Donnerstag, März 28, 2024

Burnout aufwändig therapieren, Burnout-Rehabilitation einleiten

Burnout ist umkehrbar und gut zu behandeln, wichtig ist auch in späteren Stadien eine aufwändige Therapie und eine Burnout-Rehabilitation.

Burnout ist ein phasenhafter Prozess, der grundsätzlich umkehrbar und behandelbar ist. In späteren Stadien ist allerdings oft eine aufwändige und multiprofessionelle Therapie erforderlich, deswegen kann ein Burnout einschließlich der Rehabilitation einen langen Arbeitsausfall verursachen. Unter dem Strich ist daher die rechtzeitige Vorbeugung sowohl für Betroffene als auch für deren Arbeitgeber beziehungsweise Unternehmen entscheidend. Selbstreflexion und ausreichende Regeneration auf der einen Seite, gesundheitsfördernde Organisationsentwicklung auf der anderen sind die wichtigsten „Werkzeuge“ der Prävention.

Betroffene erleben sich gegenüber früher als verändert und leiden unter massiven Selbstzweifeln. Oft scheuen sie sich daher, sich überhaupt Hilfe zu suchen. Gerade Führungskräfte haben hier die Verantwortung, Warnsymptome ernst zu nehmen und MitarbeiterInnen früh und konkret anzusprechen und Unterstützung anzubieten.

 

Burnout multiprofessionell therapieren

Eine adäquate Behandlung von Burnout ist multiprofessionell. Ein Teil der Betroffenen benötigt eine medizinische Abklärung (auch in Hinblick auf mögliche andere Ursachen der Erschöpfung, Depression etc.) sowie eine medikamentöse Behandlung. Eine psychotherapeutische Behandlung kann wichtig sein, um eigene Burnout-fördernde Denk- und Verhaltensmuster zu verändern oder Traumatisierungen zu verarbeiten. In vielen Fällen ist ein lösungsorientiertes Coaching wichtig, um die aktuellen Problemstellungen zu bewältigen und berufliche Fragen zu klären. Bei dieser berufsorientierten Maßnahme kann der Arbeitgeber wichtige Unterstützung (und Co-Finanzierung) leisten. Eine wesentliche Quelle der Verbesserung liegt aber auch in Maßnahmen zur Veränderung des Lebensstils, einer adäquaten Regeneration (und damit Freizeitgestaltung) und der Stärkung guter Beziehungen.

Burnout kann in den meisten Fällen behandelt werden. Erfolgt jedoch über einen längeren Zeitraum keine adäquate Therapie bzw. kein adäquates Gegensteuern, so kann die Chronifizierung – verbunden mit massiven beruflichen und sozialen Folgewirkungen – zu anhaltenden psychischen Erkrankungen (Depression, Suchtverhalten, Angststörungen), Berufsunfähigkeit und bis hin zur massiven Bedrohung oder gar Zerstörung des gesamten Lebensgefüges (auch sozial) führen. Unbehandelte oder von der Umgebung unerkannte schwere Burnout-Situationen führen auch immer wieder zum Suizid.

Die rechtzeitige Burnout-Prävention ist für Betroffene sowie für Unternehmen von großer Bedeutung, das gilt nach einer Burnout-Erkrankung aber auch für eine adäquate Therapie sowie eine effektive Rehabilitation.

Im Rahmen eines multiprofessionellen Zugangs ist zu klären, welche Problemstellungen aktuell im Vordergrund stehen. So kann beispielsweise eine medikamentöse Behandlung mit einem berufsorientierten Coaching kombiniert werden. In letzterem können arbeitsbezogene Strategien (beispielsweise Umgang mit Mehrfachbelastungen, Verhalten der Führungskraft und den KollegInnen gegenüber, Arbeitsstruktur etc.) lösungs-, und handlungsorientiert bearbeitet werden. Parallel dazu ist eine ausreichende Regeneration ebenfalls essenziell – hier ist zu klären, welche Regenerationsmöglichkeiten im individuellen Fall optimal sind (beispielsweise Bewegung/Sport, Erholung, Entspannungsmethoden, „Auszeit“ etc.).

Die objektive Messung der individuellen Stressverarbeitung und Regenerationsfähigkeit durch Messung der Herzratenvariabilität (HRV) liefert hier oft wichtige Anhaltspunkte. Im Rahmen eines solchen strukturierten und individuellen Vorgehens kann die möglichst rasche Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit erreicht werden – unter Umständen auch in Abstimmung mit (auch finanzieller) Unterstützung des Arbeitgebers. Hier ist festzuhalten, dass Arbeit – unter den richtigen Voraussetzungen – eine Quelle der Gesunderhaltung ist. Ein möglichst langer Krankenstand ist daher nicht immer die beste Option.

