Donnerstag, April 18, 2024

Frühe Parkinson-Symptome erkennen und rasch die Behandlung beginnen

Zur Steigerung der Lebensqualität von Betroffenen mit Parkinson ist es wichtig, frühe Parkinson-Symptome zu erkennen und rasch eine effektive Behandlung einzuleiten.

Im Grunde genommen leiden etwa zwei Prozent der Menschen über 65 Jahren an Morbus Parkinson. Experten vermuten, dass sich die Erkrankungszahlen bis 2030 aufgrund der steigenden Lebenserwartung zumindest verdoppeln werden. Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, bei der die den Botenstoff Dopamin produzierenden Nervenzellen aus bisher ungeklärten Gründen fortschreitend absterben. Zur Steigerung der Lebensqualität von Parkinson-Betroffenen ist es wichtig, dass der Arzt frühe Parkinson-Symptome erkennen und eine frühe Diagnose stellen kann. Denn ein möglichst früher Behandlungsbeginn ist entscheidend. Es gibt effektive Behandlungsmöglichkeiten für die motorischen und nicht-motorischen Symptome der Erkrankung. Wichtige Fortschritte macht die Parkinson-Forschung derzeit, was mögliche Frühanzeichen – frühe Parkinson-Symptome –, die Entschlüsselung der Ursachen des Leidens und damit neue Therapieansätze betrifft.

 

Besondere Aufmerksamkeit auf frühe Parkinson-Symptome

Heute gibt es eine breite Palette von therapeutischen Optionen, um Morbus Parkinson in allen Erkrankungsstadien mit einer auf die individuelle Situation abgestimmten Kombination verschiedener Therapieansätze gut zu behandeln. Damit kann die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten deutlich verbessert werden. Je früher die Therapie beginnt, umso besser die Ergebnisse für die Betroffenen. Mögliche frühe Parkinson-Symptome sollten deshalb ehest möglich neurologisch abgeklärt werden.

 

Häufige frühe Symptome bei Parkinson sind Zittern, verlangsamte Bewegungen, fehlendes Mitschwingen eines Arms, Schleifen eines Fußes beim Gehen, deutliche Verkleinerung der Schrift, unklare Gelenkschmerzen durch erhöhte Muskelspannung

Zu den Alarmsignalen, die auf eine beginnende Parkinson-Erkrankung hinweisen können, und die unbedingt untersucht werden sollten, gehören Zittern in den Gliedmaßen nur einer Körperseite, zum Beispiel Zittern einer Hand in Ruhe, eine Störung der Feinmotorik mit einer Verlangsamung der Bewegungen, fehlendes Mitschwingen eines Arms oder Schleifen eines Fußes beim Gehen, eine deutliche Verkleinerung der Schrift, oder unklare Gelenkschmerzen durch erhöhte Muskelspannung. Zudem sind Schmerzen mit Haltungsinstabilität und Gangschwierigkeiten ein Warnsignal.

Allerdings ist zu dem Zeitpunkt, zu dem derartige Parkinson-Symptome auftreten, bereits ein nicht unerheblicher Anteil jener Nervenzellen im Gehirn zerstört, die für die Dopaminproduktion sorgen. Wenn sich bei Parkinson-Patienten die typischen ersten motorischen Krankheitszeichen zeigen, kann man davon ausgehen, dass die zugrunde liegenden pathologischen Prozesse bereits Jahre zuvor unbemerkt eingesetzt und Schaden angerichtet haben.

In Zukunft müssen für die Frühdiagnostik neue Wege gegangen werden, um die Krankheit vor ihrer eigentlichen Manifestation erkennen zu können. Damit könnten möglicherweise Gehirnzellen früher geschützt werden, wodurch man idealerweise zukünftig die an sich chronische, fortschreitende Parkinson-Erkrankung verhindern oder zumindest aufhalten kann. Wichtige Fortschritte zum frühen Erkennen von nicht typischen Symptomen von Parkinson in den letzten Jahrzehnten lassen hoffen.

