Freitag, März 29, 2024

Palivizumab vorbeugend gegen RS-Virus ohne Wirkung

Die präventive Therapie mit Palivizumab gegen das RS-Virus wirkt sich weder auf das Asthma-Risiko noch auf die Lungenfunktion im späteren Kindesalter aus.

Die vorbeugende Gabe von Palivizumab gegen das RS-Virus – dem respiratorischen Syncytial-Virus (RSV) – zeigt weder auf die Lungenfunktion noch auf das Asthma-Risiko in der späteren Kindheit relevante Effekte. Dies zeigen die Ergebnisse einer niederländischen Studie an frühgeborenen Kindern, die jetzt im Fachjournal The Lancet publiziert wurden.

 

Einfluss des RS-Virus auf die Lungenfunktion

Eine RS-Virus-Infektion in der frühen Kindheit wird mit späterem Giemen und Asthma bronchiale in Verbindung gebracht. Giemen deutet grundsätzlich auf eine bronchiale Obstruktion hin und tritt vor allem während der Exspiration auf. Es kommt zu trockenen, pfeifenden Atemgeräuschen und brummenden, melodischen und polyphonen Tönen.

In wieweit das RS-Virus und eine beeinträchtigte Lungenfunktion in Zusammenhang stehen, ist bislang nicht geklärt, dementsprechende Untersuchungen lieferten unterschiedliche Ergebnisse. Die neuen Daten einer niederländischen Langzeit-Studie an 429 Frühgeborenen sollte darüber Aufschluss geben, in wie weit sich eine vorbeugende Behandlung mit dem Antikörper Palivizumab auf das spätere Asthma-Risiko auswirkt.

 

Palivizumab zur Prävention der durch das RS-Virus hervorgerufenen schweren Erkrankungen der unteren Atemwege

Palivizumab ist ein sogenannter humanisierter monoklonaler IgG1κ-Antikörper, der das A-Epitop des Fusionsproteins des RS-Virus bindet. Palivizumab ist deswegen angezeigt zur vorbeugenden Anwendung gegen RS-Virus hervorgerufene schweren Atemwegserkrankungen, in deren Folge es zu Krankenhausaufenthalte kommt.

Dementsprechend wird Palivizumab bei Kindern mit hohem Risiko für RS-Virus-Erkrankungen, Frügeborenen (in der 35. Schwangerschaftswoche oder früher und zu Beginn der RS-Virus-Saison jünger als 6 Monate sind), unter 2-Jährige, die innerhalb der letzten 6 Monate wegen bronchopulmonaler Dysplasie behandelt sowie hämodynamisch signifikante angeborenen Herzfehlern geboren wurden.

 

Palivizumab versus Placebo unter der Lupe

In der eingangs erwähnten niederländischen Langzeit-Studie mit den 429 frühgeborenen Kindern wurde den jungen Studienprobanden in ihrem ersten Lebensjahr zufällig entweder Palivizumab zur RS-Virus-Prävention oder ein Placebo gegeben. In einem dreijährigen Abstand mussten die Eltern mittels Fragebögen die Atemwegs-Symptome ihrer Kinder beschreiben. Die Lungenfunktion der Kinder wurde im Alter von sechs Jahren untersucht, die behandelnden Ärzte wurden nach möglichen Asthma-Symptomen befragt.

Es zeigten sich in den Probandengruppen nach sechs Jahren keine signifikanten Unterschiede im Zusammenhang mit der Lungenfunktion und der Anzahl an ärztlichen Asthma-Diagnosen. An Asthma erkrankten im Palivizumab-Studienarm 19 von 185 Kindern, in der Placebo-Gruppe waren es 18 von 182 Kindern.

 

Schwächen der Untersuchungen

Wesentlich unterschiedlicher zeigte sich die Befragung der Eltern. Eltern der Kinder der Placebo-Gruppe berichteten wesentlich häufiger von Asthma-Symptomen ihrer Kinder – vor allem von vereinzelt auftretendem Giemen. Problematisch dabei ist, dass die Studie nicht bis zum Ende doppel-blind durchgeführt wurde. Denn die Eltern wurden nach einem Jahr der Studie dahingehend informiert, ob ihr Kind präventiv Palivizumab oder Placebo bekamen. Das scheint die Eltern der Probanden in der Placebo-Gruppe sensibilisiert zu haben, sie waren dann aufmerksamer gegenüber möglicher Symptome.

 

Fazit. Nach Analyse aller relevanten Parameter schlussfolgerten die Studienautoren, dass die vorbeugende Gabe von Palivizumab gegen eine RS-Virus-Infektion keine Auswirkung auf die Lungenfunktion oder auf das Asthmarisiko in der späteren Kindheit hat. Die Forscher wiesen aber auch darauf hin, dass objektive Messwerte, ärztliche Diagnosen und messbare Lungenfunktionswerte von großer Wichtigkeit sind und sich ihre Studienergebnisse zu frühgeborenen Kindern nicht auf normal geborene Kinder, andere Bevölkerungsschichten oder auch andere Präventionsmethoden übertragen lassen.

Quelle:

Scheltema, N. M. et al.: Respiratory syncytial virus prevention and asthma in healthy preterm infants: a randomised controlled trial. In: The Lancet, 2016, 6 (4)

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