Mittwoch, April 24, 2024

Hepatologen optimistisch für die Zukunft

Für Hepatologen sind bei verschiedenen hepatologischen Krankheitsbildern relevante Neuerungen in Diagnostik und Therapie in greifbare Nähe gerückt.

In einigen Bereichen der Hepatologie wie etwa der Behandlung der Hepatitis C hat es in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gegeben. Doch auch auf anderen Feldern treten Hepatologen derzeit wohl in eine neue Ära ein. Bei verschiedenen hepatologischen Krankheitsbildern sind weitere relevante Neuerungen in Diagnostik und Therapie offenbar in greifbare Nähe gerückt. Bei welchen Erkrankungen sich Fortschritte abzeichnen, wie relevant diese sind und wo es noch offene Fragen gibt, diskutierten internationale Experten bei einem Workshop der Falk Foundation e.V. im Vorfeld der Jahrestagung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Leber (GASL) in Essen.

Sowohl bei den viralen als auch den nicht-viralen Lebererkrankungen sind die Zukunftsperspektiven positiv. So wurde bei der Behandlung der Hepatitis C der Durchbruch bereits geschafft: “Es handelt sich um die einzige chronische Lebererkrankung, bei der wir inzwischen eine völlige Ausheilung erwirken können“, berichtete Tagungsleiter Prof. Guido Gerken, Essen.

 

Relevante Fortschritte statt therapeutischem Nihilismus

Vom früher vielbeschworenen therapeutischen Nihilismus kann nach seinen Ausführungen nicht mehr die Rede sein. „Wir verstehen die Pathogenese von Lebererkrankungen heutzutage besser denn je und das bis hinein in den molekularen Bereich. Das schlägt sich nieder in Fortschritten bei der Diagnostik, aber auch bei der Therapie und das nicht nur bei der Hepatitis C, sondern auch bei anderen viralen und fibrotischen Lebererkrankungen“, so Gerken.

Auf der anderen Seite aber wachsen die Herausforderungen in der Hepatologie infolge der fast schon epidemieartig zunehmenden Inzidenz und Prävalenz der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD). Diese ist längst zu einer der zentralen Ursachen chronischer Leberkrankheiten geworden und gilt als Trigger für die Ausbildung einer nicht alkoholischen Steatohepatitis (NASH) sowie einer Leberfibrose mit dem Risiko der Progression zur Leberzirrhose und zum hepatozellulären Karzinom (HCC).

 

Von Neuerungen bei den cholestatischen Lebererkrankungen profitieren

Doch auch bei NASH zeichnen sich bereits Fortschritte ab, wobei die Hepatologen offenbar von den Erfahrungen bei der primär biliären Cholangitis profitieren. Wirkstoffen, die sich in aktuellen Studien bei den cholestatischen Lebererkrankungen als wirksam und sicher erwiesen haben, scheint möglicherweise auch bei NASH therapeutische Bedeutung zuzukommen.

Neuerungen gibt es für die Hepatologen auch bei der Leberfibrose, bei der laut Gerken eine genauere Klassifizierung Not tut: „Wir müssen die Leberfibrose danach differenzieren, ob sie mit einer Fettleber assoziiert ist oder nicht und ob sie mit Entzündungsprozessen einhergeht und/oder rasch progredient verläuft“. Abhängig von der jeweiligen Ätiologie stehen die Chancen auf eine Rückbildung gut. So kann bei der alkoholischen Leberfibose eine Alkoholabstinenz und bei der durch eine Hepatitis B induzierten Fibrose eine antivirale Therapie zur Regression führen.

 

Leberfibrose – ein dynamisches Krankheitsbild

Auch bei der Leberfibrose wird die Pathogenese inzwischen besser verstanden. Dabei wird nach Prof. Detlef Schuppan, Mainz, zunehmend deutlich, dass es sich um einen dynamischen Prozess handelt, an dem verschiedene Zellpopulationen beteiligt sein können. Darunter sind sowohl Zellen, die die Fibrose fördern als auch Zellen mit fibrolytischen Eigenschaften. Letztere sind ein wichtiger Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer pharmakologischer Optionen zur Induktion einer Regression.

Derzeit werden mehrere Wirkstoffe mit antifibrotischen Eigenschaften und unterschiedlichen Wirkmechanismen in klinischen Studien geprüft. Damit verbindet sich die Hoffnung, Substanzen zu identifizieren, die effektiv die Fibrose und möglicherweise sogar zirrhotische Veränderungen zur Rückbildung bringen können. Es ist jedoch laut Schuppan unrealistisch, alles auf eine Karte zu setzen: „Eine effektive antifibrotische Therapie wird wahrscheinlich nur durch die Kombination verschiedener Ansatzpunkte zu realisieren sein.“

Parallel zur Prüfung pharmakologischer Targets wird intensiv in puncto Biomarker geforscht. Ziel dabei ist es zum einen, das individuelle Risiko des Patienten besser abschätzen zu können. Zum anderen geht es darum, künftig eine personalisierte Therapie der Leberfibrose realisieren zu können.

 

Hoffnungsschimmer beim hepatozellulären und cholangiozellulären Karzinom

Ein erheblicher Forschungsbedarf besteht nach Gerken derzeit noch bei den Krebserkrankungen im Bereich der Hepatologie wie dem hepatozellulären Karzinom (HCC) sowie dem cholangiozellulären Karzinom (CCC). Bei beiden Tumorerkrankungen sind die Behandlungsmöglichkeiten derzeit limitiert.

Allerdings gibt es, so Prof. Robert Thimme, Freiburg, beim HCC berechtigte Hoffnung auf verbesserte Behandlungsmöglichkeiten durch eine Krebsimmuntherapie. Dies gilt nach Prof. Gregor J. Gores, Rochester/USA, ebenso für das CCC, das derzeit ebenfalls Gegenstand intensiver Forschungstätigkeiten ist. Zu differenzieren ist dabei zwischen einem intrahepatischen, einem perihilären und einem distalen CCC. Die einzelnen Tumorformen unterscheiden sich in den molekularen Veränderungen und den das Tumorwachstum im Wesentlichen antreibenden Signalwegen. Das dürfte für Hepatologen bei den künftigen Behandlungsstrategien zu berücksichtigen sein.

Quelle: Workshop „Future Perspectives in Hepatology: From Basics to Clinics”, 19.-20. Januar 2017 in Essen, Veranstalter: Falk Foundation e.V.

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