Mittwoch, April 17, 2024

Remdesivir, Favipiravir & Co.: Antivirale Therapie gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2

Als antivirale Therapie gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2 könnten die Medikamente Remdesivir, Favipiravir sowie Lopinavir und Ritonavir wirksam sein.

Die Epidemie mit dem neuen Corona-Virus, nun als SARS-CoV-2 bezeichnet, die sich seit wenigen Wochen in China und zunehmend auch in anderen Ländern entwickelt, ist weltweit ein beherrschendes Thema. Die Frage, wie man diese Viren bekämpfen kann, ist daher natürlich hoch aktuell. Bisher gibt es keine spezifische antivirale Therapie gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2, Doch derzeit werden die Wirkstoffe Remdesivir, Favipiravir sowie Lopinavir und Ritonavir dagegen getestet.



Da die bei uns schon lange zirkulierenden humanpathogenen Coronaviren wie CoV-OC43 oder CoV-229E nur leichte respiratorische Symptome verursachen, SARS ausgerottet wurde, und Infektionen mit dem MERS Coronavirus nur selten vorkommen, war das bisher auch kein Thema von großer Bedeutung.

 

Medikamente als mögliche antivirale Therapie gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2 getestet

Die Forschung sucht nun intensiv nach Substanzen, die die Vermehrung von Coronaviren behindern können. Vor allem Medikamente, die schon für die Therapie gegen andere RNA-Viren eingesetzt wurden, und für die es schon Erfahrungswerte in der Anwendung am Menschen gibt, sind derzeit im Fokus der Forscher.


Anmerkung der Redaktion:

Aktuelle Studie konnten zeigen, dass die Wirkstoffe Ribavirin, Remdesivir, Sofosbuvir, Galidesivir sowie Tenofovir wirksame Arzneimittel gegen SARS-CoV-2 sein könnten. Dies gilt auch für das Nukleotid-Prodrug IDX184 sowie den Wirkstoff Setrobuvir.

Die jetzt vorgeschlagene Behandlung mit Hydroxichloroquin (seit langem generisch und sehr günstig) wird vor allem von den USA und Donald Trump sehr forciert. Dazu gibt es aber noch keine wirklich Bestätigung bezüglich der Wirksamkeit des Malariamittels. Hingegen ist das Nebenwirkungsprofil vor allem für Herz-Kreislaufpatienten äußerst problematisch. Beispielsweise wurde jetzt eine Studie mit hochdosiertem Chloroquindiphosphat deswegen abgebrochen. Allgemein sollten neue Daten in den kommenden Wochen mehr Klarheit bringen.


Antivirale Therapie mit Remdesivir gegen Ebola

Ein möglicher Kandidat ist jedenfalls die Substanz Remdesivir (GS-5734), die man bisher unter anderem zur Behandlung von Ebolavirusinfektionen einsetzte. Bei dieser Substanz handelt es sich um ein Nukleosidanalog, das bei der Virusreplikation in der Zelle in die neugebildete virale RNA eingebaut wird, und durch Hemmung der RNA-Polymerase zu einem vorzeitigen Abbruch der RNASynthese führt.



Remdesivir wurde in der aktuellen Ebolavirus-Epidemie in der Provinz Kivu in der Demokratischen Republik Kongo angewandt. Diese Epidemie ist leider immer noch nicht beendet, und geht derzeit im Schatten des Coronavirus Ausbruchs wenig beachtet weiter. Bisher wurden im gesamten Ausbruch 3433 Ebolainfektionsfälle an die WHO gemeldet. Davon starben 2249 Patienten, was schließlich einer Todesrate von in etwa 66% entspricht.

In vergleichenden Studien mit verschiedenen Medikamenten stellte sich heraus, dass Remdesivir bei der Behandlung von Ebolavirusinfektionen in seiner Wirkung nicht so erfolgreich war wie andere therapeutische Ansätze. Vor allem war es der Therapie mit bestimmten monoklonalen Antikörpern gegen Ebolavirus- Glykoproteine (mAb114, REGN-EB3) deutlich unterlegen.