 

Frühe untypische Parkinson-Symptome lange vor motorischen Krankheitsbeschwerden erkennen

Jüngsten Fortschritte tragen dazu bei, das Vorhandensein, den Schweregrad und die Auswirkungen nichtmotorischer Symptome bei Parkinson auf die Lebensqualität sowie die damit verbundenen Mechanismen festzustellen. Das Erkennen nichtmotorischer Symptome helfen jedenfalls bei der frühzeitigen Diagnose von Parkinson-Krankheit ermöglichen kann.

Dazu bestätigen immer mehr Untersuchungen, dass eine Reihe dieser nichtmotorischer Symptome von Parkinson zum Teil bereits sogar sehr früh auftreten. Und zwar oft schon viele Jahre vor den motorischen Krankheitszeichen und vor der Degeneration von Nervenzellen. Dazu gehören beispielsweise ein gestörter Geruchsinn, Verstopfung, Schwindel sowie Harnentleerungsstörungen. Weiter gehören Sehstörungen zu den häufigsten nichtmotorischen Symptomen, die in den frühen Stadien der Krankheit beobachtet werden. Zudem soll ein Zusammenhang zwischen Parkinson und Depressionen sowie einer starken Belastung durch Stress im früheren Leben.

Auch eine besondere Form von schlaf-assoziierten Störungen – die REM-Schlaf-Verhaltensstörung – zählt dazu. Bei Gesunden ist in dieser Schlafphase die Motorik gehemmt, die von dieser Störung Betroffenen leben ihr Traumgeschehen jedoch körperlich aus. Dies kann sogar zu Verletzungen führen und auch Partner oder Partnerinnen stark beeinträchtigen. Wer an dieser speziellen Schlaf-Traum-Störung leidet, hat laut Studien ein hohes Risiko, binnen 15 bis 20 Jahren an Morbus Parkinson zu erkranken oder auch eine andere neurodegenerative Erkrankung zu entwickeln.

Unter dem Strich liegen sowohl dopaminerge als auch die nicht-dopaminerge Krankheitsprozesse den meisten nichtmotorischen Symptomen zugrunde. Wobei diese das zentrale und das autonome Nervensystem betreffen.

 

Wirksame Möglichkeiten der Behandlung vor allem im Frühstadium

Nicht nur motorische Symptome der Parkinson-Erkrankung lassen sich immer besser kontrollieren und behandeln. Sondern das gilt auch für oft sehr belastende nicht-motorische Krankheitszeichen wie Schlafstörungen, Depression, Angststörungen, Demenz, sexuelle Funktionsstörungen sowie Inkontinenz. Das ist schon deshalb von besonderer Bedeutung, weil diese Symptome einen sehr negativen Einfluss auf die Lebensqualität haben. Vor allem, wenn der Arzt frühe Parkinson-Symptome früh erkenn kann, bestehen zahlreiche wirksame Möglichkeiten der Behandlung.

Wobei auch effektive Behandlungsmöglichkeiten in fortgeschrittenen Phasen der Parkinson-Erkrankung verfügbar sind. Dazu zählen invasive Therapien wie die tiefe Hirnstimulation mittels Hirnschrittmacher.

Die Phase, in der Betroffene ohne starke Einschränkungen leben können, hat sich heutzutage jedenfalls dank der therapeutischen Fortschritte deutlich verlängert. Deswegen können Menschen mit Parkinson heute auch eine fast normale Lebenserwartung erreichen.

Umso wichtiger ist es, dass auch Angehörige besonders wachsam bei möglichen Hinweisen auf eine Erkrankung sind. Denn sie können frühe Symptome beziehungsweise Veränderungen oft früher erkennen als die an Parkinson-Erkrankten selbst. Damit können sie einen frühen Behandlungsbeginn unterstützen.


Literatur:

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