Donnerstag, März 28, 2024

Diabetisches Fußsyndrom und PAVK: Risiko für Amputationen ernst nehmen

Jeder vierte Diabetiker bekommt ein Diabetisches Fußsyndrom. Wobei Betroffene heutzutage das Risiko von Amputationen vermeiden bzw. verringern können.

Ein Diabetisches Fußsyndrom gehört zu den Spätfolgen einer Diabetes-Erkrankung und tritt immer häufiger auf. Dabei entstehen Wunden und Weichteil-Infektionen, die auch zu Amputationen führen können.

 

Diabetisches Fußsyndrom – Prävention gegen die chronischen Wunden und Amputationen

Ein Diabetisches Fußsyndrom, aus denen sich häufig chronische Wunden entwickeln, ist mit einem hohen Risiko für Amputationen vergesellschaftet. Viele Experten fordern eine adäquate Prävention, frühzeitige Diagnostik sowie stadiengerechte Wundbehandlung dagegen.

Denn durch eine konsequente Präventionsstrategie, rechtzeitige Therapie beim Gefäßspezialisten könnte man viele Fußulzera vermeiden und die Gefahr von erneuten Wunden verringern. Weiters wären auch viele Amputationen vermeidbar, bei rechtzeitig Verbesserung der arteriellen Durchblutung.

 

Konsequente Therapie bei Gefäßspezialisten sowie Gefäßchirurgen

Jedenfalls sollten betroffene Patienten sinnvollerweise zum Gefäßspezialisten und Gefäßchirurgen. Denn ein Diabetisches Fußsyndrom gehört in interdisziplinären Zentren mit Ausschöpfung aller Möglichkeiten einer arteriellen Revaskularisation konsequent behandelt. Dies kann aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin die Amputationsrate um bis zu 80 Prozent senken.

Das Risiko, eine sogenannte Gangrän zu entwickeln, ist beim Diabetiker 20- bis 50-mal höher als beim nicht diabetischen Patienten. Jeder vierte Diabetiker bekommt im Laufe seines Lebens ein diabetisches Fußsyndrom, welches meist in eine chronische Wunde übergehen.

Ein diabetisches Fußsyndrom macht in ungefähr 20 Prozent der Fälle eine Krankenhauseinweisung notwendig. Und circa 50 Prozent aller Krankenhaustage von Diabetikern.

 

Diabetisches Fußsyndrom mit Abstand häufigste Ursache für Amputationen

Ein diabetisches Fußsyndrom ist die mit Abstand häufigste Ursache für Amputationen. Man beobachtete in den letzten Jahren zwar eine Abnahme der Majoramputationen, aber die Gesamtzahl der Amputationen ist leider gleich geblieben. Entwarnende Berichte, die von wesentlich geringeren Amputationszahlen bei Diabetikern berichten, sind kritisch zu hinterfragen.

 

Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) – Gefäßerkrankung mit erhöhter Amputationswahrscheinlichkeit

Auch eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) ist neben dem Diabetes im fortgeschrittenen Stadium eine Gefäßerkrankung mit erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine Amputation. Die Prävalenz der PAVK steigt bei über 65-Jährigen bis auf 20 Prozent an.

Nur jeder vierte Patient mit einer PAVK entwickelt eine Symptomatik. Umgehungskreisläufe sowie die stoffwechselbasierte Adaptation des Muskels auf die Minderdurchblutung dienen der Kompensation. Im Stadium der sogenannten kritischen Extremitätenischämie zeigt sich nur bei 25 Prozent ein Jahr nach der Primärbehandlung eine Befundverbesserung. Die Rate der Majoramputationen (Amputationen proximal des Sprunggelenkes) liegt in diesem Zeitraum auch nach Revaskularisation zwischen fünf und zehn Prozent.

Insgesamt beträgt die Mortalität der PAVK fünf, zehn und 15 Jahre nach Diagnosestellung 30, 50 und 70 Prozent. Die Ursache hierfür ist in 80 Prozent der Fälle auf die kardiovaskuläre Morbidität, das heißt Herzinfarkt und Schlaganfall, zurückzuführen.

 

Gefäßchirurgie bei der Behandlung von Diabetikern und PAVK-Patienten

Die Gefäßchirurgie hat vor diesem Hintergrund bei der Behandlung von Diabetikern und Gefäßpatienten mit Bein-Durchblutungsstörungen einen hohen Stellenwert. Viele Amputationen wären vermeidbar, wenn bei Patienten mit diabetischem Fußsyndrom im Rahmen eines multidisziplinären Therapiekonzepts rechtzeitig an die Verbesserung der arteriellen Durchblutung gedacht würde. Dadurch könnten die Amputationsraten um 80 Prozent gesenkt werden.

Die moderne Gefäßchirurgie bietet sowohl die konventionelle Bypasschirurgie, die immer noch ihren berechtigten und wichtigen Stellenwert in der Behandlung von Durchblutungsstörungen hat, als auch eine Vielzahl minimalinvasiver endovaskulärer Verfahren und die oft notwendige chirurgische Wundbehandlung an.

Manchmal sind Kombinationen aus allen Verfahren, sogenannte Hybrideingriffe, sinnvoll und notwendig. Gefäßchirurgen spielen dabei eine zentrale Rolle.

Durch geeignete Prävention kann zudem die Zahl der Patienten mit diabetischem Fußsyndrom gesenkt werden und die große Gefahr erneuter rezidivierender Wunden gesenkt werden. Die Gefäßchirurgie muss deshalb heutzutage fester Bestandteil der Behandlung von Diabetikern und Patienten mit peripheren Durchblutungsstörungen (sogenannte Schaufensterkrankheit bis hin zur sogenannten kritischen Durchblutungsstörung) sein.

Unter dem Strich kann man durchaus das Risiko von Amputationen vermeiden beziehungsweise verringern. Die Gefäßchirurgie ist innerhalb der multidisziplinären Versorgungs- und Behandlungsstruktur von Patienten mit Diabetes und peripheren Durchblutungsstörungen der Beine ein kompetenter und essenzieller Partner sowie Ansprechpartner.


Quelle:

Diabetes und periphere Durchblutungsstörung: Wie können wir Amputationen vermeiden beziehungsweise verringern? Moderne Gefäßchirurgie als Ansprechpartner? Professor Dr. med. Dittmar Böckler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG); Ärztlicher Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie, Chirurgische Universitätsklinik Heidelberg, Universitätsklinikum Heidelberg. 136. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, März 2019, München

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