 

Remdesivir gegen SARS-CoV 2

Aber schon früher wurde eine gewisse Wirksamkeit von Remdesivir gegen andere RNA-Viren gezeigt, wie gegen RSV oder Lassa Fieber Virus, und auch gegen SARS und MERS Coronaviren. Daher gilt dieser Substanz auch jetzt hohe Aufmerksamkeit. Und der erste Patient, der in den USA mit einer Infektion mit dem neuen Coronavirus aufgenommen wurde, erhielt auch Remdesivir intravenös (Holshue et al, NEJM, 2020).

Chinesische Forscher haben nun im Zellkulturmodell die Wirksamkeit von Remdesivir und anderen Substanzen gegen das neue SARS-CoV 2 untersucht (Wang et al., Cell Res. 2020). Den mit diesem Virus infizierten humanen Zellkulturen wurden einzelne Medikamente zugesetzt, und man beobachtete die unter Therapie entstehende Viruskonzentration im Überstand, sowie das Ausmaß der virusbedingten Zerstörung der Zellen.

Laut eines Berichts der Forscher aus Wuhan scheint Remdesivir in der Zellkultur tatsächlich die Virusvermehrung in den Zellen zu reduzieren. Und zwar auch in therapeutisch möglicher Dosierung. Und daher ist es ein Medikament, das nun für die Coronavirusbehandlung näher untersucht wird.



Interessanterweise konnte diese Studie auch eine Wirksamkeit von Chloroquin gegen die Virusvermehrung im Zellkultursystem zeigen. Der Mechanismus dieser Substanz könnte in einer Erhöhung des endosomalen pHWertes liegen, der für die Virus-Zellfusion wichtig ist.

 

Favipiravir, Ribavirin, Lopinavir/Ritonavir im Vergleich

Favipiravir ist ein anderes Medikament, das Wirksamkeit gegen RNA-Viren zeigt. Es ist ein Virostatikum, das die RNA-abhängige RNA-Polymerase verschiedener Viren hemmt. Deswegen analysieren es Forscher derzeit auch in Hinblick auf seine Wirksamkeit gegen Coronaviren.

Jedenfalls zeigen Ergebnisse aus China zur Sicherheit und Wirkung der Behandlung der COVID-Patienten durch Favipiravir, dass der Wirkstoffe die Keimeliminierung (Eradikation) des Virus beschleunigt. Das hilft dann bei der Milderung des Krankheitsverlaufs von COVID-19 Das Medikament hat vübrigens erhältnismäßig geringe Nebenwirkungen und eine hohe Verträglichkeit.

Auch die bei HIV-Patienten häufig angewandte Kombination der Proteasehemmer Lopinavir/Ritonavir wurde bereits zur Behandlung von Coronavirusinfektionen eingesetzt, und scheint bei SARS auch eine gewisse Wirksamkeit gehabt zu haben.

In einer aktuellen Studie im Mausmodell aber war Remdesivir deutlich wirksamer in der antiviralen Aktivität und in der Reduktion der Viruslast in der Lunge der Tiere. Und somit war es den Proteasehemmern sowohl in der prophylaktischen als auch in der therapeutischen Anwendung klar überlegen (Sheahan TP et al., Nat. Communications 2020).




Literatur:

Elfiky AA. Ribavirin, Remdesivir, Sofosbuvir, Galidesivir, and Tenofovir against SARS-CoV-2 RNA dependent RNA polymerase (RdRp). A molecular docking study [published online ahead of print, 2020 Mar 25]. Life Sci. 2020;117592. doi:10.1016/j.lfs.2020.117592

Sheahan, T.P., Sims, A.C., Leist, S.R. et al. Comparative therapeutic efficacy of remdesivir and combination lopinavir, ritonavir, and interferon beta against MERS-CoV. Nat Commun11, 222 (2020). https://doi.org/10.1038/s41467-019-13940-6

Michelle L. Holshue et al. First Case of 2019 Novel Coronavirus in the United States. The New England Journal of Medicine (NEJM)January 31, 2020. DOI: 10.1056/NEJMoa2001191

Wang, M., Cao, R., Zhang, L. et al. Remdesivir and chloroquine effectively inhibit the recently emerged novel coronavirus (2019-nCoV) in vitro. Cell Res (2020). https://doi.org/10.1038/s41422-020-0282-0


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Quelle:

VIRUSEPIDEMIOLOGISCHE INFORMATION” NR. 04/20-3. Elisabeth Puchhammer-Stöckl. Department für Virologie der Med. Universität Wien.

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