 

Arzt bei Burnout wichtige Stütze bei der Therapie

Burnout-Patienten brauchen ungeteilte Aufmerksamkeit und Verständnis für die schwierige Situation. Therapeutinnen und Therapeuten können zu einer wichtigen Stütze werden. Neben der adäquaten medizinischen Differenzialdiagnose und einer adäquaten Therapie können Ärztinnen und Ärzte den Betroffenen mit Burnout auch kleine Hausaufgaben geben. Wie beispielsweise die vorhandenen Problemfelder und Ressourcen zu sammeln und zu ordnen sowie das nächste Mal ins Gespräch mitzubringen. Auch können sie die Patientinnen und Patienten motivieren, eine zumindest kleine, gesundheitsfördernde Änderung des Lebensstils bis zum nächsten Termin durchzuführen. Wie beispielsweise 15 Min. Bewegung pro Tag);. Zudem kann eine Beobachtungsaufgabe zum eigenen Verhalten (beispielsweise: Wann bin ich im Multitasking-Modus und wann bin ich aufmerksam bei nur einer Sache?). Nach Möglichkeit sollte auch die Bereitschaft bestehen, sich mit anderen BehandlerInnen (beispielsweise Coach, PsychotherapeutIn etc.) abzustimmen.

 

Ambulante Nachsorge nach stationärer Burnout-Rehabilitation

Derzeit besteht eine viel zu starke Fokussierung auf die stationäre Burnout-Rehabilitation, bei der meist Wartezeiten von mehreren Monaten bestehen. PatientIn und Arzt/Ärztin (und das „System“) warten dann oft monatelang auf den Rehabilitationstermin als würde dort „das Wunder“ geschehen. So wertvoll die stationären Angebote sind, wird oft viel zu wenig Aufmerksamkeit in die Zeit bis dahin und die konkrete Nachsorge nach der Rehabilitation (wenn der/die Betroffene wieder im Alltag ist) investiert. Eine multiprofessionelle, beruflich orientierte Burnout-Prävention und Nachsorge nach Rehabilitation ist zwar State of the Art, aber in der Realität noch viel zu wenig umgesetzt.

Erforderlich sind sowohl ausreichend viele FachärztInnen, aber auch fächerübergreifende Behandlungseinrichtungen, in denen die Behandlungsbausteine (Medizin, Psychotherapie, Coaching, Entspannungstraining, Lebensstilmodifikation etc.) abgestimmt werden und „aus einem Guss“ erfolgen. So können die Ressourcen auch möglichst zweckmäßig eingesetzt werden. Da ja beispielsweise nicht alle Betroffene diese Ressourcen benötigen. Deren Einsatz kann dann differenziert und nach entsprechenden Kriterien verteilt („triagiert“) werden. Eine reine Vermehrung von Fachärztinnen und Fachärzten löst das Problem nicht. Denn die Herangehensweise beim Burnout ist nicht ausschließlich medizinisch, Therapie und Rehablitation sollten Betroffene nicht mehr als nötig institutionalisieren.

 

Burnout-Rehabilitation: zu langer Ausstieg aus dem System

Es ist nicht die Frage, ob eine stationäre Burnout-Rehabilitation generell sinnvoll oder zu lange/zu kurz ist, sondern in welchen Fällen welche Maßnahme der Rehabilitation am sinnvollsten ist. Derzeit bietet unser System aber keine derartige Differenzierungsmöglichkeit. Außerdem sind die meisten bestehenden Angebote zu wenig berufsorientiert bzw. an der konkreten (Mehrfach-) Belastungssituation der Betroffenen orientiert. Hierbei könnte man durch Differenzierung und Anpassung des Therapie-Angebots an den konkreten Bedarf der Burnout-Patientinnen und Patienten (– er sich stark von der klassischen psychiatrischen Rehabilitation unterscheidet – gezielter und damit effizienter und rascher helfen.

 

Wiedereinstieg ins Berufsleben

Beim Thema Wiedereinstieg ins Berufsleben tun sich eine Menge Fragen auf. Suche ich mir einen anderen Beruf, ein anderes Unternehmen? Und was mache ich, wenn ich es mir nicht aussuchen kann, einen anderen Job zu machen? Wie gehe ich mit Burnout in meinem Lebenslauf um?

