Samstag, September 21, 2024

Mangel an Mikronährstoffen – vor allem Eisenmangel – bei Allergien behandeln

Diätische Maßnahmen bei Mangel an Mikronährstoffen: Lutschtablette gegen Eisenmangel soll die Symptome einer Allergie lindern helfen.

Im Grunde genommen kann ein Mangel an Mikronährstoffen Entzündungen fördern und das Immunsystem beeinträchtigen. Und zwar kann es die Immunabwehr besonders empfindlich gegenüber allergenen Stoffen machen. Vor allem Eisenmangel signalisiert den Abwehrzellen Gefahr und führt zu einer erhöhten, übertriebenen Immunreaktion und damit zu Allergien.



 

Mikronährstoffe, Eisenmangel und Allergien

Eine rezente Studie von WissenschafterInnen des Messerli Forschungsinstituts der MedUni Wien, Vetmeduni Wien und Uni Wien zeigt erstmals, dass eine gezielte diätische Maßnahme die Symptomlast bei allergischen Reaktionen verringern kann. Damit schlagen die ForscherInnen in der Betreuung von AllergikerInnen eine völlig neue Richtung ein.

Hintergrund der Untersuchungen von ForscherInnen des interuniversitären Messerli Forschungsinstituts in Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni Wien ist der Teufelskreis der Allergie. Ein hyperaktives Immunsystem versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und hemmt die Aufnahme von Eisen. Obwohl genau dieser Mikronährstoff bei Allergie zur Beruhigung der Überreaktion vermehrt gebraucht würde. Um diesen Mangel der Abwehrzellen auszugleichen, entwickelte das wissenschaftliche Team eine Lutschtablette, die im Rahmen der Studie erstmals doppel-blind und Placebo-kontrolliert getestet wurde.

 

Hemmung der Aufnahme von Eisen umgehen

Die Lutschtablette basiert auf dem Molkenprotein Beta-Lactoglobulin von Kühen, welches als Träger für zahlreiche Mikronährstoffe fungiert. „Durch diesen Träger erfolgt die Aufnahme statt über Blutgefäße über die Lymphe – also genau dort, wo Abwehrzellen vermehrt anzutreffen sind und die Mikronährstoffe gezielt aufnehmen können“, erläutert Studienleiterin Franziska Roth-Walter vom Messerli Forschungsinstitut. Da eine Tablette mit weniger als einem Milligramm eine sehr kleine Eisenmenge aufweist, gilt sie nicht als Eisenpräparat. Vielmehr ist der Mikronährstoff darin in einer Form enthalten, mit der die allergiebedingte Hemmung der Eisenaufnahme umgangen werden kann.

Laut Studienergebnissen verringerte sich mit der Einnahme dieser Lutschtablette die Symptomlast bei Birken- und GräserpollenallergikerInnen deutlich. Darüber hinaus verbesserten sich der Eisenstatus in den zirkulierenden Monozyten sowie die Werte der roten Blutzellen. Nach sechsmonatiger Einnahme der Lutschtablette in Kombination mit den notwendigen Medikamenten („Combined Symptom Medication Score“) konnte in der Hauptsaison der Birkenpollen bei den PatientInnen eine 45-prozentige Reduktion der Symptome erreicht werden.



 

Überempfindlichkeit der Abwehrzellen herabsetzen

Bisher gilt die spezifische Allergen-Immuntherapie als einzige ursächliche Behandlungsmöglichkeit zur Linderung allergischer Erkrankungen. Dabei wird ein Allergen spezifisch gegen die jeweilige Allergie eingesetzt, z. B. Birkenpollen gegen Birkenpollen-Allergie. „Die Versorgung der Abwehrzellen mit Mikronährstoffen über die Lutschtablette zeigte eine ähnlich starke Wirksamkeit, und zwar auf komplett Allergen-unabhängige und daher universelle Weise“, verdeutlicht Franziska Roth-Walter. Die Studie zeigt daher einen neuen Ansatz in der Betreuung von AllergikerInnen auf. Dabei wird durch eine diätische Maßnahme nicht die Allergie selbst, sondern die zugrundeliegende Überempfindlichkeit der Abwehrzellen gegenüber allergenen Stoffen herabgesetzt.




Literatur:

Bartosik T, Jensen SA, Afify SM, Bianchini R, Hufnagl K, Hofstetter G, Berger M, Bastl M, Berger U, Rivelles E, Schmetterer K, Eckl-Dorna J, Brkic FF, Vyskocil E, Guethoff S, Graessel A, Kramer MF, Jensen-Jarolim E, Roth-Walter F. Ameliorating Atopy by Compensating Micronutritional Deficiencies in Immune Cells. A Double-Blind Placebo-Controlled Pilot Study. J Allergy Clin Immunol Pract. 2022 Mar 6:S2213-2198(22)00229-X. doi: 10.1016/j.jaip.2022.02.028. Epub ahead of print. PMID: 35263681.


Quelle: Medizinische Universität Wien: www.meduniwien.ac.at

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