Derzeit bestehen erfolgreiche Möglichkeiten zur Behandlung in der Psychiatrie mit Pharmakotherapie und störungsspezifischer Psychotherapie.
Der störungsorientierte Ansatz versucht sowohl eine spezifische Behandlung von klinischen Störungsbildern als auch die allgemeinen Wirkfaktoren im interpersonellen Kontext zu berücksichtigen. Für einen optimalen, effektiven und kostengünstigen Therapieerfolg ist es notwendig, die Kombination von Pharmakotherapie und Psychotherapie in der Psychiatrie-Behandlung auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen.
Die psychotherapeutische Behandlung von psychisch erkrankten Personen hat jedenfalls in der psychiatrischen Versorgung eine besondere Bedeutung. Diese stellt bei der in geringerem Ausmaß vorhandenen Zeit und der abnehmenden personellen Ressourcen eine große Herausforderung dar.
Die kognitive Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sowie die Gesprächspsychotherapie sind als wissenschaftliche Verfahren anerkannte Psychotherapie-Methoden mit empirisch erbrachtem klinischem Wirknachweis.
Ganzheitliches Krankheitskonzept: Gen-Umwelt-Interaktion
Die Integration von Psychotherapie in die Psychiatrie stellt einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Behandlungsbedingungen von psychisch Kranken dar. Unter Berücksichtigung eines vermehrten Wissens über die Ursachen von psychischen Störungen dient ein ganzheitliches Krankheitskonzept (Interaktionen von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren in der Entwicklung von psychischen Störungen im Sinne einer Gen-Umwelt-Interaktion) als wesentlicher Ausgangspunkt nicht nur für die Planung von pharmakologischen, sondern auch für die Planung von psychotherapeutischen Interventionen.
Wirkstoffe und Psychotherapie in der Psychiatrie
Durch die neuen methodischen Errungenschaften der modernen Neurowissenschaften werden sowohl die Auswirkung von Psychotherapie auf neuronale Vorgänge, im Rahmen von Forschungen zu neurobiologischen Effekt von Psychotherapie, als auch die Auswirkung von Pharmakotherapie auf psychische Funktionen untersucht. Insgesamt zeichnet sich in der Psychiatrie eine Überlegenheit der Kombination von Psychotherapie und Pharmakotherapie bei einzelnen psychischen Störungen ab.
Therapiemethode der störungsspezifischen Psychotherapie
Ausgehend von der Annahme, dass psychischen Störungen – entsprechend den Definitionen von Krankheitsbildern in den internationalen Klassifikationssystemen – spezielle Interventionsstrategien erfordern, wurden in den letzten Jahren vermehrt spezielle störungsspezifische Therapiemethoden entwickelt.
Diese störungsspezifische Psychotherapie fordert Therapieformen, die genau auf die konkret vorliegende Störung zugeschnitten sind und konzentriert sich auf diagnostische Einheiten. Dieser Therapieansatz ist auch überschaubarer, dient der Qualitätssicherung von Psychotherapie und deren Wirksamkeit und ist durch Effektivitätsstudien im Sinne der “Evidence based Medicine“ abgesichert. Im Vergleich zu schulenspezifischer Psychotherapie ist die störungsspezifische Psychotherapie gezielter auf die Symptomatik gerichtet.
Derzeit ist eine gute Wirksamkeit bei einer zunehmenden Anzahl von störungsspezifischen d. h. diagnosespezifischen Therapien nachgewiesen. Dabei zeigt sich bei bis zu 65% der behandelten Patienten eine deutliche Besserung.
Derzeit bestehen erfolgreiche Behandlungskonzepte häufig aus einer phasenspezifischen Kombination von Pharmakotherapie und störungsspezifischer Psychotherapie.
Literatur:
Leichsenring F, Abbass A, Hilsenroth MJ, et al. Biases in research: risk factors for non-replicability in psychotherapy and pharmacotherapy research. Psychol Med. 2017;47(6):1000‐1011. doi:10.1017/S003329171600324X
Gabbard GO. Psychotherapy in psychiatry. Int Rev Psychiatry. 2007;19(1):5‐12. doi:10.1080/09540260601080813