Donnerstag, März 28, 2024

Gesund ohne Medikamente: Hilfe zur Selbsthilfe

Es gibt nur wenige Leiden, die sich heute nicht durch entsprechende Medikamente oder Naturheilmittel angehen lassen. Doch bei vielem funktioniert eine Heilung auch ohne Griff in den Medikamentenschrank.

In der breiten Gesellschaft hat sich längst eine Routine eingebürgert, die der schnellen Tablette. Rückenschmerzen? Eine Diclofenac hilft meist binnen weniger Minuten. Schlafstörungen? Ein Löffel Baldrian und der Schlaf kommt im Nu. Natürlich sind Medikamente da, um Leiden zu lindern und solange sie nicht zur Gewohnheit werden, ist gegen die genannten und ähnlichen Einnahme-Praktiken auch nichts einzuwenden. Dennoch geht es bei vielen Leiden auch gänzlich ohne Mittel. Der folgende Artikel zeigt nicht nur einige der Häufigsten, sondern auch in welcher Form Abhilfe geschaffen werden kann.

 

Warum ohne Medikamente?

Medikamente und teilweise auch Naturheilstoffe sind immer eine Gratwanderung. In Österreich und ganz Europa haben sie, wenn sie in der Apotheke ankommen, einen langen und komplizierten Zulassungsweg hinter sich gebracht. Der ist aber notwendig, denn er stellt sicher, dass eine Majorität der Einnehmenden die enthaltenen Wirkstoffe gut verträgt. Bloß liegt die Gewichtung hier auf „Majorität“. Es ist immer möglich, dass einige Menschen die Inhaltsstoffe eines Medikaments nicht vertragen, sodass die Nebenwirkungen schwerer wiegen, als die Vorteile.

Zudem bekämpfen viele Medikamente, insbesondere die für typische Volkskrankheiten bzw. deren Auswirkungen, oftmals nur die Symptome an sich, etwa die Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit usw. Wirkliche Heilung bringen sie nicht, weil sie nicht vermögen, das Übel an der berühmten Wurzel zu packen.

Und schlussendlich muss man bedenken, dass es auch Menschen gibt, die generell nicht ohne wirkliche Not Medikamente zu sich nehmen möchten, vielleicht weil sie bereits auf welche angewiesen sind und negative Wechselwirkungen befürchten oder schlicht und ergreifend, weil sie, wie etwa bei den Opioiden, Gesundheitsprobleme und Abhängigkeiten fürchten.

Es gibt viele Gründe, Medikamente abzulehnen. Nicht jeder davon mag faktenbasierend sein, manche vielleicht sogar schädlich, dennoch muss festgestellt werden, dass jedem dieses Recht zusteht – und im Falle der folgenden Punkte eher keine negativen Auswirkungen haben wird.

Grafikhintergrund: © reenya / fotolia.com
Grafikhintergrund: © reenya / fotolia.com

Rückenleiden

Nicht nur in Österreich gehört es zu den Top-3 der Volkskrankheiten: Rückenschmerzen. Von 8,7 Millionen Österreichern klagen pro Jahr rund 1,8 Millionen über chronische Probleme mit dem Kreuz. Ein sehr großer Teil dieser Zahlen ist auf eine einfache Tatsache zurückzuführen: Wir arbeiten immer weniger körperlich – was eigentlich gut für den Rücken ist, denn schwere Arbeit setzt ihm zu. Aber durch die immer weiter steigenden Zahlen an sitzenden Tätigkeiten befindet sich die Majorität der Menschen in der „Ersten Welt“ mittlerweile am anderen Ende der Rücken-Extreme: Wir bewegen uns zu wenig. Arbeitstage, an denen man acht oder mehr Stunden am Stück sitzt, sind keine Seltenheit mehr, sondern für viele Angestellte absolute Normalität. Doch unser gesamter Bewegungsapparat, auch der Rücken, lebt davon, dass er Tag für Tag in Bewegung gehalten wird. Tut man das nicht, entstehen schmerzende Probleme von verspannten Muskeln bis hin zu echten Haltungsschäden. Schmerzmittel bringen zwar Linderung, aber reduzieren nur die Pein an sich, nicht deren Ursache. Das geht nur durch Umdenken und rückengerechtere Arbeitsweisen.

Aufstehen, den Rücken durchstrecken, die Muskeln anspannen. Schon solche Maßnahmen helfen verblüffend schnell gegen einen schmerzenden Rücken. © Sergey Nivens / fotolia.com
Aufstehen, den Rücken durchstrecken, die Muskeln anspannen. Schon solche Maßnahmen helfen verblüffend schnell gegen einen schmerzenden Rücken. © Sergey Nivens / fotolia.com

Lösungsansätze. Der Rücken ist wie ein Spiegel. Er reflektiert alles, was ihm „angetan“ wird. Sowohl dauerhafte als auch schnelle Lösungen sind daher untrennbar mit Haltung und Bewegung verknüpft.

