Donnerstag, März 28, 2024

Übergewicht nach der Chemotherapie bei Brustkrebs

Bei Patientinnen, die Brustkrebs überlebten, entwickelten nach der Chemotherapie schneller Übergewicht als Altersgenossen ohne Krebs.

Laut einer neuen Studie des Johns Hopkins Kimmel Cancer Centers entwickelten Patientinnen, die mit Chemotherapie ihre Brustkrebserkrankung überlebten, über einen Zeitraum von vier Jahren schneller Übergewicht als ihre krebsfreien Altersgenossinnen. Schließlich hatten die Krebspatientinnen auch eine familiäre Vorbelastung, wobei sie eine BRCA1- und BRCA2-Genmutation in sich trugen.



 

Übergewicht nach Chemotherapie erhöht auch das Risiko für ein Brustkrebs-Rezidiv

Die Ergebnisse früherer Studien lassen laut Forschern vermuten, dass Brustkrebs-Rekonvaleszente, die Übergewicht nach der Chemotherapie entwickeln, möglicherweise ein höheres Risiko für ein Brustkrebs-Rezidiv haben. Außerdem waren Zunahmen des Körpergewichts von mehr als 5kg weiters auch mit einem höheren Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen verbunden.

Die Langzeitstudie des Kimmel Cancer Center untersuchte Frauen mit einer familiären Vorbelastung, die Brust- oder Eierstockkrebs überlebten. Dann verglichen die Forscher 303 Brustkrebs-Überlebende mit 307 krebsfreien Frauen.

Die Studienteilnehmerinnen mussten zu Beginn einen Fragebogen zur Ausgangslage und nach vier Jahren ein weiterer Fragebogen ausfüllen.

Zudem vervollständigten sie ihre initialen und wenigstens einen Folge-Fragebogen in einem späteren, achtjährigen Zeitraum. Ein Viertel der Probandinnen waren jünger beziehungsweise prämenopausal.

 

Die Chemotherapie erhöhte das Risiko für Chemotherapie

In dem vierjährigen Zeitraum nahmen die rekonvaleszenten Teilnehmerinnen signifikant mehr Gewicht zu – im Schnitt 1,6kg – als die krebsfreie Vergleichsgruppe.

Von 180 der rekonvaleszenten Teilnehmerinnen, denen innerhalb der letzten fünf Jahre des Studienzeitraums die Krebsdiagnose gestellt wurde, hatten 37 (entspricht 21%) innerhalb von vier Jahren wenigstens 5kg zugenommen. Von der krebsfreien Vergleichsgruppe hatten lediglich 35 von 307 (entspricht 11%) soviel zugenommen.

 



Die Ergebnisse bezüglich der Gewichtszunahme blieben laut den Wissenschaftern auch nach Miteinbeziehen anderer gewichtssteigernder Faktoren, wie höherem Alter, Übergang zur Menopause und einem sinkenden Level an physischer Aktivität, dieselben.

„Unsere Studie lässt vermuten, dass die Chemotherapie einer der Faktoren ist, der bei rekonvaleszenten Brustkrebspatientinnen zu Gewichtszunahme und Übergewicht führt,“ erklärte Kala Visvanathan, M.B.B.S., M.H.S., Professor der Epidemiologie an der Johns Hopkins School of Public Health und Direktor des Clinical Cancer Genetics und Prevention Service am Kimmel Cancer Center.

Frauen, die innerhalb von fünf Jahren im Studienzeitraum eine Chemotherapie abgeschlossen haben, hatten gegenüber krebsfreien Studienteilnehmerinnen das 2,1-fache Risiko mehr als 5kg Körpergewicht zuzulegen.

„Es gibt nur begrenzt Daten über die Körpergewichtsveränderungen bei Brustkrebs-Überlebenden, inklusive derer in der Bevölkerung, die dafür ein erhöhtes Risiko aufweisen“, sagt Visvanathan.

„Viele Studien fokussieren sich nur auf rekonvaleszente Brustkrebspatientinnen, ohne dabei zu berücksichtigen, ob und wieviel Frauen ohne Krebs an Gewicht zunehmen, beziehungsweise ob die Zunahme durch den Krebs oder die darauffolgende Therapie bedingt wird“.

 

Verschiedene Faktoren verglichen

Der Vergleich zwischen Krebs-Überlebenden und krebsfreien Frauen fand unter Verwendung der Informationen aus den Antworten der Studienteilnehmerinnen und ihrer Krankenakten statt, und beinhaltete laut Wissenschaftern auch Faktoren wie Alter, menopausaler Status, körperliche Aktivität, mit krebs assoziierte erbliche Mutationen in den BRCA-Genen und Körpergewicht zu Studienbeginn.



