Donnerstag, März 28, 2024

Wie Rheuma-Erkrankungen auf den Magen-Darm-Trakt wirken

Bei klassischen Rheuma-Erkrankungen verursachen die Rheuma-Medikamente als Nebenwirkungen fast ausschließlich Symptome im Magen-Darm-Trakt als.

Rheuma-Erkrankungen und Symptome im Magen-Darm-Trakt beeinträchtigen die Patienten oft gleichzeitig. Dabei stehen meist Nebenwirkungen der Rheuma-Medikamente im Vordergrund. Vor allem die entzündungshemmenden Schmerzmittel – wie Nichtsteroidale Antirheumatika, kurz NSAR – verursachen Magen-Darm-Probleme.

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Weiter gibt es auch bestimmte Rheuma-Erkrankungen – insbesondere die mit Beschwerden der Wirbelsäule –, die mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen in Zusammenhang stehen. Allerdings verursachen bei den klassischen Rheuma-Erkrankungen fast ausschließlich die Therapie bedingten Nebenwirkungen der Medikamente Probleme im Magen-Darm-Trakt.

 

Magen-Darm-Symptome von NSAR bei Rheuma

Unter dem Strich lindern die NSAR die Schmerzen und wirken gegen die Entzündung. Denn sie hemmen das körpereigene Enzym Cyclooxygenase, was dann die Bildung der Prostaglandine beeinträchtigt. Dadurch gehen schließlich Schmerz und Entzündung zurück.

Doch die Prostaglandine haben im Körper auch andere Aufgaben zu erfüllen. So wirken sie beispielsweise auch als Schutz an der Magen-Darm-Schleimhaut. Wenn nun durch die NSAR-Medikamente dieser Schutz wegfällt, so treten bei vielen Rheuma-Patienten teils ernsthafte nebenwirkungen wie Schleimhautentzündungen und Schleimhautläsionen auf. Etwa ein Drittel der mit NSAR behandelten Rheuma-Patienten berichtet deswegen über Magen-Darm-Beschwerden. Sie nennen hierzu Übelkeit und Erbrechen, Völlegefühl und Blähungen, Aufstoßen und Sodbrennen sowie Schmerzen hinter dem Brustbein (etc.).

 

Magengeschwüre sind häufig

Häufig entstehen Magengeschwüre, sogenannte Ulzera, im Bereich des Magens, seltener im Dünndarm, möglicherweise auch im Dickdarm. Nicht zuletzt aufgrund der schmerzlindernden Effekte der NSAR tun diese Magengeschwüre oft nicht weh. Deswegen bemerken die Patienten diese auch oft sehr spät.

Im Grunde genommen sind vor allem Magengeschwüre besonders gefährlich. Denn sie verlaufen oft unbemerkt und verursachen dabei schwerwiegende Blutungen oder Gewebeschäden im Magen-Darm-Trakt.

Das Risiko für Magengeschwüre steigt mit zunehmendem Patientenalter und mit der Schwere der Rheuma-Erkrankungen. Weiter erhöhen allgemeine Erkrankungen sowie gastrointestinale Vorerkrankungen in Verbindung mit NSAR, aber auch Kortikoiden das Risiko.

Ganz vermeiden lassen sich Nebenwirkungen bei NSAR aber nicht. Sogenannte selektive Cox-2-Hemmer sind insbesondere für den Magen-Darm-Trakt besser verträglich. Im Grunde genommen verordnen Ärzte in den meisten Fällen Magenschutzpräparate zusätzlich zu einer NSAR-Therapie.

 

Darmbeteiligung als Krankheitsbestandteil

Bestimmte Wirbelsäulen-assoziierte Erkrankungen können auch unmittelbar mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung einhergehen. Häufig ist dabei auch keine Erhöhung des Rheumafaktors festzustellen.

Speziell bei entzündlich-rheumatischen Krankheiten wie beispielsweise der Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis, AS), die reaktive Arthritis oder andere Spondylarthropathien leiden bis zu zwei Drittel dieser Rheuma-Patienten an abdominellen Symptomen und Magen-Darm-Läsionen.

Die möglichen Beschwerden einer entzündlichen Darmerkrankung reichen von Bauchschmerzen, unregelmäßigem Stuhlgang, Verstopfung, Durchfall, Fisteln und Abszessen über Darmblutungen bis hin zu Mangelernährung sowie ungewolltem Gewichtsverlust.

Unter dem Strich sollte bei gleichzeitigem Auftreten von Gelenkproblemen und andauernden Verdauungsbeschwerden stets die Ursache abgeklärt werden. Dies gilt umso mehr, wenn bereits Verwandte von Rheuma oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung betroffen sind.

 

Glukokortikoide in Kombination mit Methotrexat und Hydroxychloroquin bei rheumatoider Arthritis mit geringen Nebenwirkungen

Glukokortikoide, speziell niedrig dosierte, kommen üblicherweise bei rheumatoider Arthritis zum Einsatz. Eine randomisierte, doppelblinde klinische Studie bestätigte nun die Wirksamkeit und Sicherheit von niedrig dosierten oralen Glukokortikoiden in Kombination mit Methotrexat und Hydroxychloroquin. Die Kombination der Medikamente verursachten im frühen Stadium der Rheuma-Erkrankung ähnlich starke Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt wie Placebo.


Literatur:

Chu XJ, Cao NW, Zhou HY, Meng X, Guo B, Zhang HY, Li BZ. The oral and gut microbiome in rheumatoid arthritis patients. A systematic review. Rheumatology (Oxford). 2021 Mar 2;60(3):1054-1066. doi: 10.1093/rheumatology/keaa835. PMID: 33450018.

Hua L, Du H, Ying M, Wu H, Fan J, Shi X. Efficacy and safety of low-dose glucocorticoids combined with methotrexate and hydroxychloroquine in the treatment of early rheumatoid arthritis. A single-center, randomized, double-blind clinical trial. Medicine (Baltimore). 2020;99(27):e20824. doi:10.1097/MD.0000000000020824

Macaluso F, Guggino G, Rizzo A, Ferrante A, Ciccia F. Histopathology of the gut in rheumatic diseases. Reumatismo. 2018;70(3):178–186. Published 2018 Oct 3. doi:10.4081/reumatismo.2018.1084

Zhong D, Wu C, Zeng X, Wang Q. The role of gut microbiota in the pathogenesis of rheumatic diseases. Clin Rheumatol. 2018;37(1):25–34. doi:10.1007/s10067-017-3821-4

Ciccia F, Ferrante A, Guggino G, Triolo G. The role of the gastrointestinal tract in the pathogenesis of rheumatic diseases. Best Pract Res Clin Rheumatol. 2016;30(5):889–900. doi:10.1016/j.berh.2016.10.003


Quelle:

Die Auswirkungen von Rheuma-Erkrankungen auf den Magen-Darm-Trakt. Dr. Thomas Haas, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie. Salzburg, Rheumatag 2014 der Österreichischen Rheumaliga.

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