Freitag, April 19, 2024

Sportler-Ernährung

Sportler-Ernährung: Ist und Soll im Breiten- und Leistungssport

Kurz vor dem Votum des Bundestages zum Präventionsgesetz setzte das Institut Danone Ernährung für Gesundheit e.V. (IDE) ein Zeichen: Ausreichende körperliche Aktivität ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsprävention. Die körperliche Bewegung in Deutschland, Änderungen des Nährstoffbedarfes in Folge sportlicher Aktivitäten und die Konsequenzen für die Ernährungspraxis standen im Mittelpunkt des 17. Wissenschaftlichen Workshops des gemeinnützigen IDE. Er fand in Kooperation mit der Deutschen Sporthochschule am 4./5. Mai 2015 in Köln statt und bot den Teilnehmern eine Vielzahl wissenschaftlich gesicherter Zahlen.

Die 5 wichtigsten Erkenntnisse der Veranstaltung zu Sportler-Ernährung:

  • Unstrittig ist aus Sicht der Wissenschaftler, dass körperlich aktive Menschen weit besser vor Zivilisationskrankheiten unserer Zeit geschützt sind.
  • Maßnahmen der Nahrungsergänzung entbehren im Breitensport jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und sind auch im Leistungssport überflüssig.
  • Sowohl ein erhöhter Protein- oder Kohlenhydratbedarf als auch ein hoher Bedarf an Vitaminen und Mineralien sind durch normale Lebensmittel und Getränke zu decken.
  • Verbotene Substanzen oder illegale Beimengungen in Nahrungsergänzungsmitteln und Schlankheitsmitteln bergen hohe gesundheitliche Risiken für Freizeit- und Leistungssportler.
  • In Deutschland wird in Gesundheitsprävention kaum Geld investiert, obwohl weltweit Gesundheitsökonomen für die Investition in mehr Prävention plädieren.

Der 17. Journalistenworkshop des IDE, durchgeführt unter dem Titel „Essen – Trinken – klar zum Start“, bot den Teilnehmern eine Fülle gesicherter Zahlen. Für die Motivation zu mehr Breitensport als auch für konkrete Empfehlungen an Leistungssportler sind die wichtigsten hier aufgeführt.

Empfehlung: Erwachsene sollten an fünf Tagen pro Woche mindestens 30 Minuten moderat körperlich aktiv sein; das entspricht einem Minimum von 150 Minuten pro Woche. Alternativ sind 75 Minuten pro Woche intensive Ausdauerbelastung zu empfehlen. Die Aktivitäten sollten in Einheiten von mindestens 10 Minuten erfolgen und über die Woche verteilt werden.

Alltag in Deutschland: Die Bewegung von Kindern im Alltag hat in den letzten Jahren im Mittel um 7 % abgenommen. Nur 27 % der Mädchen und Jungen kommen auf die empfohlenen 60 Minuten körperliche Aktivität pro Tag. Unter den Erwachsenen schaffen gerade mal 15 % der Frauen und 25 % der Männer die als Minimum empfohlenen 2,5 Stunden pro Woche.

Folgen: Weltweit ist ein Anstieg der Häufigkeit von Übergewicht und Adipositas zu beobachten. In Deutschland sind zur Zeit 67 % der Männer und 53 % der Frauen übergewichtig.

Energie: Der Verbrauch von Energie beim Sport wird von Menschen eher überschätzt, der Energiegehalt von Lebensmitteln eher unterschätzt.

Nahrungsergänzungsmittel: Der Einsatz von Nahrungsergänzungspräparaten ist für viele Sportler an der Tagesordnung. Obwohl der Nutzen fraglich ist, konsumieren 67 bis 91 % der Leistungssportler Nahrungsergänzungsmittel, am häufigsten Vitamin- und Mineralstoffpräparate, oft mehrere Produkte gleichzeitig.

Proteinbedarf: Der Freizeitsportler kommt mit 0,8 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht aus. Das entspricht der Empfehlung für die Allgemeinbevölkerung. Ausdauer- und Kraftsportler brauchen höhere Mengen: 1,2 bis 1,7 g/kg KG. Bei ausreichender Energiezufuhr kann dieser Proteinbedarf über Lebensmittel gedeckt werden. Für eine Zufuhr von mehr als 2,5 g/kg KG gibt es keine wissenschaftliche Grundlage.

Kohlenhydratbedarf: Der Freizeitsportler braucht bei leichtem Training 3-5 g Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht (entspricht der allgemeinen Empfehlung für die Bevölkerung). Die Dauer der sportlichen Aktivität bestimmt dabei stark den Bedarf. Bei einer Stunde Training täglich erhöht sich der Kohlenhydratbedarf auf 5-7 g, bei täglich bis zu drei Stunden Training sind es 6-10 g Kohlenhydrate pro Kilogramm Körpergewicht.

Präventionsausgaben: In Deutschland wird eindeutig zu wenig Geld für Gesundheitsprävention investiert. Dem Präventionsbericht 2014 zufolge investierten die Krankenkassen im Jahr 2013 insgesamt 3,82,- € je Versicherten. Im Jahr 2009 waren es 4,44,- Euro pro Kopf und Jahr. Die derzeitigen jährlichen Ausgaben für Gesundheitsförderung und Prävention machen gerade einmal zirka 0,1 % aller Behandlungsausgaben für Krankheiten aus.

Die möglichen Rekorde der menschlichen Muskulatur sind bemerkenswert: Der Mensch kann über 2,40 Meter hoch und fast neun Meter weit springen, 100 Meter in weniger als zehn Sekunden sprinten und einen Speer beinahe 100 Meter weit werfen. „Man muss aber kein Leistungssportler sein.“, stellt Prof. Wolfram, Vorsitzender des Institut Danone fest. „Im Alltag sollte für die meisten Menschen moderate und regelmäßige Bewegung das Ziel sein. Wer pro Woche, auf 5 Tage verteilt, ca. 150 Minuten sportlich aktiv ist, kann von positiven Gesundheitseffekten des Breitensports auf Körper, Gewicht und Psyche profitieren.“

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