Dienstag, April 23, 2024

Juckreiz und Kribbeln: Lippenherpes, Herpes labialis, Fieberblasen

Ein schwaches Immunsystem, Umweltfaktoren und Stress fördern Lippenherpes – Herpes labialis, Fieberblasen – mit starkem Juckreiz und Kribbeln an den Lippen.

Lippenherpes wird auch als Herpes labialis oder auch Herpes simplex labiales ist geprägt durch quälenden Juckreiz und Kribbeln an den Lippen, der gebräuchlichste Name ist aber Fieberblasen. Zudem kommt es zur Bildung von schmerzhaften Blasen an den Lippen, die in Folge aber auch auf umliegenden Hautstellen in der Mundhöhle entstehen können. Zuerst das Kribbeln, dann den Juckreiz und anderer Beschwerden auf den Lippen und im Mund verursachen in der Regel Herpes-Viren.

Herpes simplex-Virus Typ 1 als Verursacher von Lippenherpes

Lippenherpes wird vom sogenannten Herpes simplex-Virus Typ 1 verursacht, wobei die Herpes-Viren-Familie hunderte Vertreter hat, wobei neun von ihnen beim Menschen auftreten.

Zu diesen sogenannten Humanen Herpes-Viren gehören das Herpes simplex-Virus Typ 1 und Herpes simplex-Virus Typ 2, das Varizella-Zoster-Virus, die Humane Herpes-Viren 6A, 6B, 7, das Epstein-Barr-Virus, das Cytomegalie-Virus sowie das Kaposi Sarkom-assoziierte Herpes-Virus.

Herpes-Viren sollen die Menschheit seit Anbeginn begleiten. Ab Erstinfektion verbleiben Herpes-Viren ein Leben lang im Körper – häufig unbemerkt in einem Latenz-Zustand, ohne sich weiter zu vermehren. Erst wenn sie aktiviert werden beginnen sie im Körper mit der Vermehrung und es kommt im Normalfall zu Symptomen der jeweiligen Erkrankung. Doch die Vermehrung kann auch ohne merkbare Symptome geschehen. In diesem Zustand ist die Gefahr einer Übertragung auf andere Menschen größer.

Humane Herpes-Viren verursachen Lippenherpes, Genitalherpes, Windpocken, Herpes Zoster (Gürtelrose), Pfeiffersches Drüsenfieber. Sie können aber auch an der Entstehung verschiedene Krebserkrankungen beteiligt sein. Mittlerweile lassen sich zwar die Symptome vieler dieser Krankheiten effektiv behandeln, die Herpesviren kann man allerdings nicht außer Gefecht setzen. Allein gegen das Varizella-Zoster-Virus kann man sich durch Impfungen schützen.



 

Geschwächte Abwehrkräfte

Speziell bei Lippenherpes können Herpes-Viren durch ein geschwächtes Immunsystem, psychische Faktoren wie Stress und Müdigkeit sowie Umfeltfaktoren wie starke UV-Strahlung aktiviert werden, wandern dann aus ihrer Warteposition entlang von Nervenbahnen an die Oberfläche und befallen die Epidermis.

Als erste Anzeichen von Fieberblasen treten leichtes Kribbeln, ein Spannungsgefühl und Juckreiz meist am Lippenrand auf. Es entstehen schmerzhafte Blasen oder Hautschädigungen auf gerötetem Untergrund.

Rasche Behandlung der Fieberblasen: Bei Kribbeln und Juckreiz noch vor den schmerzhaften Blasen

Es existieren verschiedene symptomatische Therapie-Optionen gegen die schmerzhaften Blasen. Die topische, äußerlich angewandte lokale Behandlung sollte der aktuellen Erkrankungsphase angepasst werden. Wobei die Wirkstoffe aus der Gruppe Virustatika vor allem in der Anfangsphase geeignet sind. Mit anderen Worten in der Bildungsphase der Bläschen wirksam sind, um die virale Vermehrung einzudämmen.

Bekannte Wirkstoffe sind hier Aciclovir und Penciclovir, die man topisch als Creme, Salbe oder Gel auf die Fieberblasen aufträgt. In der Austrocknungs- sowie Heilphase helfen die Wirkstoffe aber wenig und man sollte entzündungshemmende, schmerzlindernde sowie lokal desinfizierende Maßnahmen einsetzen.

Pflanzliche Behandlungen bekämpfen die Erkrankung mit anderen Mitteln. So sollen Trockenextrakte aus Melisse das Eindringen der Herpesviren in die Zelle und somit dessen rasante Ausbreitung verhindern.

