Mittwoch, April 24, 2024

Diabetisches Fußsyndrom: zu spät erkannt droht die Amputation

Wenn man ein Diabetisches Fußsyndrom zu spät erkennt, dann bleibt den betroffenen Diabetespatienten oft nur mehr die Entscheidung zur Amputation.

Ein Diabetisches Fußsyndrom kann unentdeckt oder falsch behandelt eine Amputation notwendig machen. Denn häufig werden die Anzeichen der Erkrankung zu spät erkannt. Um Symptome rechtzeitig zu diagnostizieren und die richtige Behandlung einzuleiten, empfiehlt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) eine Beratung mit DFS-Experten – auch per Telemedizin. Durch diese Videosprechstunden können behandelnde Ärzte eine Zweitmeinung einholen und so möglicherweise den Verlust der Extremität oder des Fußes vermeiden. Übrigens bekommt jeder vierte Diabetespatient im Laufe seines Lebens ein Diabetisches Fußsyndrom (DFS).

 

Wenn eine harmlose Fußverletzung ein Diabetisches Fußsyndrom mit Amputation verursacht

Bei vielen Patientinnen und Patienten ist der Auslöser für ein Diabetisches Fußsyndrom eine zunächst harmlose Fußverletzung. Allerdings ist das Immunsystem bei Diabetespatienten bereits geschwächt. Deswegen können sich kleine Verletzungen oder Druckstellen schnell zu großflächigen Wunden entwickeln, die das Gewebe zerstören.

Im Grunde genommen erkennen die Patienten solche Verletzungen oft zu spät und behandeln sie unzureichend. Infolge kann dann ein Diabetisches Fußsyndrom eine Amputation des Fußes (bzw. Unter- oder Oberschenkels) unausweichlich machen. Das ist auch für das Gesundheitssystem sehr kostspielig.

 

Telemedizinische Vernetzung zur Vermeidung von Beinamputationen

Ein Lösung zur Verringerung von großen Beinamputationen könnte die telemedizinische Vernetzung sein. Und zwar von Hausärzten und den Experten der Arbeitsgruppe Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Denn damit sich langfristig die Prognose von Diabetespatienten mit diabetischen Fußläsionen zu verbessert, muss eine interdisziplinären Zusammenarbeit erfolgen. Damit steigert man die Heilungschancen. Es sollte möglichst rasch nach Auftreten erster Symptome und der Diagnose ein Spezialist die richtige Behandlung einleiten.

An dieser Stelle setzt ein neues Konzept der Deutsche Diabetes Gesellschaft an. Dabei soll ein telemedizinisch basiertes Facharztkonsil für den diabetischen Fuß helfen, Risikopatienten rechtzeitig zu identifizieren. Das kann dann den Heilungsverlauf verbessern und verkürzen und Amputationen vermeiden. Außerdem überbrückt die Telemedizin Überweisungszeiten oder räumliche Distanzen. So kommen die betroffenen Patienten schnell in ein Behandlungsnetzwerk. Dies könnte wiederum eine adäquate ambulante Therapie oder eine rasche stationäre Behandlung ermöglichen.

 

Allgemeine Empfehlungen

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfiehlt Menschen mit Diabetes, prinzipiell auf gut sitzendes Schuhwerk zu achten. Denn bereits kleine Steine im Schuh können Druckstellen verursachen und unbemerkt die Haut schädigen. Weiter sollten Diabetiker bei warmen Temperaturen nicht barfuß gehen und die Füße vor einem Sonnenbrand schützen. Auch eine medizinische Fußpflege zur Vorbeugung eines Diabetisches Fußsyndroms ist sinnvoll. Allgemein gilt für Patienten mit Diabetes, dass eine Fußverletzung rasch vom behandelnden Arzt untersucht werden sollte.


Literatur

Chaudhary N, Huda F, Roshan R, Basu S, Rajput D, Singh SK. Lower Limb Amputation Rates in Patients With Diabetes and an Infected Foot Ulcer: A Prospective Observational Study. Wound Manag Prev. 2021 Jul;67(7):22-30. PMID: 34264200.

Sayiner ZA, Can FI, Akarsu E. Patients‘ clinical charecteristics and predictors for diabetic foot amputation. Prim Care Diabetes. 2019 Jun;13(3):247-251. doi: 10.1016/j.pcd.2018.12.002. Epub 2018 Dec 29. PMID: 30600172.


Quelle:

Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2019

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