Donnerstag, März 28, 2024

Familiäre Hypercholesterinämie verringert Risiko auf Diabetes mellitus Typ-2

Laut rezenter niederländischen Daten ist das Risiko für Typ-2 Diabetes mellitus bei familiärer Hypercholesterinämie signifikant vermindert.

Im Grunde genommen bezeichnet man eine zu hohen Cholesterinspiegel im Blut als Hypercholesterinämie oder auch Hyperlipoproteinämie. Davon spricht man ab einem Gesamtcholesterin im Blut von 200 mg/dl (der sich aus dem guten HDL-Cholesterin und dem schlechten LDL-Cholesterin zusammensetzt). Übrigens ist die Hypercholesterinämie eine nicht merkbare – Erkrankung, die als relevanter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes mellitus gilt.

 

Zusammenhang Hypercholesterinämie und Diabetes mellitus Typ-2

Unter dem Strich reduziert die familiärer Hypercholesterinämie das Typ-2-Diabetes-Risiko. Wobei eine verringerte zelluläre Cholesterin-Aufnahme dafür verantwortlich sein könnte. Im Grunde genommen ist die familiäre Hypercholesterinämie (FH) eine erblich bedingte Fehlfunktion des Fettstoffwechsels. Diese ist bedingt durch Mutationen in den Genen des LDL-Rezeptors (LDLR) oder des sogenannten Apolipoprotein B (APOB). Letzteres führt zu einer verringerten Cholesterinaufnahme im umliegenden Gewebe bzw. zu einer entsprechend höheren LDL-Konzentration im Plasma. Folglich steigt zwar das Risiko für gefährliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen, laut neuesten Erkenntnissen sinkt jedoch gleichzeitig das Diabetes-Risiko.

Denn laut einer rezenten niederländischen Studie leiden Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie wesentlich seltener an Typ-2 Diabetes. Im Fokus standen dabei 25.137 von 63.320 Patienten, die man positiv auf familiärer Hypercholesterinämie testen konnten. Davon hatten 1,75 Prozent Typ-2-Diabetes, während bei  gesunden Verwandten diese Zahl bei 2,3 Prozent lag. Zudem führte die Berücksichtigung diverser relevanter Faktoren zu einer weiteren Reduktion der Diabetesprävalenz bei FH-Patienten. Faktoren waren beispielsweise Alter, BMI, HDL-Cholesterin, Triglyzeride, Statingebrauch sowie Raucherstatus. Jedenfalls lag der Prozentsatz an Typ-2-Diabetiker mit familiärer Hypercholesterinämie nach Berücksichtigung dieser Aspekte nur mehr bei 1,44 Prozent.

 

Der Gendefekt hatte großen Einfluss

Des Weiteren beobachteten die Wissenschafter eine deutliche Abhängigkeit zwischen Schweregrad der Erkrankung und dem zugrundeliegenden Gendefekt. So wiesen Patienten mit APOB-Mutationen nur leicht erhöhte LDL-Cholesterin-Spiegel auf. Die Diabetesrate nach Berücksichtigung oben genannter Faktoren lag bei 1,91 Prozent.

Bei Patienten mit LDLR Mutationen hingegen, kam es zu deutlich höheren LDL-Konzentrationen. Besonders ungünstig wirkten sich Rezeptor-negative Mutationen auf. Letztere führen zur Ausbildung nicht funktionstüchtiger Rezeptoren. Unter diesen Probanden litten nur 1,44 Prozent (Defektmutation) bzw. 1,12 Prozent (Rezeptor-negative Mutation) an Diabetes.

 

Warum Statine das Diabetes-Risiko erhöhen

Die aktuellen Erkenntnisse bekräftigen weiter auch einen bereits seit langem bekannten Zusammenhang. Denn man weiß, dass die Einnahme von Statinen zu einer Erhöhung des Diabetes-Risikos führt. Auch wenn die genauen Ursachen hierfür bislang unklar sind. Einer Theorie zufolge erhöhen Statine die Expression der LDL-Rezeptoren und somit die Cholesterinaufnahme aus dem Plasma, in die Zelle.

Die familiäre Hypercholesterinämie führt hingegen zu verringertem LDL-Transport in die Zelle. Damit zeigt sich also der gegenteilige Effekt. Die durch Statine bedingten erhöhten intrazellulären Cholesterinkonzentrationen, die beispielsweise auch im Pankreas zustande kommen, könnten die Funktion der Betazellen beeinträchtigen.

Bei einer familiären Hypercholesterinämie wären die Betazellen jedoch genau vor dieser schädlichen Wirkung geschützt. Wissenschafter mutmaßen, dass deswegen der reduzierte LDL-Transport in die Bauchspeicheldrüsezellen den Zelltod und schließlich das Diabetes-Risiko verringert.

„Der durch den LDL-Rezeptor vermittelte Transport von Cholesterin in die Zelle könnte demnach eine Rolle in der Entstehung der Typ-2-Diabetes spielen. Die Studie bestätigt den zuvor festgestellten Zusammenhang zwischen einer Statin-Therapie und dem Diabetes-Risiko. Dennoch sollte dies keiner Abschwächung der Notwendigkeit dieser Medikamente bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko gleichkommen,“ erklären die Studienautoren.

 

Hypercholesterinämie und Diabetes mellitus Typ-1

Übrigens zeigte eine rezente Untersuchung des Cholesterinspiegels von Kindern mit Typ-1-Diabetes mellitus deutliche Schwankungen bei den erhobenen Werten. Es gilt unter Experten als umstritten, ob man Cholesterin-Screenings bei Typ-1-Diabetes mehrmals machen sollte.


Literatur:

Yuan C, Sun X, Liu Y, Wu J. The thyroid hormone levels and glucose and lipid metabolism in children with type 1 diabetes: a correlation analysis. Transl Pediatr. 2021 Feb;10(2):276-282. doi: 10.21037/tp-20-204. PMID: 33708513; PMCID: PMC7944189.

Candler T, Mahmoud O, Edge J, Hamilton-Shield J. Hypercholesterolaemia screening in Type 1 diabetes: a difference of opinion. Diabet Med. 2017 Jul;34(7):983-986. doi: 10.1111/dme.13322. Epub 2017 Mar 8.

Besseling J, Kastelein JJ, Defesche JC, Hutten BA, Hovingh GK. Association between familial hypercholesterolemia and prevalence of type 2 diabetes mellitus. JAMA. 2015 Mar 10;313(10):1029-36. doi: 10.1001/jama.2015.1206.

Vuorio A, Strandberg TE, Schneider WJ, Kovanen PT. Statins and new-onset diabetes mellitus – a risk lacking in familial hypercholesterolaemia. J Intern Med. 2016 Apr;279(4):358-61. doi: 10.1111/joim.12405. Epub 2015 Aug 11.


Quellen:

DI Alexandra Springler. Hypercholesterinämie und Diabetes mellitus. MEDMIX online 2017.

Academic Medical Center in Amsterdam.

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