Je mehr Feinstaub in unserer Atemluft zu finden ist, desto wahrscheinlicher bekommen stark exponierte Menschen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Viele Experten warnen vor Gesundheitsschäden durch Feinstaub. Denn Luftschadstoffe wie Stickstoffoxide und Feinstaub gelten als besonders gesundheitsschädlich. Vielen Menschen ist spätestens seit den öffentlichen Diskussionen um Dieselfahrverbote und die Abschaltung von Braunkohlekraftwerken besonders Stickstoffoxid aus Verbrennungsmotoren und Feuerungsanlagen für Kohle (auch Öl, Gas, Abfälle) als Verursacher von Entzündungsprozessen bekannt. Und die gehen mit einer Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen. Feinstaub ist aber das größere, vor allem aber das noch immer unterschätzte Gesundheitsrisiko, das das Entstehen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen fördert.
Feinstaub-Konzentration beeinflusst Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Je größer die Feinstaub-Konzentration in der Atemluft ist, desto wahrscheinlicher sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dass Feinstaub ein ebenso großer Risikofaktor von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist wie die klassischen Faktoren, also hoher Blutdruck, Rauchen, Zuckerkrankheit und hohes LDL-Cholesterin, bestätigte 2019 eine Studie in der Fachzeitschrift „European Heart Journal.“
Was macht Feinstaub zum Risiko für Herz-Kreislauf?
Das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung steigt dadurch, dass Feinstaub, insbesondere der Ultrafeinstaub bei einer Partikelgröße kleiner als 0,1 Mikrometer (= Größe eines Virus) nach Inhalation durch das Lungenepithel sofort in die Blutbahn übertritt und von dort in die Gefäßwand. Dadurch werden chronische Entzündungsprozesse ausgelöst und damit die Arteriosklerose begünstigt.
Bei Menschen, die chronisch der Luftverschmutzung ausgesetzt sind, kann es zum vorzeitigen Ausbruch der wichtigsten Erkrankungen in den Gefäßen, die das Herz und das Gehirn versorgen, kommen. Folgen sind Herzinfarkte und Schlaganfälle. Insbesondere ältere Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen sollten sich bei hoher Luftverschmutzung besonders wenig außerhalb des Hauses aufhalten.
Feinstaub-Grenzwerte zu lax
Das Gefährdungspotenzial von Feinstaub für die Gesundheit sehen auch das Umweltbundesamt und Wissenschaftler der Nationalen Akademie Leopoldina. Sie halten die Feinstaub-Grenzwerte für zu lax und sie sehen eine Absenkung der Feinstaubgrenzwerte und eine „nachhaltige Verkehrswende“ als notwendig.
Viele Experten halten schärfere Grenzwerte im Sinne des vorsorglichen Gesundheitsschutzes für zwingend erforderlich. Wobei saubere Luft ein hohes Gut ist. Denn je sauberer die Luft ist, desto seltener leiden die Menschen an Schlaganfällen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs oder Atemwegsproblemen. Das haben zahlreiche Studien gezeigt.
Feinstaubpartikel – Feinstaubkonzentration
Feinstaubpartikel teilt man ihrer Größe nach in Gruppen ein, je winziger die Teilchen sind, desto weiter können sie in den Körper vordringen: Partikel kleiner als zehn Mikrometer (PM 10) verbleiben größtenteils in den oberen Atemwegen; Partikel kleiner als 2,5 Mikrometer (PM 2,5) gelangen bis in die Lungenbläschen. Ultrafeine Partikel (Ultrafeinstaub) mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 Mikrometer können in den Blutkreislauf übertreten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt einen Grenzwert von zehn Mikrogramm Feinstaub (Partikelgröße 2,5) pro Kubikmeter Luft als Vorgabe. Deutschland – wie die gesamte Europäische Union – liegt mit einem Grenzwert im Jahresmittel von 25 Mikrogramm (PM 2,5) beziehungsweise 40 Mikrogramm (PM 10) pro Kubikmeter Luft erheblich über der WHO-Empfehlung.
Eine Feinstaubkonzentration von mehr als zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft verkürzt nach Studienergebnissen des Projekts „Global Burden of Disease“ (2004) der WHO die durchschnittliche Lebenserwartung statistisch um rund ein Jahr. Weltweit, schätzt die Fachzeitschrift „Lancet“ (2017), ist die Luftverschmutzung für etwa neun Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich.
Literatur:
Mienertz T., „Dicke Luft: Wie gefährlich sind Stickoxide, Feinstaub & Co.?“, in: Deutsche Herzstiftung (Hg.), HERZ heute (Ausg. 3/2019), Frankfurt am Main 2019.
Jos Lelieveld, Klaus Klingmüller, Andrea Pozzer, Ulrich Pöschl, Mohammed Fnais, Andreas Daiber, Thomas Münzel. Cardiovascular disease burden from ambient air pollution in Europe reassessed using novel hazard ratio functions. European Heart Journal, Volume 40, Issue 20, 21 May 2019, Pages 1590–1596, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz135
Quelle: Deutsche Herzstiftung e.V.