Unser Körper scheidet etwa 95% der aufgenommenen Naproxen-Menge wieder aus, wobei Abwasser-Behandlungsanlagen für die Entfernung nicht ausgerüstet sind.
Eine neue Studie zu Umwelttoxikologie und Umweltchemie befasste sich jetzt eingehender mit den Auswirkungen des gängigen entzündungshemmenden Medikaments Naproxen und seiner Abbauprodukte im Abwasser auf Amphibien. Es gab schon viele Studien, die die Toxizität von Naproxen, dem weit verbreiteten rezeptfreien Schmerzmittel, untersuchten. Aber bisher gab es keine Studien, in denen man die Auswirkungen von Naproxen beziehungsweise seiner Abbauprodukte auf Amphibien untersuchten.
Abwasser-Behandlungsanlagen können Naproxen nicht entfernen
Unter dem Strich scheidet der menschliche Organismus nahezu 95% der aufgenommenen Naproxen-Menge wieder aus. Dabei sind die Abwasser-Behandlungsanlagen nicht für die Entfernung von Naproxen ausgerüstet. Deswegen leiten sie den Wirkstoff auch zusammen mit anderen Arzneimitteln häufig unberührt in die Gewässer.
Jedenfalls wird das Naproxen selbst abgebaut, wenn es dem Sonnenlicht ausgesetzt wird. Jedoch nicht, bevor es zu den zwei primären Phototransformationsprodukten (PT) 1- (6-Methoxy-2-naphthyl) ethanol (NAP-PT1) sowie 2-Acetyl-6-methoxynaphthalin ( NAP-PT2) umgewandelt wurde.
Die Forscher analysierten die Zeit, die diese Produkte zum Abbau brauchten. Weiter maßen sie ihre Toxizität einzeln und in Mischungen mit Larven von Südkröten. Als zu testender Modellorganismus wurden Kröten ausgewählt. Denn die Amphibienlarven sind in Lebensräumen mit dem Risiko einer Exposition gegenüber Arzneimitteln wie Naproxen weit verbreitet.
Phototransformationsprodukte um ein Vielfaches giftiger als Naproxen
Die Hauptautoren Allison Welch und Wendy Cory, beide vom College of Charleston, und ihre Kollegen stellten fest, dass diese Phototransformationsprodukte nicht nur länger in der Umwelt persistierten als Naproxen, Sondern dass NAP-PT1 auch sechsmal toxischer für die Larven der Südkröte und NAP war -PT2 war bis zu 15-mal giftiger für die Amphibien sind.
Allison Welch ergänzte, dass „die Ergebnisse zeigen, dass ein relativ sicheres Arzneimittel in viel giftigere Verbindungen und Gemische umgewandelt werden kann. Dementsprechend muss man auch die Folgen der Arzneimittelumwandlung bei der Bewertung der Risiken von Arzneimitteln für die Umwelt berücksichtigen.
Die Studie unterstreicht auch die Notwendigkeit, den gesamten Lebenszyklus von Medikamenten zu bewerten, um deren Auswirkungen auf die Umwelt richtig zu verstehen.
Literatur:
Wendy C. Cory Allison M. Welch Jessica N. Ramirez Luke C. Rein. Naproxen and Its Phototransformation Products. Persistence and Ecotoxicity to Toad Tadpoles (Anaxyrus terrestris), Individually and in Mixtures. Environmental Toxicology First published: 12 August 2019
https://doi.org/10.1002/etc.4514