Donnerstag, April 18, 2024

Endometriumkarzinom leitliniengerecht behandeln

Die Bedürfnisse der Patientinnen mit Endometriumkarzinom sind nach Diagnose und Therapie der Krebserkrankung in der Regel sehr komplex.

Das Endometriumkarzinom ist eine Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut, an der typischerweise Frauen nach den Wechseljahren erkranken. In 10 bis 20 Prozent der Fälle tritt die Erkrankung jedoch vor der Menopause auf. Das mittlere Erkrankungsalter liegt aktuell bei etwa 69 Jahren, die Neuerkrankungsrate steigt mit zunehmendem Lebensalter.

 

S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge der Patientinnen mit Endometriumkarzinom

Unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) und der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) wurde eine interdisziplinäre S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge der Patientinnen mit Endometriumkarzinom veröffentlicht. „Die Empfehlungen der Leitlinie tragen dazu bei, nicht sinnvolle diagnostische Maßnahmen zu vermeiden und bei Patientinnen mit geringem Risiko eine unnötige Radikalität bei der Operation und überflüssige adjuvante Strahlen-und/oder Chemotherapien zu vermeiden“, erklärt Professor Dr. Günter Emons, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Georg-August-Universität Göttingen und Koordinator der Leitlinie.

 

Endometriumkarzinom – Operation und Bestrahlung

Oft weisen ungewöhnliche Blutungen aus der Scheide auf ein Endometriumkarzinom hin. 80 Prozent der Erkrankungsfälle werden im Stadium FIGO I diagnostiziert, in dem durch eine Operation und gegebenenfalls durch Bestrahlung Überlebensraten zwischen 81 und 90 Prozent erzielbar sind.

Beim operativen Eingriff entfernt der Operateur die gesamte Gebärmutter sowie die Eierstöcke und Eileiter auf beiden Seiten. Abhängig vom Stadium kann außerdem die Entfernung angrenzender Gewebe und der Lymphknoten im kleinen Becken nötig sein – der Lymphknotenbefall ist ein wichtiger prognostischer Marker. Aufgrund der Studienlage kommen die Autoren der Leitlinie allerdings zum Schluss, dass eine systematische Entfernung dieser Lymphknoten bei Patientinnen mit einem östrogenabhängigen Typ-I-Karzinom im Frühstadium (pT1a, G1/2) nicht als Routineverfahren empfohlen werden kann. Die aktuelle Studienlage spricht auch gegen eine adjuvante Chemo-oder Strahlentherapie beim frühen Typ-I-Endometriumkarzinom im Stadium pT1a/b G1 oder G2 cN0/pN0.

Die Bedürfnisse der Patientinnen mit Endometriumkarzinom sind nach Diagnose und Therapie der Krebserkrankung in der Regel sehr komplex. Ein Endometriumkarzinom und die Behandlung können Bauchdecken- und Adhäsionsbeschwerden, sexuelle Funktionsstörungen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Scheidentrockenheit sowie Harnblasen- und Darmstörungen auftreten. „Solche Beschwerden müssen nicht nur in der Primärtherapie, sondern auch im Rahmen der Rehabilitation und in der Nachsorge erfragt und behandelt werden“, sagt Professor Emons. Es ist wichtig, dass die Behandlung durch kompetente und interdisziplinäre Teams durchgeführt wird und dass die Patientinnen eingehend über die gesetzlichen Möglichkeiten zur Beantragung und Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen informiert und beraten werden.

Für den direkten Zugang zur neuen S3-Leitlinie nutzen Sie bitte folgenden Link: http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/endometriumkarzinom/

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