Freitag, April 19, 2024

Starke Muskeln, Muskelkraft und Muskeltraining steigern Lebenserwartung

Starke Muskeln beziehungsweise Muskelkraft und Muskeltraining können die Lebenserwartung auch von erkrankten Menschen deutlich steigern.

Die Daten von fast 40.000 Patienten unterstreichen den Zusammenhang von Muskelkraft, starken Muskeln und Lebenserwartung beziehungsweise Sterblichkeit. Schon früher zeigte zahlreiche Studien, dass Menschen mit starken Muskeln und guter Fitness aufgrund positiver Auswirkungen auf den Allgemeinzustand und ihrer Lebenserwartung sehr profitieren. Unlängst belegte eine dementsprechende Meta-Analyse, dass die Muskelkraft auch bei Patienten mit einer kritischen oder chronischen Erkrankung die Lebenserwartung sehr stark beeinflusst.

 

Starke Muskeln und Muskelkraft bringt allgemein eine höhere Lebenserwartung

Für die Meta-Analyse analysierten die Forscher die Ergebnisse aus 39 prospektiven Kohorten-Studien mit insgesamt 39.852 Patienten. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage, welche Auswirkungen starke Muskeln auf Lebenserwartung und Sterblichkeit kranker Menschen hat. Und zwar von Patienten, die ambulant oder in stationären Einrichtungen medizinisch versorgt wurden.

Die Wissenschaftler wollten mit den Erkenntnissen der Meta-Analyse die Diagnostik und Therapie kranker Menschen verbessern. Und die Ergebnisse der Meta-Analyse zeigten eindeutig, dass schlechte muskuläre Fitness die Wahrscheinlichkeit für einen früheren Tod erhöht. Im Grunde genommen wiesen Patienten mit geringer Muskelkraft nach Ausklammerung anderer potenzieller Einflussfaktoren im Vergleich zu Patienten mit hoher Muskelkraft ein 1,8-fach erhöhtes Risiko zu sterben auf. Umgekehrt zeigte sich, dass ein um 5 kg höheres Muskelkraftniveau ein um 28% verringertes Risiko für die Gesamtmortalität mit sich bringt.

 

Auch bei schweren Erkrankungen kann Muskeltraining Leben retten

Unter dem Strich ist es entscheidend, dass man Patienten mit Muskelschwäche rechtzeitig identifizieren und dann effektiv zu therapieren. Dies muss einfach stärker in den Fokus der medizinischen Praxis rücken. Vor allem bei schweren Erkrankungen sowie bei Tumortherapien wirkt sich eine vorhandene Sarkopenie, also der durch Krankheit oder fortschreitendes Alter verursachte Muskelschwund, insbesondere bei unzureichender Energie- und Eiweißzufuhr, negativ auf den Krankheits- bzw. Therapieverlauf aus.

Solche Patienten werden dann häufig pflegebedürftig. Vor allem ältere Betroffene müssen dann leider oft in ein Pflegeheim. Daher ist es wichtig, dass man Patienten mit geringer muskulärer Fitness frühzeitig erkenn. Denn dann kann man umgehend Maßnahmen dagegen einzuleiten. Beispielsweise kann eine adäquate Ernährungstherapie sowie ein rechtzeitiges und gezieltes Krafttraining dem Verlust an Muskelkraft effizient entgegenwirken.

 

Ernährung und Muskeltraining ähnlich wichtig wie Medikamente

Im Grunde genommen ist eine gezielte Ernährungs- und Trainingsintervention bei vielen Erkrankungen ähnlich wichtig wie die medikamentöse Behandlung. Wobei Patienten in fast jeder Krankheitssituation von einem therapiebegleitenden Training profitieren können. Denn neben einer verbesserten Prognose wirkt sich dies auch positiv auf die Lebensqualität aus. Denn die Patienten fühlen sich seltener erschöpft und sind leistungsfähiger. Sie können eigenständig ihr subjektives Wohlbefinden positiv beeinflussen. All das stärkt die Patientenkompetenz und fördert die Compliance des Patienten zur vereinbarten Therapie.

 

Trainings- und Ernährungskonzepte sollten fixer Bestandteil der Therapie werden

Die Studienautoren fordern daher, entsprechende Rahmenbedingungen für die Umsetzung solcher umfassender Behandlungkonzepte zu schaffen. Denn innovative ernährungsmedizinische und trainingstherapeutische Konzepte sollten fixer Bestandteil nahezu jeder Behandlung und Vorbeugung sein. Dazu müssen aber auch die Ärzte, die Pflegepersonal und schließlich auch die Patienten selbst körperliches Training und Ernährung als wichtigen Bestandteil ihrer Behandlung verstehen. Davon profitieren vor allem die Patienten, aber auch die Krankenhäuser und das gesamte Gesundheitssystem.


Literatur:

Jochem Carmen, Leitzmann Michael, Volaklis Konstantinos, Aune Dagfinn, Strasser Barbara. Association between muscular strength and mortality in clinical populations: A systematic review and meta-analysis. J Am Med Dir Assoc. 2019 Jul 19. pii: S1525-8610(19)30441-4. doi: 10.1016/j.jamda.2019.05.015.

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