Für eine optimale Wirksamkeit sollten die Tabletten mit einer Mahlzeit eingenommen, nicht zerkaut, zerbrochen oder aufgelöst werden. Der gleichzeitige Konsum von Grapefruitprodukten, Bitterorangen und Sternfrüchten sollte während der Therapie mit Venetoclax vermieden werden.

Literatur:

Blood. First in human response of BCL-2 inhibitor venetoclax in T-cell prolymphocytic leukemia. Bernd Boidol, Christoph Kornauth, Emiel van der Kouwe, Nicole Prutsch, Lukas Kazianka, Sinan Gültekin, Gregor Hoermann, Marius E. Mayerhoefer, Georg Hopfinger, Alexander Hauswirth, Michael Panny, Marie-Bernadette Aretin, Bernadette Hilgarth, Wolfgang R. Sperr, Peter Valent, Ingrid Simonitsch-Klupp, Richard Moriggl, Olaf Merkel, Lukas Kenner, Ulrich Jäger, Stefan Kubicek, Philipp B. Staber.


Quellen:

http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/004106/WC500218800.pdf

www.meduniwien.ac.at

 

 

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