Bis in die 1990er Jahre hat man Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz empfohlen, zu viel Bewegung zu vermeiden, heute kennt man die positiven Effekte einer Bewegungstherapie, von Training und Sport.
Seit längerem weiss man, das körperliche Aktivität, Bewegungstherapie, Training und Sport, für Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz sehr zu empfehlen ist. Dabei muss man gewisse Vorgaben beachten. Doch die lange Zeit geltende These, dass Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz körperliche Anstrengung möglichst vermeiden sollten, gilt seit etwa 25 Jahren nicht mehr.
Ein überwachtes körperliches Training mit individueller Bewegungstherapie kann unmittelbar nach der Stabilisierung einer akuten Herzinsuffizienz im Krankenhaus gestartet werden. In Folge gibt es stationäre und ambulante Präventions- und Rehabilitationsprogramm, mit Ausdauer-, Kraft- und Atemtraining. In spezialisierten Einrichtungen können sogar auch Patienten mit implantierten Defibrillatoren oder linksventrikulären Unterstützungssystemen trainieren.
Körperliches Training in allen Herzinsuffizienz-Stadien
Erst Anfang der 90er-Jahre erfolgte ein Umdenken im Umgang mit körperlicher Belastung bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz. Heute ist körperliches Training mittlerweile Bestandteil jedes modernen Behandlungsmanagement in allen Stadien der Herzinsuffizienz. Es wurden auch einige spezielle Leitfäden zur Durchführung des Trainings veröffentlicht.
Körperliches Training bringt verschiedene positive Effekte bei schwerkranken Patienten. Die positive Wirkung kann auf Adaptionen der kardialen Funktion, von pulmonalen Parametern, aber auch von Veränderungen in der Skelettmuskulatur, des neurohumoralen Systems und der peripheren Gefäße zurückgeführt werden.
Insgesamt bringt körperliches Training einen deutlichen Zugewinn in der Lebensqualität. Darüber hinaus zeigen Meta-Analysen eine Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit sowie eine Senkung der Gesamtmortalität und der Rehospitalisierungsrate. Weiter konnte eine hohe Kosteneffektivität dieser Therapieform festgestellt werden, sodass Ausdauertraining als eine auch ökonomisch sehr attraktive Intervention anzusehen ist.
Bewegungstherapie, Training und Sport ist für Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz bei korrekter Anwendung nahezu unbedenklich
Das Risiko einer Bewegungstherapie, von Training und Sport, ist bei körperlicher Herzinsuffizienz sehr gering, wenn die Anwendung korrekt erfolgt. Beispielsweise konnte in einer Meta-Analyse mit insgesamt 2.387 Patienten, die 60.000 Trainingsstunden absolvierten, gezeigt werden, dass körperliches Training kein erhöhtes Risiko bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz verursachte.
Um Training und Sport beziehungsweise eine Bewegungstherapie optimal nutzen zu können, empfehlen Experten jedoch einen gezielten und kontrollierten Trainingsaufbau. Zu beachten sind dabei die Kontraindikationen und bestimmte Abbruchkriterien. Da die meisten positiven Effekte nach Beendigung des Trainings reversibel sind, sollte ein entsprechendes Rehabilitationsprogramm als Beginn einer langfristigen Änderung des Lebensstils angesehen werden.
Fazit
Im Grunde genommen führt regelmäßiges körperliches Training bei Herzinsuffizienz zu einer Verbesserung der Belastungstoleranz, der Koordination und der Muskelkraft. Weiter hilft es, eine Pflegebedürftigkeit und Hospitalisierung zu vermeiden. Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz können auch eine Verringerung der Gesamtsterblichkeit erreichen.
Literatur:
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