Schätzungsweise 20% aller Krebs-Erkrankungen gehen auf chronische Entzündungen zurück, neue molekulare Diagnostik erleichtert heute die Diagnose.
Etwa jede fünfte aller Krebs-Erkrankungen werden durch chronische Entzündungen ausgelöst. Neue Methoden der molekularen Diagnostik erleichtern zukünftig die Diagnose von Krebs-Erkrankungen und identifizieren Patienten, die von innovativen Medikamenten profitieren. Die Entzündung ist eine Antwort des Organismus auf Gewebsschäden. Sie dient in ihrem Ablauf dazu, pathologische Prozesse im Organismus wie Wunden und Infektionen zu heilen. Als Antwort auf die Gewebsschädigung wird ein komplexes Netzwerk an chemischen Signalen aktiviert, das die notwendigen Schritte zur Heilung des Gewebes koordiniert.
Insbesondere gehört hierher die Aktivierung und Einwanderung von weißen Blutkörperchen, speziell neutrophilen Leukozyten, Monozyten, Eosinophilen und Mastzellen, die alle eine bedeutende Rolle spielen. Im Verlauf der Entzündung wird eine provisorische Grundsubstanz gebildet, die ein Gerüst zur Aktivierung von Bindegewebszellen und Gefäßwandzellen darstellt. Diese Zellen stellen dann die normalen Gewebsverhältnisse wieder her. So kommt es in den meisten Fällen zu einer vollständigen Abheilung. Es gibt aber auch Verläufe, bei denen die Auflösung und die Abheilung des Entzündungsprozesses gestört sind. Dann kann sich das Bild einer chronischen Entzündung entwickeln.
Erhöhtes Krebsrisiko durch chronische Entzündungen
Heute weiß man: Chronische Entzündungen erhöhen das Krebsrisiko. Es hat zwar bereits Rudolf Virchow in den 1860-er Jahren auf eine mögliche Verbindung von Entzündung und Krebs hingewiesen. Aber erst in den letzten zehn bis 15 Jahren wurden die Hinweise immer deutlicher, dass die Entzündung eine entscheidende Rolle bei der Krebsentstehung spielt und dass chronische Entzündungen ein erhöhtes Krebsrisiko darstellen. Nach heutigen Schätzungen ist davon auszugehen, dass bis zu 20 Prozent aller Krebs-Erkrankungen auf chronische Entzündungen zurückzuführen sind.
Die Bedeutung von oxidativem Stress
Man nimmt heute an, dass der oxidative Stress bei der krebsfördernden Wirkung der chronischen Entzündung eine zentrale Rolle spielt. Darunter versteht man die vermehrte Synthese von reaktiven oxidativen Substanzen (ROS), wie H2O2 und NO (Nitritoxid) durch die Entzündungszellen. ROS sind toxisch für die DNA und führen zu oxydierten DNA-Basen. Sie wirken also mutagen auf die DNA und sind damit für die Zelle hochgefährlich. Bis zu einem gewissen Grad werden sie sofort durch antioxidative Schutzmechanismen wieder abgebaut. Hierzu gehören vor allem Enzyme wie zum Beispiel die Glutathion-S-Transferase. Sobald die Kapazität dieser Schutzmechanismen überlastet ist, spricht man von oxidativem Stress, der krebserzeugende DNA-Veränderungen hervorrufen kann.
Quelle: https://www.pathologie-dgp.de/