Freitag, März 29, 2024

Chemo- und Strahlentherapie bei Lungenkrebs auch im Alter wirksam

Eine Kombination von Chemo- und Strahlentherapie bei (kleinzelligem) Lungenkrebs bringt auch im hohen Alter eine gute Wirkung.

Im Grunde genommen gehört Lungenkrebs zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen. Zudem ist Lungenkrebs bei Männern die häufigste tödliche Krebsform. Beim kleinzelligen Bronchialkarzinom – einer Krebsform mit besonders schnellem Wachstum – kann die Kombination aus einer Chemo- und Strahlentherapie bei Lungenkrebs den Tumor am besten zurückdrängen.

Rezente Studienergebnisse zeigen, dass die Kombination Chemo- und Strahlentherapie bei Lungenkrebs auch bei Patienten jenseits des 70. Lebensjahres häufig vorteilhaft ist. Experten raten wegen der mit der Behandlung verbundenen Risiken allerdings zu einer genauen Auswahl der Patienten.

 

Chemo- und Strahlentherapie bei Lungenkrebs auch bei 70+ effektiv

Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht-invasive, hochpräzise Behandlungsmethode mit hohen Sicherheitsstandards und regelmäßigen Qualitätskontrollen. Bildgebende Verfahren wie die Computer- oder Magnetresonanztomografie ermöglichen eine exakte Ortung des Krankheitsherdes. Sodass die Radioonkologen die Strahlen dann zielgenau auf das zu bestrahlende Gewebe lenken können. Umliegendes Gewebe bleibt weitestgehend verschont.

Das kleinzellige Bronchialkarzinom, auf das etwa 15 Prozent aller Lungenkrebserkrankungen entfallen, wächst so rasch, dass eine Heilung durch eine Operation nur selten möglich ist.

Bei vielen Patienten wird der Tumor jedoch in einem Stadium entdeckt, in dem der Krebs die Lungengrenze noch nicht sichtbar überschritten hat. In diesem sogenannten „limitierten“ Stadium ist die gleichzeitige Chemo- und Strahlentherapie bei Lungenkrebs die derzeit wirkungsvollste Therapie.

 

Chemo- und Strahlentherapie bei Lungenkrebs im hohen Alter selten angeboten

Unter dem Strich bietet man derzeit älteren Patienten die Kombinationstherapie von Chemo- und Strahlentherapie bei Lungenkrebs eher selten an. Und dies, obwohl sie häufiger am kleinzelligen Bronchialkarzinom leiden als junge Patienten. Denn es besteht die Sorge, dass die Patienten ab einem gewissen Alter die Belastungen durch Zytostatika und Strahlen nicht verkraften und vielleicht sogar an den Folgen der Therapie sterben.

Diese Bedenken scheinen in vielen Fällen unbegründet zu sein, wie die Auswertung eines amerikanischen Patientenregisters zeigt. Eine dementsprechende Untersuchung analysierte die Daten von mehr als 8.600 Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs im limitierten Stadium, die auch nach dem siebzigsten Lebensjahr noch eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie erhalten hatten.

Das Ergebnis war erstaunlich. Die Überlebenszeit von Patienten, die sich nur einer Chemotherapie unterzogen, war auf neun Monate begrenzt. Hingegen überlebten Patienten, die bei Lungenkrebs eine Chemo- und Strahlentherapie erhalten hatten, im Durchschnitt 15,6 Monate. Wenn Chemo- und thorakale Strahlentherapie gleichzeitig durchgeführt wurden, stieg die Überlebenszeit sogar auf 17 Monate.

Nach einer kombinierten Radiochemotherapie waren 22 Prozent der Patienten noch nach drei Jahren am Leben, bei Verzicht auf eine Strahlentherapie waren es nur 6,3 Prozent.

 

Für die Mehrzahl der über 70-jährigen Patienten ist die Behandlung geeignet

Die Studie zeigt, dass eine intensivierte Therapie mit simultaner Chemo- und Strahlentherapie auch für ältere Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs vorteilhaft ist. Die Angst, dass Patienten im fortgeschrittenen Alter die kombinierte Behandlung nicht mehr verkraften, ist häufig unbegründet. Dafür sind auch Fortschritte in der Behandlung verantwortlich.

Denn Nebenwirkungen der Zytostatika kann man heute besser behandeln. Und die Dosisverteilungen können mit modernen Bestrahlungstechniken gezielter auf die thorakalen Tumore appliziert werden. Auf Komplikationen kann man heute schneller und effektiver reagieren.

Die kombinierte Radiochemotherapie könnte jedenfalls für die Mehrzahl der über 70-jährigen Patienten infrage kommen. In der US-Studie waren es 56 Prozent aller Patienten.

Die Behandlung ist jedoch nicht für alle Patienten geeignet. Denn bei mehreren Begleiterkrankungen, einem fortgeschrittenen Stadium und vor allem bei einem schlechten Allgemeinzustand raten Experten von einer intensivierten Behandlung ab.

Denn in der letzten Lebensphase, in der sich die Patienten befinden, zählt nicht allein die Zahl der zusätzlichen Lebensmonate. Wichtiges Ziel ist auch die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten.

Übrigens kann eine neoadjuvante Chemo- und Strahlentherapie das Langzeitüberleben von Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Stadium I-IIIA (NSCLC) deutlich verbessern. Bei Patienten über 75 Jahren ist die neoadjuvante Radiochemotherapie nicht mit einer Verbesserung des Überlebens verbunden.


Literatur:

Xi J, Du Y, Hu Z, et al. Long-term outcomes following neoadjuvant or adjuvant chemoradiotherapy for stage I-IIIA non-small cell lung cancer. A propensity-matched analysis. J Thorac Dis. 2020;12(6):3043-3056. doi:10.21037/jtd-20-898

Wang S, Zimmermann S, Parikh K, Mansfield AS, Adjei AA. Current Diagnosis and Management of Small-Cell Lung Cancer. Mayo Clin Proc. 2019;94(8):1599-1622. doi:10.1016/j.mayocp.2019.01.034

Atagi S, Mizusawa J, Ishikura S, et al. Chemoradiotherapy in Elderly Patients With Non-Small-Cell Lung Cancer: Long-Term Follow-Up of a Randomized Trial (JCOG0301). Clin Lung Cancer. 2018;19(5):e619-e627. doi:10.1016/j.cllc.2018.04.018

Corso CD, Rutter CE, Park HS, et al. Role of Chemoradiotherapy in Elderly Patients With Limited-Stage Small-Cell Lung Cancer. J Clin Oncol. 2015;33(36):4240-4246. doi:10.1200/JCO.2015.62.4270


Quelle: 

Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO)

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