Mittwoch, April 17, 2024

Usutu-Virus bei Blutspendern nachgewiesen

Heuer wurden in Österreich erstmals Usutu-Virus-Infektionen nachgewiesen. Wie in Deutschland traten beim Menschen aber keine Krankheitssymptome auf.

Ende Juli bis Ende August 2017 wurden in Österreich erstmals bei Blutspendern Usutu-Virus-Infektionen – in insgesamt sieben Fällen – nachgewiesen. Rückwirkend wurde das Virus auch bei einer Blutspende aus dem September 2016 gefunden. Die sieben Spender konnten befragt werden und hatten laut eigenen Angaben keine klinischen Erkrankungssymptome, bei 6 derInfizierten kommt als Ansteckungsort nur Österreich in Frage.

 

Übertragung durch Stechmücken

Das Usutu-Virus wird über Stechmücken, im Wesentlichen durch die Hausgelse (Culex pipiens) übertragen, wobei Vögel als wichtigste Vertebraten-Wirte dienen. Nach seinem ersten Nachweis in Österreich im Jahr 2001 hat das Usutu-Virus von 2001 bis 2006 zu einem starken Amselsterben geführt. Danach tauchte das Virus erst im September und Oktober des letzten Jahres wieder auf. Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien konnten das Usutu-Virus im Jahr 2016 bei zwei Amseln und 2017 bereits bei 16 Wildvögeln nachweisen. Die
betroffenen Regionen liegen in Ostösterreich, wobei die meisten Usutu-Virus-Nachweise bei Vögeln in Wien und Niederösterreich erfolgten.

 

Sehr nahe Verwandte: Usutu-Virus und West-Nil-Virus

Das Usutu-Virus stammt ursprünglich aus Afrika und gehört ebenso wie das FSME-Virus und das West-Nil-Virus zur Familie der Flaviviridae. Das West-Nil-Virus führt in etwa 1 von 150 Infizierten zu schweren neurologischen Erkrankungen wie Meningitis, Enzephalitis und Lähmungen. Aufgrund seines Vorkommens in Wien und Niederösterreich werden seit 2014 in den Monaten Juni bis November alle Blutspender auf West-Nil-Virus getestet. Da Usutu- und West-Nil-Viren genetisch sehr nahe verwandt sind werden sie im Virus-Nachweistest der Blutspender miterfasst. Dadurch wurden die Usutu-Virus-Infektionen gewissermaßen zufällig in den Blutspendern in Ostösterreich entdeckt. Nach ihrer ursprünglichen Identifizierung durch den direkten Virusnachweis konnten die Usutu-Virus-Infektionen aber auch in Folgeseren durch den Nachweis von spezifischen Antikörpern mittels Neutralisationstest am Department für Virologie der Medizinischen Universität Wien bestätigt werden.

 

Kaum Gefahr für den Menschen

Natürlich stellt sich die Frage, ob Usutu-Virus-Infektionen beim Menschen auch zu einer Erkrankung führen kann. Jedenfalls wies keiner der Virus-positiven Blutspender, weder vor noch nach der Blutspende, irgendwelche Krankheitssymptome auf. Auch Usutu-Virus-positiv getestete Spender in Deutschland (n=1) und Italien (n=5) gaben keinerlei Krankheitssymptome an (Information: Emerging Viral Diseases Lab-Net Meeting, Rotterdam Okt. 2017). Dies steht im Gegensatz zu den West-Nil-Virus-positiven Spendern, von denen mehr als die Hälfte milde Krankheitszeichen (wie Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen sowie Exanthem (3 Fälle)) angaben, die wenige Tage nach der Blutspende auftraten.

Bisher sind nur sehr wenige Erkrankungsfälle beschrieben, bei denen eine mögliche Assoziation mit Usutu-Virus-Infektionen besteht. Dazu zählen 2 Patienten mit Fieber und Ausschlag bzw. Gelbsucht, sowie 18 Patienten mit Meningitis oder Enzephalitis, von denen 2 Patienten auch immunsupprimiert waren.

Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass bei diesen Patienten das Usutu-Virus nur zufällig gefunden wurde, die Erkrankung jedoch eine andere Ursache hatte. Ein kausaler Zusammenhang ist somit noch nicht erwiesen. Auch die Virologen der MedUni Wien haben im August dieses Jahres bei einer Liquoranalyse von 70 Patienten mit einer neurologischen Erkrankung, für die kein anderes neurotropes Virus als Ursache identifiziert werden konnte, in keinem Fall das Usutu-Virus nachweisen können.

Somit ist vorerst zwar sicher bewiesen, dass das Usutu-Virus den Menschen infizieren kann, aber unsicher ist, ob und in welchem Ausmaß die Infektion auch zu einer Erkrankung führt. Vorläufig sprechen die vorliegenden Daten jedenfalls gegen eine wichtige Rolle des Usutu-Virus als Krankheitserreger des Menschen. Da Viren auch ihre biologischen Eigenschaften ändern können, werden wir jedoch auch das Usutu-Virus, nicht zuletzt aufgrund seines Vorkommens im Osten Österreichs, weiterhin im Auge behalten.

Quelle:

logo-virusepidemiologische-informationenVIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION NR. 21/17-6. Prof. Dr. Stephan Aberle.

Department für Virologie der Med. Universität Wien.

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