Samstag, April 20, 2024

Gesundheitsausgaben durch zunehmende Lebenserwartung analysiert

Höhere Einkommen, besserer Krankenversicherungsschutz sowie medizinischer Fortschritt führen zu höheren Gesundheitsausgaben. Doch das schwächt die Wirtschaftsleistung nicht.

Immer häufiger wird die Frage analysiert, ob die Gesundheitsausgaben mit zunehmender Lebenserwartung explodieren werden. Dazu werden Bevölkerungsalterung, medizinischer Fortschritt und die Entwicklung der Gesundheitsausgaben in Zusammenhang gesetzt und die Konsequenzen für die wirtschaftliche Entwicklung und Wohlfahrt untersucht. Diese sowohl akademisch als auch politisch relevanten Fragestellungen wurden im Rahmen des Projekts “Medical Progress, Health Expenditure and Population Ageing (MEDPRO)” am Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beantwortet.

 

Höhere Gesundheitsausgaben durch Einkommenssteigerungen, ausgeweiteten Krankenversicherungsschutz und medizinischen Fortschritt

Einkommenssteigerungen, die Ausweitung von Krankenversicherungsschutz sowie der medizinische Fortschritt lassen die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen und damit die Gesundheitsausgaben steigen. Die Wirtschaftsleistung wird dadurch aber nicht geschwächt. Denn begleitend ermöglicht die erforderliche vermehrte Bildung von Ersparnissen zur Finanzierung einer längeren Lebensspanne eine erhöhte Investitionstätigkeit und stabilisiert somit die Wirtschaftsleistung. Ebenso führen Anreize für lebensrettende medizinische Innovationen in „generösen“ Gesundheitssystemen zu deutlichen Wohlfahrtsgewinnen aufgrund einer erhöhten Lebenserwartung. Damit werden die steigenden Ausgaben mehr als kompensiert.

Problematischer ist, dass die Zugewinne an Lebenserwartung in vielen Ländern stark vom sozio-ökonomischen Status abhängen. Hier zeigt sich in den Analysen, dass der zunehmende Unterschied in der Lebenserwartung zwischen besser und schlechter Ausgebildeten in zwei Faktoren begründet ist: Einerseits erlaubt das niedrige Einkommen gering Qualifizierter nur begrenzte Investitionen in die Gesundheit; wichtiger ist aber, dass die geringer Qualifizierten selbst bei gleichem Einkommen die Gesundheitsversorgung weniger effektiv nutzen, da innovative Therapien erst verspätet wahrgenommen werden.

Den Analysen zugrunde liegen mathematisch-ökonomische Modelle, die das Gesundheits- und Konsumverhalten von Individuen abbilden und daraus das Zusammenwirken von Angebot und Nachfrage auf dem Gesundheits- sowie Güter-, Arbeits- und Kapitalmarkt ableiten. Diese Modelle wurden mithilfe US amerikanischer Daten kalibriert und ermöglichen die Simulation verschiedener politischer Szenarien.

Das MEDPRO Projekt (P 26184-G11) wurde in den Jahren 2014-2017 vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) gefördert und unter Leitung von Michael Kuhn am Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt.


Weitere Informationen:

http://medpro-project.eu/
https://www.oeaw.ac.at/vid/
http://www.wittgensteincentre.org/

Related Articles

Aktuell

Zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom kultivieren

Wichtig zur Klärung der Metastasierung: Forscher gelang es, zirkulierende Tumorzellen beim kleinzelligen Lungenkarzinom zu kultivieren. Die Forschung zum kleinzelligen Lungenkarzinom (SCLC), einer besonders aggressiven Form...
- Advertisement -

Latest Articles

Individuelle Beratung zur Ernährung für Krebspatienten

Beratung zur Ernährung für Krebspatienten: Verbesserung der Lebensqualität durch individuelle ernährungsmedizinische Unterstützung. Eine rechtzeitige und individuell angepasste Beratung zur Ernährung kann wesentlich zur Verbesserung der...

Warum HIV trotz Kombinationstherapie höchst aktiv sind

Neue Herausforderungen in der HIV-Behandlung sind, dass aktive HI-Viren trotz Kombinationstherapie weiterhin aktiv bleiben. Die HIV-Kombinationstherapie, eingeführt in den 1990er Jahren, gilt als Meilenstein in...

Partnerschaft mit Diabetes-Patienten: auch die Partner profitieren von Einbeziehung

Den Partner in die Diabetes-Behandlung zu integrieren, verbessert die Partnerschaft und das gemeinsame Wohlbefinden. Diabetes Typ-2 stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für...