Freitag, April 19, 2024

Schnittkäse und Hartkäse: welche Käsesorten nahezu laktosefrei sind

Nahezu jeder Zehnte leidet an Laktoseintoleranz, viele wissen nicht, dass Schnittkäse und Hartkäse laktosefrei sind beziehungsweise kaum Laktose enthalten.

Etwa zehn Prozent in der Bevölkerung leidet an ­Laktoseintoleranz, ein Großteil davon ist der Meinung, dass Laktose in allen Milchprodukten enthalten ist. Das ist aber falsch: denn gereifter Käse –also alle Schnittkäse und Hartkäse-Produkte – sind laktosefrei beziehungsweise enthalten diese Käsesorten nur sehr geringe Mengen. Solche Schnitt- und Hartkäse-Sorten ­können somit problemlos konsumiert werden.



 

Laktose und Laktoseintoleranz

Die Laktose (Milchzucker) ist ein Disaccharid (Laktose = Glucose + Galactose) und von Natur aus in Milch enthalten. Laktose sollte im Dünndarm durch das Enzym Laktase gespalten und resorbiert werden. Aufgrund des Enzymdefekts bei Personen mit Laktoseintoleranz bleibt die Spaltung aus und die Laktose wird in den Dickdarm weitertransportiert, wo Bakterien sie zu Milchsäure, Kohlendioxid (CO2), Wasserstoff und Methan vergären.

Diese Stoffwechselprodukte verursachen die typischen Symptome: etwa 15 Minuten nach der Laktoseaufnahme kommt es zu Meteorismus, Flatulenz, Tenesmen und Luftaufstoßen. Etwas verzögert können beim Patienten Durchfall, Übelkeit und Erbrechen auftreten. Viele Betroffene haben jahrelang Beschwerden, ohne zu ­wissen warum: Sie vertragen Laktose nicht oder nur in geringen Mengen.

 

Diagnose Laktose­intoleranz

Die Diagnose stellt man nach Laktoseaufnahme entweder mit einem Laktose-Resorptionstest, bei dem durch den Enzymmangel der Blutzucker nicht oder nur mangelhaft ansteigt. Oder mittels H2-Atemtest – die am häufigsten durchgeführte Methode, der in gewissen Zeitabständen den H2-Gehalt der Ausatemluft bestimmt. Andere Diagnosemöglichkeiten sind die direkte Bestimmung der Laktaseaktivität im Rahmen einer Dünndarmbiopsie und seit kurzem auch Gentests.

Abgrenzen muss man die Laktoseintoleranz besonders zum Reizdarmsyndrom und der (Kuh-)Milchallergie. Was der Patient meiden muss Die typischen Beschwerden treten besonders nach Genuss von Milch (jede Sorte, egal von welchem Tier) und anderen Milchprodukten (auch Cremeeis), Milchmargarine, Puddings, Cremen, Milchmixgetränken, Eiskaffee und adaptierter/teiladaptierter Säuglingsmilch auf. Auch in vielen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln ist Milchzucker als Trägersubstanz enthalten, die Zutatenliste sollte daher immer ausführlich gelesen werden.

 

Schnittkäse und Hartkäse ­sind laktosefrei (oder fast) und auch für Menschen Laktoseintoleranz zu geniessen

Es gibt zahlreiche Möglich­keiten, trotz Laktoseintoleranz Milchprodukte zu sich zu nehmen, denn Laktose ist nicht in allen Milchprodukten enthalten. In gereiftem Käse – also in allen Schnittkäse und Hartkäse-Sorten – ist ­keine Laktose beziehungsweise nur in ganz geringen Spuren enthalten. Bei der Reifung des Käses wird der Milchzucker in Eiweiß um­gewandelt.

Je länger der Käse ­also reift, desto weniger Milchzucker ist enthalten. Im Grunde genommen sind Schnittkäse (4–12 Wochen Reifezeit) wie Berg­baron, Traungold, Gouda, Butter­käse, Geheimratskäse, Jerome, Schloss­damer, Baronesse, Tilsette, Goudette sowie Hartkäse (3 Monate bis mehrere Jahre Reifezeit) wie Bergkäse, Emmentaler und Parmesan nahezu laktosefrei. Deswegen kann man sie problemlos genießen.



Weichkäse wie Camembert, Österkron, Brie und St. Severin sind nicht so lange gereift (bis zu 4 Wochen Reifezeit). Es können deshalb noch größere Spuren von Laktose enthalten sein, wenn auch bereits deutlich durch den Reifungsprozess reduziert. Frischkäse wie Bojar und Gervais sind keine gereiften Käse. Deswegen ist darin auch Laktose ­enthalten.


Literatur:

Facioni MS, Raspini B, Pivari F, Dogliotti E, Cena H. Nutritional management of lactose intolerance: the importance of diet and food labelling. J Transl Med. 2020;18(1):260. Published 2020 Jun 26. doi:10.1186/s12967-020-02429-2

Sieber R, Stransky M, de Vrese M. Laktoseintoleranz und Verzehr von Milch und Milchprodukten [Lactose intolerance and consumption of milk and milk products]. Z Ernahrungswiss. 1997;36(4):375-393. doi:10.1007/BF01617834

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