Donnerstag, April 18, 2024

Langfristiger Opioidkonsum erhöht das Risiko von Depressionen

Zwar kann Opioidkonsum kurzfristig die Stimmung aufhellen. Allerdings kann die langfristige Nutzung von Opioiden das Risiko von neuen Depressionen erhöhen.

Wie eine Studie der Saint-Louis-University zeigte, kann zwar der Opioidkonsum einerseits kurzfristig positive auf die Stimmung wirken. Andererseits erhöhen Opioide aber auch bei langfristiger Nutzung das Risiko für neu einsetzende Depressionen.

Opioidkonsum veränderte Neuroanatomie und senkte den Testosteron-Level

Die US-Forscher untersuchten bei 3 großen Patientengruppen, wie Anwendungsdauer und Dosis von Opioidkonsum mit erhöhtem Risiko für Depressionen zusammenhängen. Dabei entdeckten sie, dass der Opioidkonsum Veränderungen in der Neuroanatomie und einen niedrigen Testosteron-Level verursachte. Letztendlich zeigte sich der Zusammenhang unabhängig von der bekannten Auswirkung von Schmerzen auf Depressionen.

Im Grunde genommen war bei langfristiger Nutzungsdauer der Opioidkonsum mit neu auftretenden Depressionen vergesellschaftet. Allerdings zeigte sich keine Zusammenhang mit der Höhe der Dosierung.

Deswegen sollten sich sowohl Patienten als auch ihre Ärzte bewusst machen, dass die Nutzung von Opioide haltigen Schmerzmitteln über länger als 30 Tage neben der Wirkung gegen die Schmerzen auch das Risiko von Depressionen erhöht.

Die Forscher verwendeten Daten aus der Veterans Health Administration (VHA), dem Baylor Scott & White Health (BSWH) und dem Henry Ford Health System (HFHS) aus den Jahren 2000 bis 2012. Die Datensätze enthielten 70.997 VHA-Patienten, 13.777 BSWH-Patienten sowie 22.981 HFHS-Patienten mit HFHS. Die Patienten waren neue Opioidkonsumenten im Alter von 18 bis 80, die vor Therapiebeginn keine Depressionen hatten.



Erstmals Depressionen

Es zeigte sich, dass zwölf Prozent der VHA-Schmerzpatienten, 9 Prozent der BSWH-Schmerzpatienten und 11 Prozent der HFHS-Schmerzpatienten nach dem Opioidkonsum erstmals Depressionen erlebten.

„Die Ergebnisse waren bei allen drei Gruppen bemerkenswert konsistent, obwohl die Gruppen sehr unterschiedliche Patientencharakteristika und Demografien aufwiesen“, sagte Erstautor Jeffrey Scherrer. Bei allen drei Patientengruppen rief die längere Behandlungsdauer mit opioidhaltigen Analgetika erstmals auftretende Depressionen hervor.

Opioide, die die Patienten in der Studie verwenden hatten, waren Codein, Fentanyl, Hydrocodon, Hydromorphon, Levorphanol, Meperidin, Oxycodon, Oxymorphon, Morphin sowie Pentazocin.

Rezente Ergebnisse von Studien unter Verwendung von Krankenakten bestätigen für die USA die Ergebnisse. Depressionen ist eine wichtige nachteilige Auswirkung von chronischem Opioidkonsum. Dass sollten verschreibende Ärzte bei der Behandlung chronischer Schmerzen dementsprechend berücksichtigen.




Literatur:

Scherrer JF, Ahmedani B, Autio K, et al. The Prescription Opioids and Depression Pathways Cohort Study. J Psychiatr Brain Sci. 2020;5:e200009. doi:10.20900/jpbs.20200009

Scherrer JF, Salas J, Copeland LA, et al. Prescription Opioid Duration, Dose, and Increased Risk of Depression in 3 Large Patient Populations. Ann Fam Med. 2016;14(1):54-62. doi:10.1370/afm.1885

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