Verschiedene Untersuchungen belegen, dass Lärm und Luftverschmutzung herzkrank machen und das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, signifikant erhöhen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt nicht nur vor Schadstoffen in der Luft, sondern auch vor Lärm. Eine aktuelle Studie zeigte unlängst das Gefahrenpotential regelmäßiger Lärmbelastung, herzkrank zu werden. In einem experimentellen Modell wurden dabei Zusammenhänge zwischen Lärmbelastung und einer Dysfunktion des Endothels, also der Innenwand von Blutgefäßen, nachgewiesen. Grundsätzlich gilt eine Endothel-Dysfunktion gilt als wichtige Ursache von schweren kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Dass verschiedene Umwelteinflüsse wie Lärm oder Luftverschmutzung auch die kardiovaskuläre Gesundheit stark beeinträchtigen können, ist zunehmend Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten.
Herzkrank durch den schädlichen Einfluss von Lärm
Schon bei gesunden Probanden führte eine Simulation von Nachtfluglärm von 30 bzw. 60 Überflügen zu einer Endothel-Dysfunktion sowie zu einem grenzwertigen Blutdruckanstieg und zu Schlafstörungen. Interessanterweise kann der schädlichen Lärmbelastung durch die Gabe von Vitamin C entgegengewirkt werden.
Bei Patienten mit einer bekannten koronaren Herzerkrankung sind die Auswirkungen durch den Lärm noch deutlicher und die Blutdruckanstiege ausgeprägter. Bemerkenswert ist, dass sich die Gefäßfunktion verschlechtert – unabhängig davon, ob die Probanden sich über den Lärm ärgern oder nicht.
Laut Schätzungen der WHO gehen in Westeuropa pro Jahr eine Million gesunde Lebensjahre durch Lärm verloren. Allein auf dem Weg von kardiovaskulären Erkrankungen verursacht Lärm jährlich den Verlust von 61.000 gesunden Lebensjahren. Gemäß einem publizierten Modell tötet Lärm sowohl durch direkte als auch indirekte Wirkungen. Gemeinsam ist beiden, dass sie Stressreaktionen im Organismus verursachen. Die Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem gehen meist auf indirekte Lärmwirkungen zurück.
Schlafstörung und Stress machen herzkrank
Lärmbelastungen ab 35 dBA in der Nacht und mehr als 45 bis 50 dBA (Dezibel – die Stärke von Schall wird oft als „A-bewerteter Schalldruckpegel“ verwendet) am Tag führen zu einer Störung der Kommunikation, des Schlafs und zu emotionalen Reaktionen im Sinne von Ärger. Dies wiederum führt zu Stress. Die chronischen Stressreaktionen führen letztlich zur Ausbildung von kardialen Risikofaktoren sowie zu Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall.
Kürzlich publizierte Studien belegen, dass zum Beispiel Nachtfluglärm, aber auch Straßen- und Schienenlärm zum vermehrten Auftreten von Bluthochdruck und zu mehr Herzinfarkten und Schlaganfällen führen. Damit ist Fluglärm, ebenso wie Feinstaub, ein neuer Herz-Kreislaufrisikofaktor der durch die Umwelt bedingt ist. Solche Daten unterstreichen, dass Luftverschmutzung und Lärm Risikofaktoren für die Entstehung von Herzkreislauferkrankungen sind.
Herzkrank durch Luftverschmutzung
Aktuelle Daten zeigen auch, dass eine signifikante Korrelationen zwischen Luftverschmutzung und dem akuten wie auch dem chronischen kardiovaskulären Risiko besteht. So konnten belgische Forscher anhand von Registerdaten zeigen, dass bereits nach einem kurzen Anstieg der Luftschadstoffe mehr Herzinfarkte auftreten. Ihre Auswertung zeigte, dass jeder Anstieg von Feinstaub und NO2 von jeweils 10 µg/m3 mit einem geringen, aber signifikanten Anstieg des relativen Herzinfarkt-Risikos assoziiert war. Für Ozon wurde keine vergleichbare Wirkung beobachtet.
Eine andere Studie zeigte, dass Umweltverschmutzung bei jungen Menschen für ein Ansteigen der Entzündungswerte im Körper verantwortlich ist. Diese „systemische Inflammation“ gilt ebenfalls als Risikofaktor für zahlreiche Krankheiten, darunter kardiovaskuläre Erkrankung und Herzinfarkt. Für eine Studie wurden beispielsweise Probanden im Alter von 16 bis 22 Jahren aus dem stark verschmutzen Krakau mit Kontrollpersonen aus dem weniger belasteten Lubin verglichen. Dabei zeigten sich zwar keine signifikanten Differenzen bei Blutdruck und Herzfrequenz. Dafür jedoch bei den Markern für chronische, systemische Inflammation, die bei Teilnehmern aus Krakau deutlich höher lagen.