Interessant sind jüngste Veröffentlichungen zur Behandlung von Fieberblasen mit einem lokalanästhetischen, halbfesten Gel. Die Therapie wurde von den Studienteilnehmern als sehr wohltuend eingeschätzt. Die neue Behandlung brachte einer deutlich kürzere Heilungszeit im Vergleich mit den herkömmlichen topischen antiretroviralen Mitteln.

Eine andere moderne Behandlung mit einem pflanzlichen Gel zeigte antivirale, entzündungshemmende sowie schmerzlindernde Eigenschaften. Und zwar brachten die enthaltenen Pflanzenstoffe die gute Wirkung. Das Gel beinhaltete das Hypericum perforatum (2,5%, allgemein als Johanniskraut bezeichnet), Lavandula officinalis (10%, allgemein als Lavendel bezeichnet), Glycyrrhiza glabra (2,5%, allgemein als Lakritz bezeichnet), Melissa officinalis at (6%, allgemein als Zitronenmelisse bezeichnet), Eleutherococcus senticosus (4%, üblicherweise als sibirischer Ginseng bezeichnet) sowie Sarracenia. Die Anwendung des Verbase-Gels könnte schließlich bei Fieberblasen Häufigkeit künftiger Ausbrüche verringern.

Zink und Heparin

Alternativ soll Zink die Herpes-Viren frühzeitig inaktivieren. Besonders in der Akutphase der Herpes-Infektion kann oral eingenommenes Zink mit täglich 50 mg eine Heilung positiv unterstützen.

Heparin soll die virustatische Wirkung von Zink verstärken können. Es gibt auch äußerliche Anwendungen mit Zinkionen, die die Bindung der Viren an die Wirtszelle verhindern sollen.

Zink-hältige Salben, Cremen beziehungsweise Gels bewirken mehrmals täglich angewandt ein Austrocknen der Blasen. Und sie wirken dem Ausbreiten des Erregers auf gesunde Hautpartien entgegen.

Vor allem wenn sich eine Fieberblase geöffnet hat beziehungsweise aufgeplatzt ist, so ist die Anwendung einer Zink-hältigen Heilsalben zu empfehlen.

Wobei wie oben erwähnt zusätzliches Heparin die positive Wirkung verstärken soll. Neben der Förderung der Wundheilung besitzen sie zusätzlich eine antiseptische Wirkung gegen das Entstehen begleitender bakterieller Superinfektionen.

Selen und Carbenoxolon

Unter dem Strich soll das Selen mit seiner antioxidativen Wirkung eine schnelle Linderung bei Lippenherpes unterstützen. Es gibt Anwendungen, die ein mehrmals tägliches Aufsprühen von Selen auf Blasen sowie in der Mundschleimhaut ermöglichen.

Schon lange bekannt und effektiv gegen entzündliche Fieberblasen ist die Anwendung von Carbenoxolon, das ebenfalls der Virusvermehrung entgegenwirken soll.



 

Aminosäure L-Lysin bei Lippenherpes

Im Grunde genommen hungert Aminosäure L-Lysin bei Lippenherpes den Virus praktisch aus. Zudem entfaltet sie eine Wirkung, die gegen den Einfluss der Aminosäure L-Arginin gerichtet ist. Wobei das L-Arginin die Vermehrung und Wachstum von Herpes-Viren begünstigt.

Im Grunde genommen kann man das L-Lysin sowohl zur Behandlung als auch zur Vorbeugung von Lippenherpes einsetzen. Schließlich fördert L-Lysin auch die Synthese von Kollagen. Wobei das dann die rasche Wundheilung unterstützt.

 

Fieberblasen-Pflaster gegen den Juckreiz und das Kribbeln bei Lippenherpes

Die Behandlung mit Fieberblasen-Pflastern beruht übrigens auf dem Prinzip der feuchten Wundheilung. Dazu platziert man die durchsichtigen Fieberblasen-Pflaster bei den ersten Anzeichen auf den betroffenen Stellen. Sie wollen ebenfalls eine Virusvermehrung sowie weitere Infektionen verhindern. Zudem sollen sie auch die Schmerzen lindern. Weiter verringern sie Rötungen und Schwellungen und wirken dem unangenehmen Juckreiz entgegen.

Ein aktuelle klinische untersuchte zudem die Wirksamkeit von zwei Pflaster-Anwendungen mit einer 5% Aciclovir-Creme. Dabei waren gegen die Fieberblasen das filmbildende Pflaster und das semikklusive Pflaster mit Hydrokolloid vergleichbar wirksam wie Aciclovir.




Literatur:

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Quelle:

Dr. Reinhold Lautner. Juckreiz und Kribbeln: Lippenherpes, Fieberblasen (Herpes labialis): So bekommt man Juckreiz und schmerzhafte Blasen in den Griff. MEDMIX 4/2009

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