Donnerstag, April 25, 2024

Genetische Faktoren für Vitamin-A-Unterversorgung

Fast 50% der Bevölkerung weisen eine genetische Variation auf, die die Fähigkeit vermindert, ausreichende Mengen an Vitamin-A aus Beta-Carotin zu bilden.

Die Bioverfügbarkeit von Beta-Carotin hängt von zahlreichen Faktoren ab. Sie wird nicht nur durch die Nahrung selbst beeinflusst. Wie z.B. durch die Lebensmittelmatrix, Lebensmittelverarbeitung, Dosierung, den Fettgehalt im Essen sowie durch Ballaststoffe. Hingegen ist sie auch von individuellen, den Konsumenten betreffenden Aspekten abhängig. Dazu gehören z.B. der Vitamin-A-Status, die Darmintegrität sowie genetische Faktoren.

Neuere Forschungen an weiblichen Probanden haben ergeben, dass fast 50 Prozent der Bevölkerung eine genetische Variation aufweisen, die ihre Fähigkeit vermindert, ausreichende Mengen an Vitamin-A aus Beta-Carotin zu bilden.

Studien zufolge sind jüngere Frauen, die diese genetische Variation tragen, besonders gefährdet: Sie neigen dazu, nicht genügend Vitamin-A-reiche Nahrung zu sich zu nehmen, und sind somit in starkem Maße auf die Beta-Carotin-Form des Nährstoffs angewiesen.

 

Experten fordern eine Erhöhung der Zufuhrempfehlungen für Beta-Carotin

Aus einer Reihe von Studien geht klar hervor, dass Beta-Carotin unentbehrlich ist, um die empfohlenen Zufuhrmengen für Vitamin-A zu erreichen. Die aktuellen Empfehlungen für Beta-Carotin liegen im Bereich von 2 bis 4 mg pro Tag. Diese Mengen könnten sich als zu niedrig erweisen, um den Vitamin-A-Status zu korrigieren. Sofern der mangelhafte Vitamin-A-Status aufgrund einer geringen Aufnahme von vorgebildetem Vitamin A besteht.

Wenn man die individuellen Unterschiede bei der Fähigkeit zur Umwandlung von Beta-Carotin in Vitamin A außer Acht lässt, und wenn man davon ausgeht, dass sich die Zufuhrmengen von vorgebildetem Retinol nicht ändern, so sollten die Menschen die derzeitigen Zufuhrempfehlungen von Beta-Carotin erreichen können.

Dabei sollten Personen mit unzureichender Zufuhr von vorgebildetem Vitamin A ihre Beta-Carotin-Zufuhr auf 7 mg pro Tag erhöhen. Hierbei wird ein realistischer und inzwischen von Wissenschaftern allgemein akzeptierter Umrechnungsfaktor von 1:12 (für die Bildung von einem Milligramm Vitamin A ist die Aufnahme von 12 Milligramm Beta-Carotin notwendig) zugrunde gelegt.

So sollte gewährleistet werden, dass mindes­tens 95 Prozent der Bevölkerung die empfohlene Zufuhr an Gesamt-Vitamin-A erreichen. Menschen, bei denen der Umrechnungsfaktor aufgrund einer genetischen Variabilität im Beta-Carotin-Stoffwechsel beeinträchtigt ist, könnten sogar eine weitere Erhöhung der täglichen Zufuhrmenge benötigen.

Kein Unterschied in der Wirkungsweise zwischen natürlichem und synthetischem Beta-Carotin

Laut Experten gibt es in der Wirkungsweise keinen Unterschied zwischen natürlich vorkommendem und chemisch hergestelltem Beta-Carotin, wohl aber in der Bioverfügbarkeit in unterschiedlichen Nahrungsquellen. Die meisten Nahrungsergänzungsmittel und angereicherten Lebensmittel verwenden die beim Menschen vorherrschende Molekülform All-trans-Beta-Carotin. Diese wird gegenüber anderen Formen bevorzugt absorbiert.

Die meisten Menschen erreichen nicht die empfohlene Tageszufuhr von 2 bis 4 mg Beta-Carotin. Das heißt, die derzeit durchschnittlich eingenommene Menge an Beta-Carotin bringt eine zu geringe Vitamin-A-Aufnahme aus der Nahrung. Um dieses Problem zu beheben, müssten Betroffene also größere Mengen an Beta-Carotin und Vitamin-A konsumieren. Der durchschnittliche Verzehr von Obst und Gemüse – und auch von Leber – ist hierfür zur Zeit allerdings nicht ausreichend.

Ein Teil der Bevölkerung nimmt also nicht genug Beta-Carotin aus der Nahrung auf. Somit können betroffene Personen auch nicht von dessen essenziellen Funktionen als Vitamin-A-Vorstufe profitieren. Aus chemischer Sicht gibt es keinen Unterschied zwischen »natürlichem« und »synthetischem« Beta-Carotin.

Literatur:

Patrick Borel, Charles Desmarchelier. Genetic Variations Associated with Vitamin A Status and Vitamin A Bioavailability. Nutrients. 2017 Mar; 9(3): 246. doi: 10.3390/nu9030246

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