Freitag, März 29, 2024

Privater Anbau von Cannabis boomt

Zwar ist der Anbau von Cannabis für Privatleute erlaubt und boomt. Die Ernte der Blüten ist aber verboten, denn Blüten fallen unter das Suchtmittelgesetz.

Wenn es um die Thematik Cannabis beziehungsweise Hanf geht, unterscheidet sich Österreich auf den ersten Blick wenig von den anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU). Der Konsum ist erlaubt und entkriminalisiert. Der Besitz, Kauf und Verkauf dagegen unterliegen dem Suchtmittelgesetz (SMG). Es gibt aber einen Unterschied zu den meisten Ländern des Alten Kontinents. Der österreichische Weg erlaubt weitestgehend den Anbau von Hanf beziehungsweise Cannabis.

Im Bereich des Medizinalcannabis behält sich zwar die AGES (Agentur für Ernährungssicherheit) vor, den Anbau in Eigenregie zu organisieren. Ihr geht es vor allem darum, dass Patienten reine und saubere Medikamente erhalten. Im Privatbereich ist es aber jedem gestattet, mit den grünen Nutzpflanzen zu experimentieren. Illegal wird die Angelegenheit erst, wenn die Pflanzen anfangen zu blühen. Und so stürmen die Landsleute gerade die sogenannten Growshops. So werden die Spezialläden genannt, welche alle Utensilien rund um den Hanf vertreiben. Oft ist es die anspruchsvolle Käuferschicht, welche sich mit Zubehör eindeckt, um Hanf im Garten, in der Garage oder auf dem Balkon anzupflanzen. Die Growshops liefern Komplettsets inklusive hochwertiger Samen zum Anbau im Hinterzimmer und Gebrauchsgegenstände, die das Herz eines jeden Cannabisliebhabers höherschlagen lassen. Eine Beratung ist allerdings verboten. Die Läden dürfen beispielsweise keine Auskunft geben über die richtige Beleuchtung oder die Höhe des pH-Werts und seiner Auswirkungen auf Cannabispflanzen.

 

Blüten bleiben verboten

Auch wenn der relativ laxe Umgang in Bezug auf den Anbau von Cannabis fortschrittlich erscheint, ändert das nichts an der restriktiven Haltung der Regierung gegenüber der Nutzpflanze. Zwar sollen laut verlässlichen Umfragen im Großraum Wien ca. 300.000 Setzlinge in Töpfen stehen, aber ohne die Blüten bleibt der Nutzen gering. Die Pflanzen werden entweder zur reinen Zier oder verleiten zu kriminellen Handlungen.

Umso deutlicher wird das bei den Bestimmungen über den Medizinalhanf, der beispielsweise in Deutschland seit 2017 verschrieben werden darf. Die besten Wirkungen werden dabei mit den Blüten erzielt. Hierzulande dagegen dürfen auch Blüten nicht verschrieben werden. Die von der AGES eingefahrenen Ernten werden ins Nachbarland transportiert, wo Medikamente wie Dronabinol und Sativex hergestellt werden. Diese wiederum sind in Österreich legal.

Die zwiespältige Haltung der Regierung zur Hanfpflanze wurde kürzlich wieder bestätigt. Auch CBD (Cannabidiol) unterliegt restriktiven Regelungen. Die Substanz, welche keine psychoaktiven Wirkungen verursacht, kann im Internet käuflich erworben werden, solange der Anteil von THC (Tetrahydrocannabinol) 0,3 % nicht übersteigt. Dies gilt nicht für die Blüten und für die Verwendung als Lebensmittel. Mit einem Erlass des Gesundheitsministeriums vom 9.12.20 wird auf die Novel-Food-Verordnung der EU verwiesen, deren Zulassungsverfahren noch anstehen.

Laut Ministerium bleiben die Blüten verboten, weil es noch keine belastbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse gäbe, die die Vorteile der Blüten gegenüber cannabisbasierten Präparaten belege. Zudem sei die exakte Dosierung von Blüten eher schwierig. Deshalb sind Cannabisprodukten in Form von Medikamenten der Vorzug zu geben.

 

CBD trägt den Boom beim Anbau von Cannabis

Und so ist es nicht verwunderlich, dass für den derzeitigen Boom hauptsächlich CBD verantwortlich zu machen ist. Und das gelingt durch eine Hintertür. Wegen der fehlenden Novel-Food-Zulassung helfen sich Hersteller und Handel damit, die Erzeugnisse als Aromaprodukte anzubieten und zu bewerben. Dadurch profitiert die Vielzahl der Anwender, die CBD-Produkte vorbeugend einnehmen, ohne austherapiert zu sein.

Denn letztendlich hat CBD entzündungshemmende und beruhigende Wirkungen, die den Lebensalltag positiv beeinflussen. Dies gelingt durch eine natürliche Stärkung des Immunsystems. So berichten Patienten von Autoimmunkrankheiten wie Multipler Sklerose oder rheumatischer Arthritis von einer beindruckenden Linderung ihrer Schmerzanfälle. Auch Menschen mit psychotischen Krankheiten stehen hinter CBD. Es werden den Anfällen von schwerer Depression die Spitze genommen und sie treten seltener auf. Gleiches gilt für Panikattacken. Und so ist es eigentlich verwunderlich, dass einem Wirkstoff, der schon seit tausenden von Jahren positive Effekte auf die Gesundheit der Menschen zeitigt, in Österreich solche Hindernisse in den Weg gelegt werden.

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