  1. Jede Dauerhaltung ist schlecht für den Rücken, auch Dauer-Sitzen. Man sollte also jede Stunde für mindestens fünf Minuten aufstehen und einfach ein paar Schritte herumgehen. Alternativ kann man mit Hilfe eines höhenverstellbaren Schreibtisches den Arbeitstag in einen sitzenden Vormittag und einen stehenden Nachmittag aufteilen.
  2. Wenn gesessen wird, dann in einer ergonomisch optimalen Position, also Becken nach vorne gebeugt, Oberkörper gestreckt, beide Füße auf dem Boden, Bildschirm in Kopfhöhe.
  3. Jede Gelegenheit nutzen, um aufzustehen. Dabei die Schultern rotieren lassen, die Hände in den Nacken legen und auch ruhig ein paar „Hampelmänner“ machen – die fördern nämlich auch den Kreislauf.

Zudem sei für den geplagten Rücken Wärme empfohlen: Ein regelmäßiges halbstündiges Vollbad entspannt die Rückenmuskulatur, fördert die Durchblutung und lindert Schmerzen.

 

Stress

Auch Stress ist eine Volkskrankheit. Und im Sinne der Pharmazeutika ist er so tückisch, weil er für gleich mehrere negative Auswirkungen verantwortlich ist, angefangen von Ruhe- und Schlaflosigkeit bis hin zu massiven Problemen mit dem Herz-Kreislauf-System und dem vergleichsweise neuen Volksleiden Burnout, oft verschlimmert dadurch, dass Betroffene die Warnsignale des Körpers übersehen – absichtlich oder unabsichtlich.

Dabei gilt jedoch: Stress ist nicht per se schädlich. Erst wenn er zu lange zu hoch ist und nicht mehr abgebaut wird, wird er zum echten Problem.

Ein einfaches Waage-Prinzip: Je weniger Stress vermieden werden kann, desto stärker muss er durch Ausspannen bewältigt werden. © WavebreakmediaMicro / fotolia.com
Ein einfaches Waage-Prinzip: Je weniger Stress vermieden werden kann, desto stärker muss er durch Ausspannen bewältigt werden. © WavebreakmediaMicro / fotolia.com

Lösungsansätze. Stress sorgt auf mehreren Ebenen für Probleme, deshalb muss auch seine Bekämpfung mehrgliedrig ausfallen. Im Klartext bedeutet das das Angehen der beiden Hauptfaktoren Stressvermeidung und Stressbewältigung. Beide können zwar gesondert behandelt werden, wirklich nachhaltig ist jedoch nur ein „Zweifrontenkrieg“:

Stressvermeidung bedeutet, erst gar keinen überbordenden Stress entstehen zu lassen. Also muss:

  1. Das tägliche Arbeitspensum auf ein zu bewältigendes Maß zurechtgestutzt werden
  2. Die persönliche Arbeitsbelastung durch Delegieren verringert werden
  3. Die Dauer des Pendelns verkürzt werden
  4. Die Terminierung von Meetings usw. in die Arbeitszeit gelegt werden, nicht nach Feierabend

Stressbewältigung ist indes die Bekämpfung von bereits entstehendem Stress oder solchem, der sich nicht weiter durch –vermeidung reduzieren lässt:

  1. Feierabend und Wochenenden als echte Freizeit sehen und sich innerhalb dieser Tage und Stunden nicht mit der Arbeit befassen
  2. Mit Ritualen den Feierabend mental einläuten. Etwa, indem der Tag Revue passiert
  3. Ausgleichende Hobbys, die einem aber keinen weiteren (Termin-)Druck machen
  4. Den persönlichen Schlafbedarf ermitteln und diese Zeit Tag für Tag auch einhalten

Dabei gilt: Mehraufwand bei einer der beiden Positionen kann teilweise einen Mangel bei der anderen ausgleichen. Wirkliche, nachhaltige Stressbekämpfung funktioniert jedoch nur, indem er durch –vermeidung auf ein erträgliches Minimum reduziert wird und dieses Minimum durch –bewältigung in seinen Auswirkungen korrigiert wird.

 

Schlafstörungen

Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen können, müssen aber nichts mit zu hohem Stress zu tun haben. Im Gegenteil, Schlafstörungen haben mannigfaltige Ursachen, angefangen von zu viel Kunstlicht, falscher Ernährung bis hin zu einer völlig falschen Tagesplanung.

Internetsurfen im Bett ist für sehr viele Schlafstörungen verantwortlich, denn das Display-Licht gaukelt dem Gehirn Tageshelligkeit vor. © Focus Pocus LTD / fotolia.com
Internetsurfen im Bett ist für sehr viele Schlafstörungen verantwortlich, denn das Display-Licht gaukelt dem Gehirn Tageshelligkeit vor. © Focus Pocus LTD / fotolia.com

Die Auswirkungen sind ebenso schädlich, denn Schlafmangel erhöht nicht nur Stress und dessen „Anhängsel“, sondern schwächt auch das Immunsystem und öffnet so einer Reihe weiterer Probleme Tür und Tor.

