Mittwoch, April 24, 2024

Erlotinib bei Lungenkrebs und Pankreaskarzinom

Erlotinib (Tarceva) ist ein einmal täglich orales, nicht-chemotherapeutisches Medikament zur Therapie von Lungenkrebs und Pankreaskarzinom.

Erlotinib – mit Markennamen Tarceva ® – ist ein selektiver Tyrosinkinase-Hemmer des EGF-Rezeptors. Der Wirkstoff ist seit 2005 zugelassen gegen das Nicht-kleinzellige Bronchialkarzinom, und seit Anfang 2007 zur Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Pankreaskarzinom. 2013 wurde Erlotinib auch für die Erstbehandlung von Patienten mit EGFR-Mutation-positivem fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs zugelassen. Dazu zeigte übrigens unlängst eine rezente Metaanalyse, dass die Wirkstoffe Erlotinib, Afatinib un Gefitinib bei der Erst-Therapie von EGFR-mutiertem Nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) eine ähnliche Wirksamkeit aufwiesen.

 

Erlotinib hemmt EGFR

Es konnte allgemein nachgewiesen werden, dass Erlotinib den Rezeptor des epidermalen Wachstumsfaktors (EGFR) hemmt. EGFR ist ein am Wachstum und der Entwicklung von Tumoren beteiligtes Protein.

unter dem Strich kann Erlotinib initial bei Patienten mit metastasierendem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) angewendet werden. Und zwar wenn deren Krebszellen bestimmte Mutationen aufweisen, die den epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR) aktivieren. Diese Mutationen kann man per Test feststellen. Im Grunde genommen sind jedenfalls 10 bis 30 Prozent der Tumoren aller Patienten mit Lungenkrebs weltweit sind positiv für gewisse EGFR-Mutationen. Schließlich können in diesem Fall die Patientinnen und Patienten durch die Erst-Therapie mit Erlotinib länger überleben.

 

Wann Erlotinib eingesetzt werden soll

Erlotinib wird angewendet beim Nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC), und hier im Speziellen zur First-Line-Therapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) mit aktivierenden EGFR-Mutationen.

Tarceva ist auch als Monotherapie zur Erhaltungsbehandlung bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC angezeigt, deren Krankheitszustand nach 4 Behandlungszyklen einer platinbasierten First-Line-Standard-Chemotherapie unverändert ist.

Tarceva ist auch zur Behandlung von Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC angezeigt, bei denen mindestens eine vorausgegangene Chemotherapie versagt hat.

Beim Verschreiben von Tarceva sollte der betreuende Arzt jene Faktoren berücksichtigen, die im Zusammenhang mit einer verlängerten Überlebenszeit stehen. Bei Patienten mit epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor-(EGFR)-IHC-negativen Tumoren konnten weder ein Überlebensvorteil noch andere klinisch relevante Wirkungen durch die Behandlung gezeigt werden.

Beim Pankreaskarzinom wird Erlotinib in Kombination mit Gemcitabin zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Pankreaskarzinom eingesetzt. Auch bei dieser Indikation sollte der Verschreiber Faktoren, die im Zusammenhang mit einer verlängerten Überlebenszeit stehen, berücksichtigen. Denn so konnte bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Pankreaskarzinom ein Überlebensvorteil nicht nachgewiesen werden.

 

Gegenanzeigen, Wechselwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Es ist wichtig, dass man für die Bestimmung des EGFR-Mutationsstatus eines Patienten eine gut validierte und robuste Methode wählt. Damit man falsch negative oder falsch positive Ergebnisse vermeiden kann.

Im Grunde genommen sollten Raucher den Zigarettenkonsum einstellen. Denn die Plasmakonzentrationen von Erlotinib ist bei Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern niedriger. Experten vermuten, dass das klinisch signifikant ist.

Recht selten kommt es zu Symptomen wie bei einer interstitielle Lungenerkrankung, einschließlich von Todesfällen. Und zwar bei Patienten, die wegen eines nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms, Pankreaskarzinoms oder eines anderen fortgeschrittenen soliden Tumors Erlotinib anwendeten. Die Häufigkeit war bei Lungenkarzinom-Patienten gleich hoch wie Placebo, bei Pankreaskarzinom-Patienten betrug sie 2,5% (versus 0,4% bei Placebo).

Bei etwa 50 % der Patienten, die Erlotinib erhalten hatten, trat Diarrhö auf. Diese behandelt man dann bei mittelschwerer bis schwerer Ausprägung mit Loperamid. In manchen Fällen kann eine Dosisreduktion von Tarceva erforderlich sein.

Manche Patienten entwickeln Anzeichen und Symptome, die auf eine Keratitis hinweisen. Das können beispielsweise akute oder sich verschlechternde Augenentzündungen, tränende Augen, Lichtempfindlichkeit, verschwommenes Sehen, Augenschmerzen sowie gerötete Augen sein. Diese Patienten sollten sich umgehend von einem Augenarzt untersuchen lassen. Denn wenn sich die Diagnose einer ulzerativen Keratitis bestätigt, dann sollte man die Therapie mit Erlotinib unterbrechen oder abbrechen. Bei Diagnose Keratitis sollte der Nutzen einer Weiterbehandlung mit Erlotinib jedenfalls sorgfältig gegenüber den Risiken abgewogen und gegebenenfalls mit Vorsicht angewendet werden.

Stark wirksame Induktoren von CYP3A4 können übrigens die Wirksamkeit von Erlotinib reduzieren. Hingegen können starke CYP3A4-Hemmer eine erhöhte Toxizität verursachen. Deswegen sollte man die gleichzeitige Behandlung mit dieser Art von Substanzen tunlichst vermeiden.


Literatur:

Yang Z, Hackshaw A, Feng Q, et al. Comparison of gefitinib, erlotinib and afatinib in non-small cell lung cancer: A meta-analysis. Int J Cancer. 2017;140(12):2805-2819. doi:10.1002/ijc.30691


Quelle:

http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Product_Information/human/000618/WC500033994.pdf

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