Donnerstag, März 28, 2024

Wie man die Innere Uhr für die Gesundheit beeinflussen kann

Die Innere Uhr gilt als Taktgeber für unsere Gesundheit, der Schlaf-Wach-Rhythmus und kann gesundheitsrelevante Prozesse beeinflussen, um eine therapeutische Nutzung zu ermöglichen.

Unsere Innere Uhr mit dem Wechsel von Tag und Nacht bestimmt unseren Lebensrhythmus – nicht nur im Zusammenhang mit Müdigkeit und Wachzustand. Auch Körpertemperatur, Energiestoffwechsel, die Ausschüttung verschiedener Hormone und die Aktivität von Immunzellen orientieren sich am 24-Stunden-Takt. Dass solche gesundheitsrelevanten Prozesse so sehr mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus zusammenhängen, kann man zudem therapeutisch nutzen. Mit der Chronotherapie will man dann die Innere Uhr positiv für die Gesundheit beeinflussen. Und zwar um die Wirkung von medikamentösen Therapien zu verbessern und chronische Erkrankungen vorzubeugen.

 

Innere Uhr steuert Physiologie und Verhalten im 24-Stunden-Takt

Das Leben auf unserem Planeten hat sich unter zyklisch wiederkehrenden Umweltbedingungen wie dem Tag-Nacht-Rhythmus entwickelt. Innere, sogenannte zirkadiane Uhren steuern Physiologie und Verhalten im 24-Stunden-Takt.

Wenn Störungen in diesem System der inneren Uhr die Gesundheit negativ beeinflussen, kann die Synchronisation zwischen innerer und äußerer Zeit die daran adaptierten Stoffwechselprozesse beeinträchtigen. Beispielsweise durch genetische Effekte, aber auch durch äußere Faktoren wie künstliches Licht oder Schichtarbeit. Als Folge steigt das Risiko für eine ganze Bandbreite von chronischen Erkrankungen, von Typ-2-Diabetes und Adipositas über immunologische und neurologische Krankheiten bis hin zu Krebs.

Die molekularen Grundlagen für die innere Tageszeitmessung wurden in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts am Modell der Fruchtfliege Drosophila melanogaster entschlüsselt. Für diese Arbeiten wurden im letzten Jahr die Amerikaner Rosbash, Hall und Young mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin ausgezeichnet. Sie konnten zeigen, dass jede einzelne Zelle über eine eigene molekulare Uhr verfügt, gesteuert durch ein Set von dedizierten Uhrengenen, die über negative Rückkopplungsschleifen miteinander interagieren. Auch beim Menschen sind diese Uhrengene in der Zwischenzeit beschrieben worden.

 

Wie die Innere Uhr viele wichtige Körperfunktionen beeinflussen und beeinträchtigen kann

Zudem wissen wir, dass das humane zirkadiane System hierarchisch organisiert ist mit einem Schrittmacher im Nucleus suprachiasmaticus im Hypothalamus und Millionen von untergeordneten Uhren in allen anderen zentralen und peripheren Organen des Körpers. Über die tagesrhythmische Aktivierung von gewebsspezifischen genetischen Programmen regulieren diese Uhren viele wichtige Körperfunktionen. Vom Energiestoffwechsel über das Immunsystem bis hin zum Schlaf-wach-Rhythmus im 24-Stunden- Takt.

Im Verlaufe des Lebens  verändert sich die Innere Uhr beziehungsweise ändert sich Funktion des zirkadianen Systems. Insgesamt verschiebt sich im Alter unser Rhythmus nach vorne (das heißt, hin zu früheren Tageszeiten) und flacht insgesamt ab, was zum Beispiel zu einer verstärkten Fragmentierung des Schlaf-wach-Rhythmus mit kürzeren Schlafzeiten und häufigeren nächtlichen Wach- und täglichen Schlafphasen führt. Auch viele Paramater des Hormonsystems – zum Beispiel Cortisol, Prolactin oder Melatonin – sind durch die innere Uhr reguliert und verändern sich entsprechend mit zunehmendem Alter.

 

Mit Chronotherapie Innere Uhr beeinflussen und für eine bessere Gesundheit nutzen

Eines der Ziele, die chronotherapeutische Ansätze verfolgen, ist die Stabilisierung des zirkadianen System. Das kann durch eine Lichttherapie oder durch einen festen Aktivitäts- und Essensrhythmus geschehen. Auch Wirkstoffe können das zirkadiane System und damit die Innere Uhr beeinflussen. Klinisch erprobt sind bislang Wirkstoffe, die auf die Hormone Cortisol und Melatonin und die von ihnen angestoßenen Stoffwechselwege wirken. Die Chronotherapie hat zwei primäre Ziele:

  • Anpassung der Therapieform an die innere Rhythmik mit dem Ziel der Optimierung von Wirkung und Nebenwirkung sowie
  • die Stabilisierung endogener Rhythmik als Prävention für chronische Erkrankungen.

In der Entwicklung befinden sich eine ganze Reihe von pharmakologischen Chronomodulatoren. Dabei setzen diese beispielsweise direkt an den Uhrengenen an, um die Innere Uhr positiv zu beeinflussen. Und zwar mit dem Ziel, die Therapie von chronischer Erkrankungen bezüglich Dosis und Nebenwirkungen zu optimieren. Schließlich muss man dazu auch die individuellen Faktoren der Patienten wie Chronotyp oder Arbeits- und Lebensumfeld berücksichtigen.


Quelle:

Statement » Die Innere Uhr: Wie sie uns beeinflusst und wie wir sie beeinflussen können «. Prof. Dr. rer. nat. Henrik Oster, Direktor des Instituts für Neurobiologie an der Universität Lübeck. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) – dgim2018.

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