Donnerstag, April 25, 2024

Kultursensible Betreuung der Diabetes-Erkrankung bei Migranten

Wegen der kulturellen Vielfalt ist es umso wichtiger, sich mit den Besonderheiten der Behandlung von Diabetes und Adipositas bei Migranten hinreichend auszukennen.

Im Grunde genommen nimmt die Anzahl an Migranten in unseren Breiten permanent zu. Etwa jeder vierte hier lebende Mensch hat einen Migrationshintergrund, bei hunderttausenden dieser Migranten liegt eine Diabetes mellitus Erkrankung vor. Wobei nicht nur sprachliche Probleme das Management der Stoffwechselerkrankung Diabetes bei Migranten im Alltag erschweren. Sondern das gilt auch für kulturelle sowie häufig auch bildungsbedingte Barrieren. Deswegen sollte man bei der Diagnose, Therapie, Beratung sowie Schulung von Migranten mit Diabetes auf sprachliche und kulturelle Unterschiede eingehen. Damit kann den behandelnden Ärztinnen und Ärzte sowie dem Diabetes-Schulungspersonal eine solche kultursensible Betreuung gelingen.

 

Diabetes bei Migranten

Jeder vierte in Deutschland lebende Mensch hat Migration als Hintergrund. Den größten Anteil haben Menschen mit türkischen Wurzeln, gefolgt von polnisch- und russischstämmigen Menschen. In den letzten Jahren kamen eine Reihe von Menschen aus Nordafrika und dem Nahen und Mittleren Osten dazu. Dies sind Regionen, in denen in den nächsten Jahren mit einer besonders hohen Zunahme der Inzidenz an Diabetes gerechnet wird.

In manchen Ethnien ist das Risiko für Diabetes höher als bei deutschstämmigen Menschen. Wie beispielsweise in der türkischstämmigen Bevölkerung. Wobei die kulturelle Vielfalt auch in den meisten Fällen eine Herausforderung bei der medizinischen Versorgung mit sich bringt. Deswegen ist es umso wichtiger, sich mit den Besonderheiten bei der Behandlung von Diabetes und Adipositas bei Migranten hinreichend auszukennen.

 

Menschen mit Diabetes und Migrationshintergrund sind aus vielerlei Gründen häufig unzureichend versorgt.

Oft werden Arztbesuche und Vorsorgeuntersuchungen nicht wahrgenommen, aus Angst, durch Krankschreibung oder andere medizinische Maßnahmen den Arbeitsplatz zu verlieren. So ist der Krankenstand bei den unter 65-jährigen Menschen mit Migration als Hintergrund niedriger als bei deutschstämmigen Menschen. Allerdings dreht sich das bei den über 65-Jährigen dann um. So bleibt der Diabetes lange Zeit unentdeckt und unbehandelt. Das betrifft auch besonders die Adipositas mit den damit verbundenen Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen.

In bestimmten Kulturen haben das gemeinsame Essen und Trinken eine große soziale und emotionale Bedeutung. Hingegen ist die eigene sportliche Aktivität oft weniger kulturell verhaftet. Die Ernährungsgewohnheiten und Speisen unterscheiden sich oft deutlich von der einheimischen Küche. Sie enthalten oft große Mengen an Kohlenhydraten. Aber selten sind sie ausreichend bekannt, damit der Behandler adäquat beraten kann.

 

Einschätzung der Krankheit und Religion

Auch spielt das Krankheitsverständnis eine wichtige Rolle. So wird oft eine Krankheit als Schicksal, als Sühne oder Prüfung Gottes gesehen, die geduldig ertragen werden muss. Durch Sprachbarrieren werden Probleme aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht angesprochen. Oder der Dolmetscher kann komplexe medizinische Zusammenhänge nicht richtig übersetzen. Oder sie gehen verloren.

Nicht selten spielt auch die Religion eine wichtige Rolle. So kann zum Beispiel die Zeit des Ramadans für das Diabetes-Team und den Patienten eine echte Herausforderung darstellen. Vor allem wenn eine Therapie mit Risiko für Hypoglykämie zum Einsatz kommt. Im Grunde genommen bestehen dazu aber wichtige Hilfestellungen und Tipps für die Beratung und Therapie von Diabetes bei Migranten.


Quelle:

STATEMENT » Diabetes und Adipositas bei Migranten – ein unterschätztes Problem «. Professor Dr. med. Werner Kern Tagungspräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Ärztlicher Leiter des Endokrinologikum Ulm. 15. Diabetes Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Kooperation mit der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG). Oktober 2021.

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