Samstag, April 20, 2024

Mehr Infektionen mit Zika-Virus in Europa erwartet

Im Juni hat die WHO für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro trotz Zika-Virus OK gegeben. Nun wird nach den Wettkämpfen mit mehr Infektionen in Europa gerechnet.

In weiten Teilen Europas ist das Risiko einer Zika-Virus Übertragung derzeit gering. Aber es ist wichtig, die Risiken durch importierte Fälle im Auge zu behalten – zumal eine Weiterübertragung von Mensch zu Mensch auf sexuellem Weg möglich ist. Wenn nun tausende Athletinnen und Athleten mit ihren Betreuern, Funktionären und den mitgereisten Fans aus Brasilien zurückkehren, ist zu vermuten, dass nach den olympischen Spielen in Europa ein Anstieg importierter Infektionen mit dem Zika-Virus wahrscheinlich ist.

Denn es besteht Gefahr einer Zika-Virus-Infektion beim Besuch der Sportstätten. Die allgemeine Aktivität von Überträgermücken sollte allerdings mit Beginn des Winters auf der Südhalbkugel etwas abnehmen. Auch sind in Brasilien bereits sehr viele mit dem Virus infiziert worden und deshalb nun mit großer Wahrscheinlichkeit immun. Deshalb sinken die Chancen einer Virusweitergabe zwischen Moskitos, und die Rate an neuen Infektionen von Menschen wird mit der Abnahme der Infektionshäufigkeit von Moskitos sinken. Die Infektion mit dem Zika-Virus ist in den allermeisten Fällen harmlos und ruft allenfalls milde Symptome hervor, beispielsweise Rötungen der Augenbindehaut, Kopfschmerzen und ein allgemeines Fieber-/Müdigkeitsgefühl. Im Gegensatz hierzu steht die weiterhin bestehende Gefahr einer Infektion mit anderen von Mücken übertragenen Viren, beispielsweise Dengue- und Chikungunya-Viren, die auch schwere Krankheitssymptome hervorrufen können. Die brasilianischen Behörden haben weitreichende Maßnahmen zur Moskitobekämpfung im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen getroffen.

 

Das Zika-Virus betrifft nicht nur Schwangere

Nicht nur Schwangere sind durch das Zika-Virus bedroht. Wenngleich die schweren Missbildungen beim Fötus – allen voran die oft beschriebene Mikrozephalie – eine besonders tragische Folge einer Zika-Virus Ansteckung ist, kann eine Infektion auch bei Erwachsenen zu schwerwiegenden neurologischen Erkrankungen führen – etwa dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS), dessen Häufigkeit in Südamerika in einigen Ländern auf das fünffache angestiegen ist.

Besonders wird auf seltene Varianten des GBS hingewiesen. Auch zentralnervöse Beteiligungen im Sinne einer Bickerstaff-Enzephalitis und einer Myelitis werden beschrieben. Ebenfalls wurde eine akute sensible Neuropathie, welche im Rahmen der Infektion auftritt, beschrieben. Diese bildet sich spontan zurück und ist klinisch vom GBS abgrenzbar. Beim klassischen GBS versterben etwa fünf Prozent der Betroffenen an dieser Krankheit, wenn keine intensivmedizinische Unterstützung möglich ist.

In brasilianischen Studien hat sich gezeigt, dass bei vielen GBS-Patienten das Virus auch noch Monate nach dem Infekt im Körper nachgewiesen werden konnte. Welche Bedeutung das für ein neuerliches Ausbrechen der Zika-Infektion oder eine Weitergabe von Zika-Viren haben kann, ist Gegenstand weiterer Forschungsbemühungen.

 

Zika-Virus in Deutschland und Frankreich

Aktuellen Zahlen der WHO zufolge meldeten zum Stichtag 7. Juli 2016 bereits 65 Staaten und Territorien eine anhaltende Übertragung von Infektionen durch Stechmücken. Elf Länder, darunter Deutschland, Frankreich und Spanien haben Übertragungen von Mensch zu Mensch berichtet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei der Infektion um sexuelle Übertragungen. Mikrozephalie und andere Missbildungen von Föten, die mit einer Zika-Infektion in Verbindung stehen können, wurden in mittlerweile bereits 13 Ländern registriert, im Mai waren es erst acht betroffene Länder. In 15 Ländern gibt es bisher einen auffälligen Anstieg von Fällen von Guillain-Barré Syndrom (GBS) oder bestätigte Infektionen bei GBS-Betroffenen.

Die WHO und die Panamerikanische Gesundheitsorganisation PAHO haben kürzlich Empfehlungen für Athleten und Besucher der Olympischen Sommerspiele veröffentlicht. Demnach sollte man sich konsequent vor Mückenstichen schützen, durch angemessene Kleidung und Insektenschutzmittel. Wichtig sei, während des Aufenthalts in Brasilien und mindestens acht Wochen danach nur geschützten Sex zu haben oder aber auf Sex zu verzichten, und darauf zu achten, eine Unterkunft mit Klimaanlage zu buchen. Schwangeren wird nach wie vor von einer Reise in betroffene Gebiete, also auch nach Rio de Janeiro, abgeraten.

 

Quellen:

http://www.dzif.de

http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/IGV/spiele_rio.html

http://www.bnitm.de/aktuelles/mitteilungen/954-empfehlungen-zur-diagnostik-der-zika-virus-infektion/

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