Donnerstag, April 18, 2024

Häufige Orgasmen sollen vor Prostatakrebs schützen

Was viele Jahre lang vermutet wurde, konnten unlängst wissenschaftlich bestätigt werden: Häufige Orgasmen, Samenergüsse, könnten vor Prostatakrebs schützen.

Daten von etwa 32.000 Männern untersucht. Unlängst bestätigten Wissenschafter den ersten beeinflussbaren Risikofaktor, der vor Prostatakrebs schützen hilft. So sollen Orgasmen beziehungsweise der Samenerguss gegen Krebs helfen, und zwar unter anderem die Substanzen Oxytocin und DHEA.

 

Kaum beeinflussbare Risikofaktoren bei Prostatakrebs

Als beeinflussbare Risikofaktoren gelten jene Risiken, die durch gesundheitsbewusstes Verhalten, beispielsweise durch gesunde Ernährung oder viel Bewegung, reduziert bzw. verhindert werden können.



Für kardiovaskuläre Erkrankungen beispielsweise gibt es diverse beeinflussbare Risikofaktoren, so könnten laut dem Center for Disease and Control Prevention (CDC) hunderttausende Herzinfarkt- oder Schlaganfall bedingte Todesfälle durch einen gesundheitsbewussten Lebensstil verhindert werden.

Bei Prostatakrebs hingegen ist dies nicht der Fall: es gibt kaum beeinflussbare Risikofaktoren, denn die Risiken basieren auf individuellen Genen und unterliegen zudem häufig familiärer Vorbelastung.

Eine 2004 durchgeführte JAMA-Studie war eine der ersten, die häufige Orgasmen als potenziellen beeinflussbaren Risikofaktor bei Prostatakrebs in den Raum stellte: demnach würde häufiges Ejakulieren das Prostatakrebs-Risiko senken.

 

21 Samenergüsse pro Monat bringt – im Vergleich zu 4 bis 7 Orgasmen pro Monat – ein um 20 Prozent geringeres Prostatakrebs-Risiko

Im Zuge einer aktuellen Metaanyalyse wurden Daten von rund 32.000 Männern aus der Health Professionals Follow-up Studie analysiert. Teilnehmende Männer wurden über einen Zeitraum von insgesamt 18 Jahren beobachtet.

Zu Beginn der Studie wurden Männer der Altersgruppe 20 bis 29 und 40 bis 49 hinsichtlich der Anzahl der Orgasmen, die sie im vergangenen Monat bzw. im vergangenen Jahr hatten, befragt. Anhand dieser Werte errechneten die Wissenschafter die durchschnittliche Anzahl der Samenergüsse im Laufe des gesamten Lebens der jeweiligen Männer.

Mit interessanten Ergebnissen, denn im Vergleich zu Männern mit nur vier bis sieben Orgasmen pro Monat, wiesen Männer, die mindestens 21 Samenergüsse pro Monat hatten, ein um 20 Prozent geringeres Prostatakrebs-Risiko auf.



Laut Dr. Jennifer Rider, Epidemiologin an der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston, ist die zitierte Studie die bis jetzt größte Langzeitstudie zu dieser Thematik. Zudem beschäftigt Rider sich sehr spezifisch mit dem Vorgang der Ejakulation, mit Orgasmen und Samenerguss. Die Studie untermauert, dass sich geschützter Geschlechtsverkehr durchaus positiv auf die Prostatagesundheit auswirken kann.

 

Ejakulation und Risiko für Krebs: Oxytocin und DHEA im Fokus der Forschung

Der Orgasmus an sich verfügt über protektive Eigenschaften, betont Dr. Rider. So kommt es im Zuge von Orgasmen zur Freisetzung der Hormone Oxytocin und Dehydroepiandrosterone (DHEA).

Oxytocin ist in der Lage den Blutdruck bei Frauen zu senken, wodurch das kardiovaskuläre Risiko sinkt. DHEA wurde schon früher mit einer Reduktion des Brust- und Gebärmutterhalskrebs-Risiko assoziiert.

Obwohl Brustkrebs bei Männern äußerst selten ist, stellten griechische Wissenschafter fest, dass Männer, die weniger als sechs Orgasmen pro Monat erleben, ein signifikant höheres Brustkrebsrisiko aufweisen. Zudem sei ein erhöhter DHEA-Spiegel in der Lage, Gedächtnis und Gehirnfunktionen zu stärken und das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen zu verringern.

Folglich könnten diese Hormone, die im Zuge des Orgasmus freigesetzt werden, nicht also der Samenerguss an sich, für die verbesserte Prostata-Gesundheit verantwortlich sein.

Zu erwähnen ist, dass die eingangs zitierte Studie den Einfluss häufiger Orgasmen auf das Risiko neuer Prostatakrebs-Erkrankungen untersuchte. Remissionen wurden nicht berücksichtigt.


Quellen:

DI Alexandra Springler. Häufige Orgasmen sollen vor Prostatakrebs schützen: Wirkung von Oxytocin und DHEA im Fokus. MEDMIX online 2015

American Urological Association Annual Meeting. 2015.

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