Donnerstag, April 18, 2024

Lewy-Body-Demenz: Sichere Demenz-Diagnose mit DaTSCAN

Der DaTSCAN ermöglicht mittels dem SPECT-Radiopharmakon FP-CIT eine genauere Diagnose einer Demenz-Erkrankung – speziell einer Lewy-Body-Demenz.

Die Lewy-Body-Demenz (DLB) ist neben Morbus Alzheimer ist wahrscheinlich die zweithäufigste Ursache einer Demenz und auf Grund der schwierigen klinischen Differentialdiagnose sehr stark unter­diagnostiziert. Die richtige Diagnose ist jedoch entscheidend. Denn die Patienten entwickeln zusätzlich zu den Demenz-Symptomen oft motorische, psychische sowie psychosomatische Störungen entwickeln. Außerdem kommen andere Medikamente zum Einsatz als bei M. Alzheimer. Hier kann der DaTSCAN mittels SPECT-Radiopharmakon FP-CIT die Differentialdiagnose Alzheim und Lewy-Body-Demenz unterstützen.



 

Cholinesterasehemmern statt Neuroleptika bei Lewy-Body-Demenz

DLB-Patienten sprechen möglicherweise besser auf Wirkstoffe an, die das cholinerge und dopaminerge System beeinflussen und haben mit großer Wahrscheinlichkeit auch eine höhere Sensitivität auf Neuroleptika.

Lewy-Body-Demenz-Patienten sollten daher in erster Linie mit Cholinesterasehemmern behandelt werden. Aufgrund der hohen Neuroleptika-Sensitivität ist eine Neuroleptika-Gabe nur unter genauester Nutzen-Risiko-Abwägung durchzuführen.

 

Die Demenz-Diagnostik mit DaTSCAN verbessern

Zwar gibt es diagnostisch wegweisende Kernsymptome und charakteristische Veränderungen, laut einer Studie ist jedoch die Sensitivität der klinischen Diagnosekriterien bei der Lewy-Body-Demenz deutlich geringer als bei M. Alzheimer. Treten bei der Lewy-Body-Demenz auch Veränderungen im Sinne eines M. Alzheimer auf, kann dies die Diagnose zusätzlich erschweren.

Obwohl neuere Daten die Annahme zulassen, dass die strukturelle MRT oder auch die Perfusions-SPECT mit ihrer Präzision und hohen Auflösung eine Unterscheidung zwischen Morbus Alzheimer und Lewy-Body-Demenz ermöglichen, sind sie aufgrund von Überlagerungen nicht für die Diagnose des einzelnen Patienten nutzbar.

Es sind daher spezielle diagnostische Marker gefragt. Bei der DLB-Diagnose bieten sich dazu biologische Marker des ­dopaminergen Systems an, da die schwerwiegende nigrostriatale Degeneration zu einem ­Dopaminverlust führt, der bei den meisten anderen Demenz-Subtypen fehlt.



 

DaTSCAN mit SPECT-Radiopharmakon FP-CIT

Ein moderner Marker der dopaminergen Degeneration ist das SPECT-Radiopharmakon FP-CIT. Mit diesem Liganden des präsynaptischen Dopamintransporters (DaT) kann bei Lewy-Body-Demenz, aber auch Morbus Parkinson die verminderte Dichte an Dopamintransportern im Corpus striatum anhand eines SPECT-Scans (Single Photon Emission Computed Tomography) dargestellt werden.

Je Fortgeschrittener die Degeneration in diesen Arealen, desto geringer ist die Anreicherung des ­Radioliganden FP-CIT.

Unauffällig ist der SPECT-Scan hingegen bei Morbus Alzheimer sowie essentiellem Tremor. FP-Cit ist für diese Indikation zugelassene Tracer – die Untersuchung kann 3–6 Stunden p.i. – also in einem 1-Tagesprotokoll – durchgeführt werden.

Mittels FP-CIT-SPECT kann die typische Beteiligung des nigrostriatalen Systems bestätigt werden und dementsprechend eine Lewy-Body-Demenz verlässlich von Morbus Alzheimer differenziert werden. Dies ist besonders bei Patienten mit klinischen Kriterien einer Lewy-Body-Demenz, aber fehlenden Parkinson-Symptomen, von Bedeutung.

Andererseits könnte mit FP-CIT-SPECT bei einem antipsychotisch therapierten Demenz-Patienten geklärt werden, ob ein bestehender Parkinsonismus die sekundäre Folge der Neuroleptika oder Teil des demenziellen Syndroms ist.

 

Wie diagnostisch genau der DaTScan bei der Analyse von Demenzen ist

Die diagnostische Genauigkeit beim DaTScan in der Unterscheidung von Lewy-Body-Demenz und Morbus Alzheimer wurde beispielsweise in der Phase-III-Studie PDT-301 an mehr als 40 europäischen Zentren gezeigt. 326 Demenzpatienten mit der klinischen Diagnose »wahrscheinliche/mögliche Lewy-Body-Demenz« oder »non-Lewy-Body-Demenz« wurden mittels FP-CIT-SPECT-Scan untersucht und die striatale Aufnahme des intravenös verabreichten FP-CIT von drei unabhängigen Untersuchern als normal oder abnormal klassifiziert.



Anschließend wurde mit den klinischen Ergebnissen verglichen: Bei einer wahrscheinlichen DLB war eine sehr hohe Korrelation zwischen verminderter DaT-Aktivität im SPECT-Scan und der klinischen Diagnose gegeben.

 

DaTSCAN im Vergleich zu klinischer Demenz-Diagnostik

Einer weitere Studie untersuchte die diagnostische Genauigkeit der SPECT-Bildgebung im Vergleich zur alleinigen klinischen sowie neuropathologischen Diagnose.

Bei Patienten mit klinisch diagnostizierter Lewy-Body-Demenz oder einer anderen Demenzform wurde ein DaTScan mit FP-CIT durchgeführt. Bei zwanzig dieser Patienten konnte der demenzielle Krankheitsverlauf über zehn Jahre dokumentiert werden, wobei sowohl die Ergebnisse der ersten klinischen Diagnosen, der FP-CIT-SCANs, sowie die definitive Krankheitsdiagnosen nach neuropathologischer Autopsie vorlagen. Acht Patienten zeigten dabei die neuropathologischen Kriterien einer DLB.

Neun Patienten hatten Morbus Alzheimer – größtenteils in Koexistenz mit einer zerebrovaskulären Erkrankung – drei Patienten hatten andere Erkrankungen. Die Sensitivität der klinischen Diagnostik einer DLB betrug 75%, die Spezifität 42%.

Im Gegensatz dazu lag die Sensitivität der FP-CIT-SPECT zur DLB-Diagnose bei 88%, die Spezifität bei 100%. FP-CIT-SPECT-Scans erhöhen daher im Vergleich zu alleinigen klinischen Kriterien wesentlich die ­diagnostische Genauigkeit bei ­Lewy-Body-Demenz.




Literatur:

Grabher BJ. DaTscan Imaging. J Nucl Med Technol. 2019 Mar;47(1):27-28. doi: 10.2967/jnmt.118.225193. PMID: 30837272.

Matesan et al. I-123 DaTscan SPECT Brain Imaging in Parkinsonian Syndromes: Utility of the Putamen-to-Caudate Ratio. J Neuroimaging. 2018 Nov;28(6):629-634. doi: 10.1111/jon.12530. Epub 2018 Jun 14.


Quelle: Sichere Demenz-Diagnose mit DaTSCAN. Dr. Michaela Schieder. MEDMIX 05/2007.

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