Kinder am Bauernhof atmen viele Mikroorganismen ein, was einen schützenden Effekt gegen Allergien, Asthma und Infektionen der unteren Atemwege bewirkt.
Das Aufwachsen am Bauernhof bringt offensichtlich einen gesundheitlichen Effekt, der Kinder besser vor Allergien, Asthma und Infektionen der Atemwege schützt. Kinder, die in Tierställen spielen, atmen eine komplexe Mischung von Mikroorganismen ein. Kleine Partikel von Heu und Gras, die unter anderem Bakterien, Pilze und Pollen enthalten, treten in ihre Atemwege ein. Forscher konnten unlängst zeigen, dass sich bei Infekten der unteren Atemwege mit solchen Umwelteinflüssen sogar eine weit verbreitete genetische Veranlagung wettmachen lässt.
Kinder, die in Tierställen spielen, stecken sich auch ebenso häufig mit Viren an wie Kinder, die nicht auf Bauernhöfen leben. Aber sie verarbeiten Infekte anders und zeigen keine Symptome.
Positiver Effekt am Bauernhof: Kinder mit einer bestimmten Genveränderung, die im Alter von unter einem Jahr bereits mit Mikroorganismen in Ställen von Kühen und anderen Tieren regelmäßig in Kontakt kommen, entwickeln seltener Symptome von Infekten der unteren Atemwege als Kinder mit demselben Risiko, die sich nicht in Ställen aufhalten.
Eine Genveränderung macht Säuglinge besonders für Umwelteinflüsse empfänglich und hilft so gegen Asthma
Dieselbe Genveränderung, die das Risiko für Asthma erhöht, macht Säuglinge besonders für Umwelteinflüsse empfänglich, die langfristig vor Asthma schützen: Kinder mit dieser veränderten Gensequenz, die im Alter von unter einem Jahr bereits mit Mikroorganismen in Ställen von Kühen und anderen Tieren regelmäßig in Kontakt kommen, entwickeln seltener Symptome von Infekten der unteren Atemwege als Kinder mit demselben Risiko, die sich nicht in Ställen aufhalten.
Im Grunde genommen kann man daraus schließen, dass Kinder mit dem schützenden Bauernhof-Effekt später auch seltener Allergien und Asthma entwickeln. Verglichen mit Kindern, die nicht vom Stalleffekt profitierten.
Beispielsweise analysierten Forscher Daten der Langzeitstudie „Pasture“, an der fast 1000 Mütter aus ländlichen Regionen teilnahmen und eine Art Tagebuch über die Entwicklung ihrer Kinder von ihrer Geburt an führten. Unter anderem lagen ihnen Informationen darüber vor, wie oft die Kinder Atemwegserkrankungen hatten und wie häufig und lang sie sich in Ställen von Kühen, Pferden, Schweinen und Geflügel aufhielten.
Bauernhof-Effekt gegen Allergien, Asthma und Infektionen der unteren Atemwege
Ihr Fokus lag dabei auf Infekten der unteren Atemwege, die in der Regel durch Viren ausgelöst werden. Zudem sollten dabei Symptome wie einem Keuchen oder Pfeifen der Lunge auftreten. Bei Kindern mit einer bestimmten genetischen Asthma-Veranlagung, die sich bereits als Säuglinge und Kleinkinder mindestens zwei Stunden die Woche in Tierställen aufhielten, war das Risiko, diese Atemwegssymptome zu entwickeln, um 80 Prozent reduziert. Gerade der Risiko-Genotyp ist empfänglich für schützende Umweltsignale.
Säuglinge, die regelmäßig im Stall sind, stecken Viruserkrankungen offenbar leichter weg
Die Forscher schlossen aus ihren Ergebnissen, dass Kinder, die schon als Säuglinge regelmäßig in den Stall mitgenommen werden, Viruserkrankungen offenbar leichter wegstecken. Aufgrund der vorliegenden Daten, etwa der Anzahl der Geschwisterkinder, gehen sie davon aus, dass sie sich ebenso häufig mit Viren anstecken wie Kinder, die nicht auf Bauernhöfen leben. Aber sie verarbeiten Infekte anders und zeigen keine Symptome.
Die Pasture-Studie gibt den Forschern die Gelegenheit, die kindliche Entwicklung über mehrere Jahre hinweg zu beobachten. Dadurch können sie belegen, dass Kinder mit einer erhöhten genetischen Anfälligkeit für Asthma, die im Alter von unter einem Jahr keine Symptome von unteren Atemwegserkrankungen zeigen, auch ein geringeres Risiko haben, später an Asthma zu erkranken. Die schützende Wirkung ist so stark, als hätten sie diese genetische Veranlagung gar nicht.
Kinder, die in Tierställen spielen, atmen eine komplexe Mischung von Mikroorganismen ein. Kleine Partikel von Heu und Gras, die unter anderem Bakterien, Pilze und Pollen enthalten, treten in ihre Atemwege ein. Diese Mikroorganismen verändern offenbar das Entzündungsgeschehen im Körper.
Das Ziel der Forscher es, herauszufinden, was genau der Stalleffekt im Körper auslöst. Damit könnte man Ansatzpunkte für künftige präventive Strategien gegen Allergien und Asthma finden. Die Veränderung auf dem Chromosom 17, einem der Orte, die beispielsweise für Asthma empfänglich machen, ist jedenfalls weit verbreitet. Im Grunde genommen hat auch 75 Prozent der Bevölkerung dieses genetische Risiko. Schließlich kann man davon ausgehen, dass viele Menschen vom Stalleffekt in der ganz frühen Kindheit profitieren könnten.
Literatur:
The early development of wheeze: Environmental determinants and genetic susceptibility at 17q21. In: American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine 2015, DOI: 10.1164/rccm.201507-1493OC
http://www.atsjournals.org/doi/abs/10.1164/rccm.201507-1493OC#.VkwzxOmFPcs