Die Forscher sagten auch, dass sie unter den Brustkrebs-rekonvaleszenten und den krebsfreien Teilnehmerinnen mit familiärer Prädisposition zu Brustkrebs – inklusive derer mit BRCA1- oder BRCA2-Genmutation – eine höhere Prävalenz zu Übergewicht vorfanden, als bei den Teilnehmerinnen ohne familiäre Vorbelastung.

Unter den betreffenden Brustkrebs-Überlebenden waren 46,9% übergewichtig oder fettleibig und unter den betreffenden krebsfreien Teilnehmerinnen waren es sogar 55,1%.

Weiters nahmen Brustkrebs-Überlebende, die innerhalb von fünf Jahren vor ihrer initialen Gewichtsmessung die Diagnose bekamen und eine invasive Erkrankung mit Östrogen-unsensitiven Krebszellen hatten, im Durchschnitt um 3,3kg mehr zu als krebsfreie Frauen.

Die Statin-Anwenderinnen unter den Teilnehmerinnen, die mit Chemotherapie behandelt wurden, hatten im Schnitt 4,5kg mehr Körpergewicht zugenommen als krebsfreie Frauen, die Statinen einnahmen, und auch als Krebs-Überlebende und krebsfreie Frauen, die garkeine Cholesterinblocker zu sich nahmen.

 

Die Chemotherapie könnte auch zu weniger körperlicher Aktivität und damit zu einem höheren Risiko für Übergewicht führen

Unabhängig von Alter und menopausalem Status, scheint die Zunahme von Körpergewicht mit der Krebsbehandlung einherzugehen. Und zwar speziell bei Frauen, die mittels Chemotherapie behandelt werden. Und auch bei jenen, die eine Östrogen-Rezeptor-negative invasive Krebsart haben.

Die Johns Hopkins-Studie trägt zu der wachsenden Erkenntnis bei, dass Chemotherapie zu Übergewicht bei Krebspatienten führen kann, fügt Visvanathan hinzu. Aber nicht ohne darauf hinzuweisen, dass noch nicht klar ist, warum die Behandlung diesen Effekt hat.

 



Einige Wissenschafter meinen, dass die Chemotherapie Entzündungsprozesse und Insulinresistenz fördert, und damit den Stoffwechsel beeinträchtigt und Zunahme von Körpergewicht begünstigt. Patienten, die mittels Chemotherapie behandelt werden, könnten auch körperlich weniger aktiv und damit einer Zunahme des Körpergewichts stärker ausgeliefert sein.

„Wir beobachteten auch Biomarker in den Urin- und Blutproben unserer Überlebenden-Gruppe und in der krebsfreien Gruppe. Und zwar, um biochemische Veränderung durch die Gewichtszunahme verfolgen zu können,“ sagt Visvanathan.

 

Keine Empfehlungen

Unter Betonung der limitierten Aussagekraft einer solchen Studie und der Notwendigkeit einer längerfristigen Fortführung eben dieser, warnte Prof. Visvanathan, dass „wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Maßnahmen zur Gewichtskontrolle während einer Chemotherapie empfehlen können.“

„Aber wir schlagen vor, dass behandelnde Ärzte und ihre rekonvaleszenten Brustkrebs-Patientinnen – inklusive derer mit familiärer Vorbelastung – das Körpergewicht über einen längeren Zeitraum beobachten sollten“, fügte sie hinzu.

Die Wissenschafter halten ebenfalls fest, dass der Großteil der Teilnehmerinnen in der aktuellen Studie europiden Ursprungs ist. Und dass limitiert den Vergleich mit Frauen anderer Ethnien. Eine weitere potentielle Fehlerquelle der Studie sind die von den Frauen selbst berichteten Gewichtsdaten.

Allerdings überprüften die Wissenschafter in Stichproben die selbst-berichteten Gewichtsdaten. Dabei zeigte sich, dass die eigens erstellten Messdaten sehr nahe bei den Daten der Wissenschaftler lagen.




Literatur:

Amy L. Gross, Betty J. May, Jennifer E. Axilbund, Deborah K. Armstrong, Richard B.S. Roden, and Kala Visvanathan. Weight Change in Breast Cancer Survivors Compared to Cancer-Free Women: A Prospective Study in Women at Familial Risk of Breast Cancer. Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention, published OnlineFirst July 15, 2015; doi: 10.1158/1055-9965.EPI-15-0212

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