Ein übermäßiger Lakritz-Konsum kann gefährlich sein. Ein 10-jähriger musste nach einer über zwei Minuten andauernden Konvulsion in ein Krankenhaus eingeliefert.
Eine Studie aus Italien beschrieb den Fall eines 10-jährigen Jungen, der nach übermäßigem Lakritz-Konsum in Form von Süßigkeiten einen massiven Krampfanfall erlitten hatte. Das Kind wurde nach einer über zwei Minuten andauernden Konvulsion in ein Krankenhaus in Bologna eingeliefert. Dabei kam es zu wiederholten tonisch-klonischen Krämpfen der Körpermuskulatur, verbunden mit einem Bewusstseinsverlust.
Auslöser für diese Symptome sind synchrone Entladungen von Nervenzellen des Gehirns – sogenannten Depolarisationen. Der eher veraltete Begriff Konvulsion wird heute üblicherweise mit dem Terminus tonisch-klonischer Krampfanfall ersetzt. Laut Dr. Davide Tassinari von der Universität Bologna, kam es in den Stunden nach der Spitalseinlieferung zu drei weiteren Krampfanfällen. Das Kind klagte zudem über heftige Kopfschmerzen und wies einen stark erhöhten Blutdruck auf.
Glycyrrhizinsäure – einer der Hauptinhaltsstoffe des Lakritz – kann bei exzessiven Lakritz-Konsum zu schweren Gesundheitsproblemen führen
Im Zuge der Untersuchungen nahmen die Ärzte Notiz von schwarzen Verfärbungen der Zähne fest. So stellte sich heraus, dass das Kind in den vergangenen vier Monaten täglich mindestens 20 Stück Lakritz zu sich genommen hatte. Dies führte zu einem täglichen Konsum von etwa 2.88 mg/kg Glycyrrhizinsäure, einer der Hauptinhaltsstoffe des Lakritz.
Diese Glycyrrhizinsäure-Menge liegt weit über der von der WHO empfohlenen Tagesration von 2 mg/kg. Der exzessive Lakritz-Konsum führte zu Hypertonie und löste zudem ein posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom (PRES) aus. Die klinischen Symptome sind dabei akut auftretenden Kopfschmerzen, Sehstörungen, epileptischen Anfällen bis hin zu meist qualitativen Bewusstseinsalteration.
Glycyrrhizinsäure kommt natürlicherweise in der Wurzel der Süßholzpflanze – Glycyrrhiza glabra – vor. Der auch in anderen Pflanzen wie der Frucht des Grapefruitbaums vorkommende natürliche Süßstoff ist zirka 50-mal süßer als Rohrzucker.
Große Gefahr bei Kindern mit geringem Körpergewicht
Nachdem das Kind den Lakritz-Konsum einstellte, konnte die blutdrucksenkende Therapie langsam reduziert werden, die Hypertonie normalisierte sich. Die Autoren der Publikation wiesen insbesondere auf die Gefahr bei Kindern mit geringem Körpergewicht hin. Als Sicherheitsmaßnahme sollten Lakritz-Hersteller Angaben hinsichtlich einer maximalen Tagesration machen müssen.
Quelle: DI Alexandra Springler. Lakritz verursachte Krampfanfall. MEDMIX online 2015.