Eine – häufig verkannte – Schilddrüsenentzündung kann nach der Entbindung zu anhaltender Erschöpfung und depressiver Verstimmung führen.
Eine Schilddrüsenentzündungnach entwickelt fast jede zwölfte junge Mutter nur wenige Wochen nach der Entbindung. Diese sogenannte Postpartum-Thyreoiditis entsteht durch eine hormonelle Stresssituation, der die mütterliche Schilddrüse während der Schwangerschaft ausgesetzt ist. Die Erkrankung äußert sich durch Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Nervosität und depressive Verstimmung. Die Symptome werden allerdings oft abgetan und als Baby-Blues fehlinterpretiert. Ein Bluttest klärt, ob eine Schilddrüsenentzündung nach der Geburt vorliegt.
Schilddrüsenentzündung – Postpartum-Thyreoiditis – bis 24 Wochen nach der Geburt
Eine Postpartum-Thyreoiditis entwickelt sich in einem Zeitraum von etwa vier bis 24 Wochen nach der Entbindung. Da die Erkrankung keine Schmerzen verursacht, spricht man auch von einer stillen Schilddrüsenentzündung. Besonders gefährdet sind Frauen, bei denen schon vor oder während der Schwangerschaft erhöhte Schilddrüsen-Antikörper – sogenannte TPO-Antikörper – festgestellt wurden, Frauen mit einer Neigung zu Hashimoto oder Morbus Basedow und Diabetespatientinnen. Bei ihnen kann es nach der Schwangerschaft, die ja eine Art Stress-Test für die mütterliche Schilddrüse darstellt, zu einer hormonellen Entgleisung kommen.
Die Postpartum-Thyreoiditis verläuft häufig in verschiedenen Phasen, wobei es anfangs zu einer Schilddrüsenüberfunktion mit Zittern, Nervosität, beschleunigtem Herzschlag und verstärktem Schwitzen kommen kann. Sind die Beschwerden stark ausgeprägten, so kann mit der vorübergehenden Einnahme von Betablockern für wenige Wochen meist ausreichend therapiert werden.
In der nächsten Phase der Schilddrüsenunterfunktion leiden die jungen Mütter vor allem an Müdigkeit und Antriebsarmut. Schließlich kann eine Über- oder Unterfunktion entstehend. Bei der Hälfte der Mütter normalisiert sich die Erkrankung nach einem Jahr von ganz allein. Wenn die Unterfunktion aber weiter besteht, kann man mit Levothyroxin wirksam therapieren. Der Wirkstoff hat sich seit langem bewährt – in Tablettenform zur Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion.
Wochenbett-Schilddrüsenentzündung oft verkannt
Obwohl die Wochenbett-Schilddrüsenentzündung ein relativ häufiges Phänomen ist, wird sie oft nicht erkannt. Das liegt daran, dass eine Wochenbett-Depression sich oft ganz ähnlich äußert oder die Frauen dem vorschnellen Urteil unterliegen, mit der neuen Belastungssituation nicht zurecht zu kommen. Deswegen sollten behandelnde Gynäkologen, der Hausarzt oder die Hebamme sowie die betroffenen Frauen bei solchen Beschwerden eben auch an eine Postpartum-Thyreoiditis denken. Ein Bluttest gibt letztendlich Aufschluss, ob eine Schilddrüsenentzündung nach der Entbindung vorliegt.