Idealerweise wirkt ein Burnout als ein Erkenntnisgewinn bei Betroffenen und bei Arbeitgeber. Burnout ist immer ein Symptom, dass etwas nicht so läuft, wie es sollte – sowohl beim Individuum als auch im System. Wenn man beide Seiten beachtet, so besteht bei Burnout naturgemäß die höchste Erfolgsaussicht einer Therapie beziehungsweise der Rehabilitation. Aber selbst, wenn auf Seiten des Arbeitgebers keine Konsequenzen gezogen werden, kann durch zielorientierte und auf das eigene, konkrete Verhalten zielende Begleitung oft eine wesentliche Veränderung Burnout-fördernder Muster erreicht werden.

Wenn eine berufliche Änderung nicht möglich ist, ist es umso wichtiger, auch die anderen Standbeine des Lebens (Ich-Bereich und sozialer Bereich) zu stärken. Um schließlich wieder ein Gefühl zu bekommen, dass man fähig ist, das eigene Leben zu gestalten. Schrittweise können Betroffene lernen, getroffene Vorhaben auch umzusetzen und so vor sich selbst wieder glaubwürdig und „wirksam“ zu werden. Das gehört zu den wichtigsten gesundheitsfördernden psychischen Ressourcen.

 

Burnout-Prävention

Im Grunde genommen mach eine Burnout-Prävention immer Sinn. Denn es bedeutet im Grunde die Erhaltung und Förderung eines gesunden und glücklichen Lebens. Sinnvolle Angebote erkennt man am besten daran, dass sich Betroffene zuerst selbst fragen, was sie wirklich erreichen möchte. Anstatt einfach alles Mögliche zu „konsumieren“. Beispiele: „Was möchte ich von dem Seminar, der Veranstaltung etc. mitnehmen? Woran werde ich bemerken, dass es für mich gut war?“. Oft liefern solche Frage schon wichtige Selbsterkenntnisse. Auch in der Burnout-Prävention im engeren Sinn (also für gefährdete Menschen) gilt die schon genannte multiprofessionelle Sichtweise. Beispielsweise ob die relevanten Fragestellungen behandelt werden?

Im Grunde genommen gilt aber auch, dass schon eine Beschäftigung mit Dingen, die mich interessieren, begeistern oder inspirieren für sich eine Burnout-Prävention darstellt. Denn sie erweitern die Vielfalt meiner Denk- und Handlungsmöglichkeiten. Übrigens muss man für eine gute Burnout-Prävention nicht immer zu einem „Experten“/einer „Expertin“ gehen – vielleicht frage ich mich selbst ab und zu:

  • „Angenommen, ich wäre mein eigener Ratgeber/meine eigene Ratgeberin – was würde ich wohl zu mir sagen?“ – oder
  • „Was würde wohl meine beste Freundin/mein bester Freund mir raten?“ – und
  • „Welche Ziele haben in meinem Leben wirklich Priorität?“ – oder
  • „Wie weit bin ich noch mein Original – auf einer Skala von 1-10? Und woran würde ich merken, dass ich wieder eine Stufe höher stehe? Und wer außer mir würde es noch bemerken?“

Quellen:

Burnout: Therapie und Umgang mit der Krankheit Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Lalouschek. Lundbeck Presseforum Psychiatrie 2015.

The Tree Interdisziplinäres Gesundheitszentrum und Consulting GmbH www.thetree.at

www.neurologie-wien.at

Related Articles

Aktuell

Steviosid: Eine revolutionäre Alternative zu Zucker

Mit seiner Süßkraft, die deutlich stärker ist als die von Zucker, hat Steviosid (ohne jegliche Kalorien) die Welt der Süßstoffe revolutioniert. Mit einer Süßkraft, die...
- Advertisement -

Latest Articles

Digital Detox: Der Weg zu einer besseren Männergesundheit

Die Entscheidung für einen Digital Detox ist ein Schritt hin zu bewussterem Leben und Arbeiten. In unserer heutigen, digital dominierten Welt ist es kaum noch...

Gartenmelde und seine Heilwirkung

Die Gartenmelde kommt in der Volksmedizin mit seiner diuretischen (harntreibenden) Heilwirkung als Brechmittel und als Abführmittel zum Einsatz. Gartenmelde ist ein vielseitiges Kraut in Küche...

Biosimilars in der Therapie der Psoriasis

Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von Biosimilars mit Original-Biologika für die Behandlung von Psoriasis lässt Fragen offen. Bei der Behandlung von mittelschwerer bis schwerer Psoriasis...