Insgesamt betrachtet ist das ein Zivilisationsproblem, denn evolutionär sind wir eigentlich darauf eingerichtet, mit den natürlichen Tageszeiten zu leben. Durch einen modernen Lebensstil und Kunstlicht wird diese innere Uhr jedoch aus dem Gleichgewicht gebracht und es entstehen Schlafstörungen unterschiedlicher Ausprägung.

Lösungsansätze. Der beste und nachhaltigste Weg wäre es, zu einer etwas „urmenschlicheren“ Lebensweise zurückzukehren. Leider ist das in einer modernen (Arbeits-)Welt kaum möglich. Ergo muss man versuchen, zu simulieren:

  1. Immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen, auch am Wochenende
  2. Ab ca. 18 Uhr den Körper nicht durch aufwühlende Tätigkeiten künstlich wachhalten
  3. Auf ein sehr leichtes Abendessen setzen, damit die Verdauung nicht belastet wird
  4. Im Schlafzimmer für eine angenehme Temperatur sorgen, weder zu heiß noch zu kalt
  5. Mindestens eine Stunde vor dem Schlafen nicht mehr auf Bildschirme (Handy, TV) blicken. Diese verströmen bläuliches Licht, welches die Ausschüttung des „Schlaf-Einleiter-Hormons“ Melatonin hemmt
  6. Vor allem bei wenig anstrengender Arbeit darauf achten, sich durch Bewegung zusätzlich auszupowern

Kombiniert man diese Maßnahmen noch um eine dem eigenen Körper angepasste Liegestätte, hat man alle Zutaten für einen guten Schlaf, ohne pharmazeutische oder pflanzliche Hilfsmittel.

 

Verdauungsprobleme

Auch unser Verdauungstrakt ist ein echtes Zivilisationsopfer. Denn vom Mund bis zum Hinterteil liegen hier diverse Problemzonen, die nicht nur durch Stress, sondern auch Bewegungsmangel und vor allem falsche Ernährung zutage treten. So etwa:

  • Sodbrennen
  • Völlegefühl
  • Blähungen
  • Diarrhoe oder Obstipation

Manche Menschen haben nur eines dieser Symptome, andere leiden unter mehreren. Jedoch können alle dafür sorgen, dass sich weitere Krankheitsbilder in Folge zeigen. So kann bei chronischem Sodbrennen der ständige Kontakt der Speiseröhre mit der aggressiven Magensäure zu Entzündungen führen. Regelmäßiger Durchfall schädigt indes die Darmflora und macht sie anfälliger für Bakterien.

Lösungsansätze. Die Welt ist voller Diäten und ähnlicher Ratgeber, die mit mehr oder weniger Erfolg die Verdauungsstörungen bekämpfen. Wirklich nachhaltig sind jedoch nur einige wenige Punkte. Sie können zielgerichtet bei einzelnen Symptomen verwendet werden oder in Kombination:

  1. Durch einen Mediziner abklären lassen, ob man unter einer Nahrungsmittelallergie leidet (Gluten-Unverträglichkeit, Laktose-Intoleranz)
  2. Sodbrennen bekämpfen, indem man auf säurehaltige bzw. stark Magensäure-fördernde Nahrungsmittel verzichtet, sowie das Rauchen einschränkt (Nikotin hemmt die Durchblutung des Magen-Schließmuskels)
  3. Auf eine ausreichende Ballaststoff- sowie Flüssigkeitszufuhr achten, um eine übermäßige Verhärtung des Stuhls zu verhindern
  4. Viel Bewegung, um die Darmtätigkeit anzuregen
  5. Vermeiden von stark blähenden Lebensmitteln und Getränken
  6. Keine ungewohnten Mengen von Steinobst zu sich nehmen (Kirschen, Rosinen usw.) diese fördern Durchfall
  7. Auf Zucker-Ersatzstoffe verzichten. Auch diese können für Diarrhoe sorgen

Die meisten Verdauungsbeschwerden, denen nicht eine weitere Erkrankung zugrunde liegt, können auf diese Weise erfolgreich bekämpft werden. Es gilt allerdings die Regel, dass eine mehr als einwöchige starke Abweichung vom Normalzustand immer mit einem Arzt abgeklärt werden sollte.

Fazit. Medikamentöse Behandlungen sind die Lösung für viele Krankheiten. Aber sie belasten immer auch den Körper durch mehr oder weniger starke Nebenwirkungen, das gilt selbst für manche Naturheilmittel, wobei bei diesen noch hinzukommt, dass sie bei manchen Menschen sehr gut, bei anderen gar nicht wirken. Vor dem Griff zur Tablette sollte daher immer überlegt werden, ob sich nicht auch andere Lösungswege finden lassen. Insbesondere bei Symptomen, die keine Erkrankung, sondern nur falsches Verhalten als Ursache haben, ist das oft nicht nur die schnellere, sondern vor allem nachhaltigere Lösung. Medikamentöses Behandeln ist nach Scheitern solcher Methoden immer möglich, oftmals jedoch gar nicht mehr erforderlich.

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